Denkendorf
Vivat "Ludwig"

Vor 200 Jahren reiste der König durch Denkendorf

15.06.2020 | Stand 02.12.2020, 11:10 Uhr
Portrait König Ludwig I. auf einem Geschichtstaler von 1830. −Foto: Repro/Schönwetter

Denkendorf - Für viele Bewohner im damaligen Herzoglich Leuchtenbergischen Herrschafts-Gerichtsbezirk Kipfenberg war es wohl der aufregendste Tag ihres Lebens.

Seine Majestät König Ludwig I. und seine Gemahlin Königin Therese sollten auf ihrer Reise von München nach Bad Brückenau eine kurze Wegstrecke durchs Fürstentum Eichstätt fahren. Bereits einige Tage zuvor hatte der Kipfenberger Herrschaftsrichter Gottlieb Meinel alle Vorkehrungen getroffen, um den königlichen Gästen einen herzlichen Empfang zu bereiten.

Die Majestäten erreichten am 19. Juni Ingolstadt. Am nächsten Morgen besuchte der König die Frühmesse in der Stadtpfarrkirche. Um 7 Uhr verließ das Königspaar unter dem Jubel der Bevölkerung Ingolstadt. Auf ihrer weiteren Strecke wurden sie von den Landwehrkompanien der Orte Vohburg, Gaimersheim und Kösching begleitet. An der Landesgrenze beim Schmalhäusel südlich von Denkendorf entließ der König die Eskorte und wurde vom Kipfenberger Herrschaftsrichter Meinel empfangen. Zu Ehren des Königspaares wurden zwei Pyramiden aufgestellt, darüber ein Bogen in den Nationalfarben weiß und blau, auf denen der Spruch "Gerecht und beharrlich" angebracht war. An den Pyramiden waren Schilder mit den Namen "Ludwig" und "Therese" befestigt. Richter Meinel erhielt die Erlaubnis, den Königlichen Wagen zu Pferd mit dem Kipfenberger Forstmeister Richstein, zwölf berittenen Forstamtspersonen und einer Abteilung der Landwehr-Kavallerie durch den Gerichtsbezirk bis zur Grenze des Landgerichts Beilngries begleiten zu dürfen. Die Landwehr wurde von Bataillons-Chef Sandner angeführt.

Links und rechts der Straße durch das Fürstentum hatten sich die Geistlichen mit ihren Gemeinden und der festlich geschmückten Schuljugend, die mit weißen und blauen Bändern gezierten Fabrikarbeiter von Prunn und eine große Menschenmenge aufgestellt. Böllerschlüsse und Vivatrufe begleiteten das Königspaar durch den ganzen Gerichtsbezirk.

Der Eingang zum Dorf Denkendorf war wieder durch einen Bogen geschmückt. Die Dorfjugend streute Blumen vor den Wagen und weiß-blau gekleidete Kinder überbrachten Blumenkränze. Die ganze Straße durch Denkendorf war beidseitig mit Bäumen geschmückt. Die Kipfenberger Landwehr-Kompanie unter der Leitung von Hauptmann Semler paradierte am Straßenrand und spielte einige Musikstücke. Vor dem Posthaus brachte der Herzoglich Leuchtenbergische Regierungs- und Justizkanzleidirektor Eisenhart aus Eichstätt in Begleitung mehrerer herzoglicher Beamter und Geistlicher Seiner Majestät und seiner Gemahlin die Versicherung unbegrenzter Ehrfurcht dar. Die Menschenmenge jubelte dem Königspaar zu, die Kirchenglocken wurden geläutet und Böllersalven wurden abgefeuert.

Der König rief den Landleuten zu, näher zu kommen und sprach zu ihnen: "Kommet näher, denn nirgends fühle ich mich wohler, als in der Mitte meiner geliebten Kinder. " Viele waren zu Tränen gerührt.

Unter dem Jubel der Menschenmenge verließ das Königspaar Denkendorf. Am Ortsrand war wieder ein großer, grüner Bogen aufgestellt, der mit weißen und blauen Bändern geschmückt war. Die weitere Reise führte über Beilngries nach Neumarkt, wo das Königspaare um 13 Uhr ankam, anschließend um 17 Uhr in Kastl und weiter nach Amberg.

Literatur: Eichstätter Intelligenzblatt No. 27 vom 7. Juli 1830, "Das Inland" (Tagblatt) vom 14. Juli1830, "Münchener-Conversations-Blatt" vom 25.Juni 1830).

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