Eichstätt
"Ein Wahnsinn"

Vor dem Pokalspiel gegen Hertha BSC arbeiten die Ehrenamtlichen des VfB am Anschlag

07.08.2019 | Stand 23.09.2023, 8:06 Uhr
"Heimspiel" der Eichstätter am Sonntag im Audi-Sportpark in Ingolstadt: Der Organisationsaufwand ist enorm. Und der VfB hofft auch noch auf weitere Ticketkäufe, denn die Ausgaben sind hoch. −Foto: Hauser/DK-Archiv

Eichstätt (EK) "Der Pokal hat seine eigenen Gesetze" heißt es so gerne, wenn unterklassige Amateurvereine in der DFB-Pokal-Hauptrunde Profimannschaften aus dem Turnier kicken.

Der Spruch gilt nicht nur auf dem Platz, sondern greift schon Wochen vorher - und zwar mit jeder Menge Vorgaben und Regularien, die die Heimmannschaft zu beachten hat. Deshalb arbeitet derzeit die Handvoll Ehrenamtlicher des VfB Eichstätt im Vorfeld des Pokal-Hits des Regionalligisten gegen den Bundesligisten Hertha BSC am Sonntag in Ingolstadt am Anschlag. Allen voran Fred Pfaller als offizieller Veranstaltungsleiter.

Pfaller war inzwischen im Vorfeld des Kicks allein schon wegen Sicherheitsgesprächen zum zehnten Mal in Ingolstadt: "Unglaublich, was da alles zu beachten ist", staunt der Jugendleiter des VfB Eichstätt. Den Job des Security-Chefs hat Sepp Schiebel übernommen, Fanbeauftragter ist Raffael Vergho. Erster Ansprechpartner neben Pfaller ist natürlich der Vereinsvorsitzende Thomas Hein - und jeder im Team hat ja noch einen Beruf im Alltag zu stemmen: "Das ist schon heftig zur Zeit", so Pfaller gestern: "Aber eben auch einmalig! ", setzt er nach.

Die organisatorischen Details, die gemäß den Richtlinien des Deutschen Fußballbundes (DFB) zu beachten sind, sind noch eine ganze Menge mehr als für übliche Ligaspiele - dabei sind auch die DFB-Sponsoren zu bedienen. "Eine Unmenge an Details, der Wahnsinn", sagt Pfaller. Es gibt einen minutiösen Ablaufplan für alle Beteiligten - angefangen von den Einlaufkids bis hin zum Putzdienst hinterher. Auch das Medieninteresse am Underdog ist vor dem Spiel enorm.

Allein schon die Sache mit den Bällen: Hier hätte der VfB eigentlich als Heimmannschaft freie Wahl gehabt, hätte also seine eigene, vertraute Ballmarke präferieren können. Dann hätte er allerdings 10 Bälle nach Berlin schicken müssen - damit der Gegner sich auch darauf einstellen kann: 150 Euro pro Stück, den Versand noch gar nicht mitgerechnet. "Für uns ist das schon viel Geld", sagt Pfaller. 1500 Euro sind das komplette Budget einer VfB-Jugendmannschaft. Und das reguläre Budget des Regionalligisten für die gesamte Saison nach wie vor nur 200000 Euro - andere Regionalligisten kommen locker auf das Drei- und Mehrfache. Deshalb hat Hertha da schon einmal unbürokratisch ausgeholfen: Jetzt wird mit Berliner Bällen gespielt.

Ein warmer prasselnder Einnahmeregen - wie so oft kolportiert wird - ist das Heimrecht für die Eichstätter in der ersten Hauptrunde des Pokals offenbar ebenfalls nicht. Zwar lässt der DFB dem VfB gut 170000 Euro an Vermarktungsgeldern zukommen - davon gehen aber schon mal 50000 Euro als Pauschale an den Bayerischen Fußballverband. Blieben knapp 130000 Euro, wenn denn das kleine heimische Liqui-Moly-Stadion des VfB die DFB-Auflagen für ein solches Topspiel erfüllen würde. Doch die Eichstätter müssen bekanntlich nach Ingolstadt und sich im dortigen Audi-Sportpark einmieten: Und das verschlingt einen Großteil dieser Einnahmen.

Denn die Ingolstädter gehen zwar "sehr partnerschaftlich und kollegial" mit den Eichstättern um, wie Pfaller betont. Das ändert jedoch nichts an der Kostenfrage. Über genaue Zahlen ist in den Miet- und Dienstleistungsverträgen Vertraulichkeit vereinbart. "Es ist aber ein hoher fünfstelliger Betrag", bestätigt Pfaller, inklusive Miete und sämtlicher Dienstleistungen, vom Catering angefangen bis hin zur Security. Und hier reicht schon ein Blick auf das Sicherheitspersonal: Bei regulären Liga-Heimspielen in Eichstätt sind zwei gewerbliche Security-Kräfte im Einsatz, am Sonntag werden es 140 sein. "Das kann sich jeder selbst hochrechnen", sagt Pfaller zu den Kosten. Auch die Einnahmen aus den Ticketverkäufen kann der VfB nicht allein für sich verbuchen: Die werden, so wollen es die DFB-Regularien, zwischen beiden Vereinen 50:50 aufgeteilt. Auch für jede Freikarte müsste der VfB eigentlich die Hälfte des Wertes an Hertha abtreten; für die 20 Karten zugunsten des Kinderdorfs drücken die Berliner jedoch gerne ein Auge zu, und weitere Freikarten gibt es nicht. Zudem hat der VfB als Heimmannschaft dem Gast noch eine Anreisepauschale von 7000 Euro zu zahlen. Dass da ein notorisch klammer Amateurverein gegen einen millionenschweren Profiklub antritt, spielt in den DFB-Statuten keine Rolle.

Deshalb war das Kalkulieren der Ticketpreise ein Balanceakt: "Wir wollten die Stehplatzkarten möglichst günstig halten, damit auch wirklich jeder kommen kann", sagt Pfaller: Mit 11 Euro ist das auch gelungen. Die Sitzplatzkarten mit 30 bis 42 Euro auf der Gegengeraden - die Haupttribüne ist VIP-Bereich und kostet 129 Euro- kommen manchem Fan jedoch schon etwas teuer vor und sind tatsächlich im oberen Bereich vergleichbarer Preise angesiedelt, aber dieses Spiel sei ja für den Verein eine "absolut einmalige Angelegenheit". Bis gestern waren rund 4300 Tickets verkauft. Pfaller und der VfB hoffen nun noch auf möglichst viele Kurzentschlossene, die in Grün-Weiß am Sonntag den Weg in den Audi-Sportpark nach Ingolstadt finden und den VfB bei diesem Jahrhundertspiel unterstützen wollen. Anstoß ist um 15.30 Uhr.
 

Eva Chloupek