Eichstätt
Rinnsal statt Strom

Die meisten Autos im Landkreis nutzen herkömmliche Kraftstoffe - aber es verändert sich etwas

29.01.2020 | Stand 23.09.2023, 10:14 Uhr
Florian Kurz
Neu- und Gebrauchtwagen bei einem Autohändler. - Interesse ja, Kauf eher nicht: Alternative Antriebe spielen auf deutschen Straßen nach wie vor nur eine kleine Rolle. −Foto: Sebastian Kahnert/dpa-Zentralbild/dpa

Eichstätt - Ladesäulen an jeder Ecke und Stromer auf den Straßen: Eine Auto-Utopie, die wohl noch auf sich warten lässt.

Zwar sind viele Autofahrer seit Abgasskandal und Fahrverboten nicht mehr so unbeschwert auf den Straßen unterwegs wie noch vor zehn Jahren, aber die E-Wende ist noch nicht in Sicht - zumindest, was den Landkreis Eichstätt angeht.

Einerseits wurden mehr E-Autos zugelassen: 2014 waren es 10, im letzten Jahr 80. Andererseits ist das im Vergleich zum Gesamtbestand von 134.418 Fahrzeugen im Landkreis eine verschwindend geringe Zahl. Bei den Hybriden sieht es ähnlich aus. Auch die haben sich zwar mehr als verachtfacht, in absoluten Zahlen wurden 2019 aber nur 177 neue Hybride zugelassen. Der Anteil von E-Autos und Hybriden, bezogen auf den gesamten aktuellen Fahrzeugbestand im Landkreis, liegt bei 0,8 Prozent. Das Landratsamt selbst nutzt drei E-Autos, Landrat Anton Knapp fährt Hybrid: "Weil ich dadurch viele Kurzstrecken im Landkreis elektrisch zurücklegen kann und auch die Infrastruktur der Ladesäulen sehr gut kennen lerne. " Bei der Bundesnetzagentur sind für den Landkreis zurzeit 21 Ladesäulen gemeldet, die meistens über zwei Anschlüsse verfügen. Das Ladesäulenregister lässt sich online bei der Bundesnetzagentur (www. bundesnetzagentur. de) einsehen und wird monatlich aktualisiert.

Auffällig sind die Kfz-Zahlen ab dem Jahr 2015, in dem der Abgasskandal publik wurde. Volkswagen hatte zugegeben, Software manipuliert zu haben, um Dieselmotoren sauberer erscheinen zu lassen. Das könnte zwei Dinge erklären: Erstens sinken ab 2015 die Zahlen der Neuzulassungen. Von 2011 bis 2014 wurden im Schnitt jährlich 5762 neue Autos zugelassen, ab 2015 dann nimmt die Zahl kontinuierlich ab, von 5792 auf 4790 neu zugelassene Fahrzeuge, also gut 1000 weniger.

Zweitens ist seit 2015 der Anteil an Diesel-Autos gesunken, von 1836 auf 1371, die Benziner hingegen zogen von 2063 auf 2282 an. "Ich würde schon sagen, dass die Bürger sich unsicher waren und nicht wussten, wie es weitergeht", sagt Christopher Heigl, Fachbereichsleiter der Kfz-Zulassungsbehörde. Und nachdem sich der Skandal von VW auf andere Konzerne ausgeweitet hat, sei die Unsicherheit noch gestiegen. "Ich habe auch von Bürgern, die einen Benziner haben, gehört, dass sie sich fragen: Was kommt da noch? ", sagt Heigl, der auch eine Vermutung anstellt: Womöglich rechnen einige damit, dass es irgendwann eine Abwrackprämie gibt, wenn sie zu Elektro oder Hybrid wechseln. "Es heißt ja, dass sich die Bürger im Schnitt alle neun Jahre ein neues Auto anschaffen", sagt Heigl. Vielleicht schieben jetzt einige den nächsten Autokauf noch eine Weile vor sich her und warten ab, ob weitere Verbote kommen oder Förderungen durch den Staat. Womöglich hat dieser Trend 2015 begonnen und hält bis heute an. Vielleicht ändert sich ja tatsächlich irgendwann etwas - "vielleicht kommt auch gar nichts", sagt Heigl, es sei ungewiss, wie es weitergehe.

Trotzdem stieg die Anzahl der Autos im Landkreis, von 128.947 im Jahr 2011 auf 134.418 im letzten Jahr. Denn die Ummeldezahlen in den letzten zehn Jahren sind ziemlich gleich geblieben - von der Unsicherheit sind offenbar nur Neuwagen-Käufe betroffen. Außerdem stieg die Einwohnerzahl stetig, in den letzten neun Jahren von 123.961 auf 132.801, und die neuen Bürger bringen ihre Autos mit.

EK

Florian Kurz