Schönfeld
Über die Berge bis zur See

Thomas Bittl absolvierte erfolgreich das Mountainbike-Etappenrennen "JoBerg2c" in Südafrika

17.05.2018 | Stand 23.09.2023, 3:16 Uhr
Karola Schäffer
Ob schwimmende Brücke oder einfach nur Schlamm: Abenteuerlich war der Streckenverlauf für Thomas Bittl immer. −Foto: Foto: Schäffer/jetlineactionphoto

Schönfeld/Johannesburg (EK) Wieder einmal zog es den Schönfelder Thomas Bittl zu einem Highlight der internationalen Mountainbikeszene, bei dem sich 750 Starter aus 29 Nationen versammelten.

Das "JoBerg2c" ist ein Mountainbike-Etappenrennen. Die einfache Abkürzung steht für "Johannesburg - über die Berge zur See": eine Distanz von über 900 spannenden Kilometern an neun Tagen durch vier Provinzen Südafrikas. Tagsüber lag die Temperatur bei fast 30 Grad, aber da der Großteil des Rennens auf Höhen über 1500 Meter stattfand, wurde es nachts ziemlich frisch - bis unter Null Grad, wie Thomas Bittl erzählt.

Auf der gesamten Tour sah er keine einzige Stadt. Kleinere Ortschaften und Siedlungen wurden lediglich gestreift; die Übernachtungs-Camps befanden sich in der Regel an großen Farmen oder an idyllischen Plätzen. Vom Start 50 Kilometer südlich von Johnannesburg bis zum Ziel am Strand von Scottburgh am Indischen Ozean waren die Biker meist "offroad" unterwegs: Die 900 Kilometer lange Strecke hat einen Asphaltanteil von gerade einmal zehn Kilometern, einen Singletrail-Anteil von 250 Kilometern und besteht ansonsten aus Schotterpisten oder Wald- und Wiesenwegen.

Da der Streckenverlauf nicht ausgeschildert war, musste jeder Fahrer ein GPS-Navigationsgerät mit sich führen. Bei den Tagesetappen gab es bis zu drei Verpflegungspunkte mit jeweiligen Zeitlimits. Die Tagesabläufe hatte Thomas Bittl schnell verinnerlicht, wie er erzählt: "Um 5.30 Uhr dröhnte aus den Lautsprechern als Weckruf Thunderstruck von AC/DC, so dass die Zeltstangen vibrierten und der Puls in Wallung geriet, nach dem Frühstück war um 7 Uhr Rennstart".

DER AUFWÄRMTAG

Bei der ersten Etappe wurden die Fahrer auf eine 116 Kilometer lange Reise geschickt. Bei Kilometer 23 hatte Thomas Bittl zwei platte Reifen gleichzeitig - aber die Panne war recht schnell behoben und blieb sein einziger Defekt während des gesamten Rennens. Bei Kilometer 58 wurden die Biker mit Motorbooten des lokalen Dragon-Boot-Clubs über den Vaal-Fluss gebracht.

UNENDLICHE WEITEN

Auch die zweite Etappe (93 Kilometer) führte über schnelle Schotterpisten durch unendliche Weiten: Agrar- und Weideflächen, soweit das Auge reichte. Kurzzeitig verlief die Strecke auf einer Bahnstrecke und später führte ein Trail mitten durch ein riesiges Maisfeld.

DIE DRACHENBERGE

Ging es zu Beginn der dritten Etappe (122 Kilometer)noch über Wiesenwege, wurde es nach einer Durchquerung eines Baches schlammig und auch nebelig. An einer Stelle blieb Bittl bis zu den Knien im Schlamm stecken und musste den Inhalt einer Trinkflasche opfern um das Schaltwerk wieder sauber zu bekommen. Der Nebel löste sich rasch auf, die Strecke wurde trocken und schließlich ragte ein Tafelberg in den Himmel. Die Überquerung dieses Tafelberges, schon fast am am Ende der Tagesetappe, kündigte den Übergang von der Ebene in die Bergwelt an. Die Etappe endete am Ufer des Sterkfontein-Staudammes auf 1700 Meter Höhe, das höchstgelegene Camp des Rennens.

BERGE UND BUSCH

Einen speziellen Höhepunkt bot die Felskante "Great Wall my China", an dem der Trail auf der vierten Etappe (94 Kilometer) entlang führte. Kurz riskierte Bittl einen Blick nach unten. Der senkrechte Abgrund erstreckte sich mehrere Hundert Meter tief. Nach einer berauschenden Abfahrt kündigte sich der nächste interessante Geländewechsel an: ab der Etappenmitte verlief der weitere Streckenabschnitt auf Pfaden quer durch den Busch.

ANSPRUCHSVOLL

Auf der fünften Etappe (122 Kilometer begannen die großen Aufstiege der zentralen Drachenberge. Auch eine 25 Kilometer lange Singletrail-Abfahrt ließ das Adrenalin in die Höhe schießen. Der Biker musste richtig aufpassen, um bei den Abfahrten im Geschwindigkeitsrausch nicht übermütig zu werden.

WINDIGE HOCHPLATEAUS

Die sechste Etappe (98 Kilometer führte an der Grenze zum Königreich Lesotho entlang. Hier ging es über den Snow Top Pass, mit 1864 Meter der höchste Punkt der Tour. Nach der Abfahrt änderte sich die Landschaft - aus den kargen Hochplateaus wurden grüne Kiefernwälder. An einem Fluss war anstatt einer Brücke ein Seil gespannt, also schulterte Thomas Bittl das Bike und hangelte sich am Seil entlang ans andere Flussufer.

MAJESTÄTISCHE KULISSE

In den Talsohlen wurden auf der siebten Etappe (82 Kilometer) die Wälder der Provinz KwaZulu-Natal kurzzeitig sogar etwas tropisch. Der weitere Streckenverlauf bot durch rasante Abfahrten Singletrail-Vergnügen pur. Höhepunkt der Etappe war eine Flussüberquerung auf einer sogenannten schwimmenden Brücke: Die Überfahrt war etwas wackelig, um einen Tauchgang zu vermeiden durfte man keinesfalls darauf stehenbleiben.

TIEFE SCHLUCHTEN

Gleich zu Beginn der achten Etappe (99 Kilometer) führte der Weg in einen Downhill-Abschnitt, der volle Konzentration verlangte. Er führte 700 Meter hinab in die Umkomaas-Schlucht in eine sehr tropische Talsohle. Später stand wieder eine Flussdurchquerung bevor. Vom Flussufer sah es fahrbar aus. Mittig machte das Flussbett jedoch einen Absatz nach unten und Bittl blieb im Wasser stecken, also schulterte er schnell das Bike und floh damit aus der kühlen Erfrischung.

KLASSE AMBIENTE

Im ständigen Auf- und Ab ging es am letzten Tag (84 Kilometer) durch Zuckerrohrplantagen, und es schien, als würden sie kein Ende nehmen. Aber plötzlich tauchte am Horizont silbern glänzend der Ozean auf, das Ziel der vergangenen neun Tage. Die Zieleinfahrt erfolgte spektakulär über den Strand auf des Grundschulgelände Scottburghs. "Und das war dann auch das höchste der Gefühle: Im Ziel wurde die Medaille überreicht und mit Champagner auf das 9-Tages-Erlebnis angestoßen!" , erinnert sich Thomas Bittl.

DAS FAZIT

Sein Ergebnis, der 16. Platz in der Wertung nach Altersklasse (Men 29-39), habe ihn selbst überrascht, so Thomas Bittl. "Ich hatte mich auf das Rennen vorbereitet und das Ding durchgezogen, und es lief einfach richtig gut! Mit leichten Schürfwunden durch einen Sturz hat das Rennen nur geringe Spuren hinterlassen, das wurde hingenommen und akzeptiert, denn die Teilnahme bedeutete für mich nicht nur harte Arbeit, sondern vor allem, eines der schönsten Länder der Erde kennenzulernen."

Karola Schäffer