Eichstätt
Sport mit "Spirit"

Quidditch gibt es nicht nur im Harry-Potter-Roman - auch in Eichstätt wird gespielt

20.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:51 Uhr
Viel Action: Beim Quidditch, dem Fantasiesport aus der Harry-Potter-Reihe, geht es zur Sache ? auch wenn die Besen natürlich nicht fliegen können. Seit vergangenem Semester gibt es den Sport auch in Eichstätt. −Foto: Fotos: upd/Föckersperger

Eichstätt (EK) Die Begriffe Quaffel, Klatscher und Schnatz dürften kaum jemandem bekannt sein, der die Fantasy-Reihe Harry Potter nicht kennt. Das Spiel erfreut sich jedoch zunehmender Beliebtheit, mittlerweile gibt es auch in der Domstadt eine Quidditch-Mannschaft.

Seien wir ehrlich: Wenn 14 junge Menschen auf Plastikbesen über eine Wiese laufen und sich gegenseitig wie beim Völkerball abwerfen oder versuchen einen platten Volleyball durch Ringe zu befördern, dann darf man sich geflissentlich die Augen reiben. Dass es sich dabei allerdings um eine ernstzunehmende Sportart handelt, erzählt die Studentin Laura Stahmer von der Universität Eichstätt, die sich um die KU-Quidditch-Gruppe kümmert. "Es ist eine Mischung aus Handball, Völkerball und Rugby", erklärt sie. Entwickelt wurde die Sportart 2005 von amerikanischen Studenten, basierend auf den britischen Harry-Potter-Romanen, in denen der Protagonist Harry der sogenannte Sucher ("Seeker") in einem der Quidditch-Teams seiner Zauberschule Hogwarts ist. Da Nicht-Zauberer in der beliebten Romanreihe "Muggel" genannt werden, heißt die Sportart hierzulande offiziell "Muggel-Quidditch" - der Korrektheit halber, versteht sich.

Dass es dabei "richtig zur Sache" geht, wie die 20-jährige Wahl-Eichstätterin es beschreibt, sorgt für große Unterhaltung: "Wir schwitzen, tun uns weh und haben Spaß", grinst die Sportlerin. Die Sportart erfreut sich Stahmer zufolge immer größerer Beliebtheit, auch in Deutschland. 2016 fanden die Weltmeisterschaften in Frankfurt am Main statt. Selbstverständlich gibt es auch ein offizielles Regelwerk sowie Landesverbände, die Ligen und Turniere ausrichten. Die Quidditch-Teams sind immer gemischtgeschlechtlich, die Gemeinschaft hält zusammen. Das schätzt die 20-jährige Lüneburgerin sehr: "Es ist nicht nur ein Sport, sondern auch eine Lebensart", beschreibt sie den "Spirit", also den Geist, des Quidditch. Alle helfen sich gegenseitig, es sei eine sehr liberale Gemeinschaft, in der Frauen und Männer gemeinsam Sport treiben. Dafür muss man lediglich "ein bisschen verrückt sein", noch dazu nicht zwingend sehr sportlich - zumindest nicht von Haus aus. Kontaktfreude und Offenheit seien dabei zwei Schlagworte, mit denen die Spieler beschrieben werden können, erzählt die 20-Jährige.

Doch wie funktioniert Quidditch eigentlich? Die Grundregeln sind dem Fantasie-Spiel angepasst. Das heißt: Die Spieler müssen während des Spiels die gesamte Zeit über einen Besen zwischen den Beinen behalten. Jedes Team schickt sieben Spieler auf das ovale Spielfeld: Drei "Jäger" passen sich den Quaffel (einen leicht platten Volleyball) zu und versuchen, durch einen der drei unterschiedlich hohen Ringe des gegnerischen Teams zu werfen, um zehn Punkte pro Tor zu erzielen. Der Hüter verteidigt die eigenen Ringe des Teams. Zwei "Treiber" spielen mit "Klatschern" (drei Völkerball-ähnlichen Dodgebällen), die sie nach gegnerischen Spielern werfen, um diese kurzzeitig aus dem Spiel zu nehmen.

Wer von einem Klatscher getroffen wurde, muss vom eigenen Besen absteigen und darf nicht ins Spiel eingreifen, ehe er die Ringe des eigenen Teams berührt hat. Der "Sucher" des Teams versucht, den "Schnatz" zu fangen. An dieser Stelle ein wesentlicher Unterschied zum Buch: Der Schnatz ist beim Muggel-Quidditch ein Unparteiischer, der an seinem Hosenbund einen Tennisball in einer Socke befestigt hat, den er verteidigt (im Roman ist das ein geflügelter, selbstfliegender Ball). Wird der Schnatz gefangen, das heißt die Socke herausgezogen, endet das Spiel und der erfolgreiche Sucher erzielt 30 Punkte für sein Team. Die Spieldauer hängt vom Erfolg der Sucher ab.

Vor Kurzem haben Laura Stahmer und ihr noch junges Quidditch-Team Besuch aus München und Augsburg erhalten. Neben Passau sind das die einzigen weiteren bayerischen Quidditch-Standorte, sagt Stahmer. Gemeinsam wurde auf der Uniwiese geklatscht, gesucht und gejagt - ein voller Erfolg. Eigene Partien auszutragen ist mangels Mitspielern in Eichstätt noch nicht möglich, auch deshalb gab es das städteübergreifende Treffen. Nun hofft die Eichstätter Quidditch-Pionierin, die anfangs selbst ein wenig skeptisch war, auf Neuzugänge.

Julian Bird