Kipfenberg
Spätantike "Shopping-Welt"

Das Römer- und Bajuwarenmuseum Kipfenberg bietet eine virtuelle Einkaufstour als Geschichtsstunde an

31.03.2020 | Stand 02.12.2020, 11:38 Uhr
Bajuwarenkinder haben vor dem Römermuseum Kipfenberg gefeilscht, als es noch keine Coronakrise samt Kontaktverbot gab. Den Römerladen hat das Museum nun ins Internet verlagert. −Foto: Stougard

Kipfenberg - Für die Zeit der Schließung bietet das Römer- und Bajuwarenmuseum auf Burg Kipfenberg Geschichtsunterricht für zu Hause an.

Im Internet können Schüler und andere Geschichtsinteressierte eine Zeitreise in die "Shopping-Welt" der alten Römer und Germanen unternehmen. Dreh- und Angelpunkt ist ein "Römerladen", in dem man ausgiebig stöbern kann. Dabei lernt man, wie globaler Handel in der spätantiken Gegend des Limes funktionierte.

Angesiedelt ist der Shop in der geschichtlichen Szenerie des 2. und 3. Jahrhunderts, einer Zeit, als die Römer mit ihren germanischen Nachbarn am Limes regen Handel trieben und um Waren feilschten. Doch welche Waren wanderten über den Ladentisch? Zu welchem Preis? Und wo kamen die Produkte eigentlich her? Eine virtuelle Shoppingtour im Römerladen gibt Aufschluss. In den gut sortierten Ladenregalen warten heimische und importierte Konsumgüter der antiken Welt, von Grundnahrungsmitteln über Haushaltsutensilien und Kleidung bis hin zu Luxusartikeln wie Stinkasant, Pfeffer und Schminke. Jedes einzelne Produkt kann in den Warenkorb gepackt werden, aber nur, falls es saisonal lieferbar ist. Doch Vorsicht: Zwischen Holzäpfeln, Einkorn und Datteln tummeln sich auch ein paar Fake-Produkte unserer heutigen Zeit. Daher sollte man jeden Artikel genau unter die Lupe nehmen, um Herkunft und Lieferzeit zu prüfen. Jedes Produkt im Laden offenbart seine eigene kleine Kulturgeschichte und verrät, wozu es gut ist. Wer will, kann für seine Einkaufstour sogar in die Rolle einer antiken Figur schlüpfen. Vom knallharten Hauptmann über den faulen Soldaten und störrischen Teenager bis hin zur eitlen Offiziersgattin und fleißigen Schneiderin - die breite Limes-Gesellschaft ist mit kleinen amüsanten Biographien am Römerladen versammelt, alle sind in ihrem Alltag miteinander vernetzt. Und sie müssen knifflige Aufgaben lösen, wofür sie bestimmte Artikel aus dem Römershop brauchen. Für weitere Rollenspiele kann die Liste des Warenkorbs ausgedruckt werden. Sich die antiken Lieblingsprodukte nach Hause ins 21. Jahrhundert liefern zu lassen, funktioniert allerdings nicht.

Das Stöbern im Laden soll Unterhaltung und eine spannende Geschichtsstunde sein. Museumsleiterin Claudia Stougard, die sich den Römerladen ausgedacht hat, ist überzeugt, dass ein Blick auf die Geschichte auch zu einer neuen Sichtweise auf unsere eigene Konsumwelt beitragen kann. Denn eins stehe fest: Unbegrenzter globalisierter Handel, Sehnsucht nach Luxusartikeln und die Einstellung, dass gute Ware möglichst wenig kosten soll, sind nicht erst Phänomene der Gegenwart. Daher stellt das Museum auch kostenlose Arbeitsblätter zur Verfügung, die einladen, Gegenwartsthemen wie regionalen Einkauf, fairen Handel oder Nachhaltigkeit zu diskutieren. Weitere Arbeitsblätter vermitteln Wissen zu antiken Handelsrouten, Preisentwicklungen und Gewichten.

Der Römerladen ist ein kostenloses Lernangebot des Römer- und Bajuwarenmuseums Kipfenberg. Er ist online zu erreichen über www. roemer-taberna. de. Die Warenkörbe können im Netz individuell gefüllt und für weitere Projekte ausgedruckt werden. Die Arbeitsblätter können ebenfalls kostenlos heruntergeladen werden.

EK