Eichstätt
Sechs Vorsitzende in sechs Jahrzehnten

Briefmarkensammler feierten Jubiläum - Aber die Zahl der Mitglieder nimmt rasant ab

22.07.2018 | Stand 02.12.2020, 16:01 Uhr
1906 gab es kurzzeitig in Eichstätt bereits einen Briefmarkenverein, er schlief schnell wieder ein. −Foto: Foto: Nieberle (Repro)

Eichstätt (nie) Auf die Gründung des Vereins vor 60 Jahren blickten die Eichstätter Briefmarkensammler in ihrer jüngsten Monatsversammlung zurück.

Vorsitzender Rudolf Nieberle hatte sich dazu in der Vereinschronik umgesehen.

Begonnen hatte das Sammeln schon im Jahr 1906, als der Briefmarken-Sammler-Verein Eichstätt am 2. März gegründet worden war. Dabei gab es für die Mitglieder ein Statutenheft mit den Vereinsrichtlinien, einer Satzung der Tauschrichtlinien und eine Aufnahmekarte. Der Verein scheint aber nicht lange bestanden zu haben: In einem Zeitungsbericht vom Mai 1922 gibt es unter der Rubrik "Sport" einen Aufruf an alle Briefmarkensammler. Darin wird darauf hingewiesen, dass es inzwischen in vielen Städten Sammlervereine gibt und dies auch in Eichstätt wieder in Angriff genommen werden sollte. Es wurde zu einer Zusammenkunft im Restaurant Schulze eingeladen, um auch die vielen Sammler vor Ort zu erreichen. Es scheint aber nichts entstanden zu sein, denn weitere Hinweise gibt es nicht.

Im Frühjahr 1958 startete Berufsschuldirektor Josef Pfeffer nach dem Krieg einen neuen Versuch. Er erkundigte sich bei Prüfer Franz Pfenninger in München nach den Möglichkeiten. Dieser antwortete ihm, dass "er die rechte Persönlichkeit" sei und der Vereinigung das gehobene Niveau vermitteln könne. Bereits für den 16. Mai 1958 wurde die erste Versammlung im Gasthaus "Zum Hirschen"in der Westenstraße einberufen.

Pfeffer referierte über Aufgaben und Ziele des neu zu gründenden Vereins. Besonders eingeladen wurden 35 Eichstätter Honoratioren, von denen man wusste, dass sie Briefmarken sammeln. Zur Gründungsversammlung erschienen 18 Personen, die Pfeffer zum Vorsitzenden und zu seinem Stellvertreter Hans Lang (Dollnstein) wählten. Schriftführer wurde Polizeiinspektor Karl Alt, Kassier Hausverwalter Alois Meister und Jugendwart Regierungsobersekretär Karl Leesch. Es wurde eine Satzung beschlossen, die im September noch mal überarbeitet werden musste. Die Vereinsabende wurden umgehend eingeführt und am 24. Oktober 1958 erfolgte der Eintrag ins Vereinsregister. So waren die Sammler in Eichstätt wieder etabliert, auch wenn man zunächst vor allem das gehobene Niveau der Mitglieder im Auge hatte.

In den 60 Jahren des Bestehens kam der Verein mit sechs Vorsitzenden aus. Stellvertreter gab es acht, Schriftführer nur drei und Kassenverwalter vier, von denen Gerhard Hauf bereits 35 Jahre die Geldgeschäfte des Vereins abwickelt. Kassenprüfer seit 29 Jahren ist Georg Haidl.

Die 60er- und 70er-Jahre brachten mit der wiedererwachten Konjunktur auch einen Boom bei den Sammlern, da Briefmarken als "die Aktie des kleinen Mannes" angepriesen wurden und das Porto sich damals im Pfennigbereich bewegte. So fanden auch "normale" Sammler den Weg zum Verein.

Doch die riesigen Veränderungen der vergangenen 15 Jahre in Sachen Kommunikation per Internet und die neuen Medien führten zu einem raschen Absturz der Sammlertätigkeit. Hinzu kam, dass die Post meinte, mit immer mehr Ausgaben die Sammler belasten zu können, was aber nicht klappte.

Zahlreiche Sammler hörten auf und die Preise verfielen rapide. Waren 2008 noch über 100000 Sammler deutschlandweit in Vereinen registriert, sind es derzeit nur noch 36000. Und die Zahl geht altersbedingt weiter zurück. Auch der Eichstätter Verein leidet darunter: Vor zwölf Jahren hatte man 54 Mitglieder, derzeit sind es nur noch 25. Eintritte gibt es seit Jahren keine, aber viele frühere Sammler versuchen, beim Verein ihre Sammlungen anzubieten. Gesucht werden aber nur hochwertige Sammlungen oder Einzelwerte. Alles, was nach 1952 herausgegeben wurde, interessiert niemanden oder ist nur zu einem Spottpreis zu verkaufen. Das trifft auch die Eichstätter Vereinsmitglieder hart, aber den Spaß am Sammeln will sich keiner nehmen lassen.