Eichstätt
Säulen aus Lauchstangen und Zuckerguss

Jahresausstellung des Gabrieli-Gymnasiums präsentiert sich unter dem Titel "Blickfeld" online

05.05.2020 | Stand 02.12.2020, 11:25 Uhr
Von ägyptischen Kanopengefäßen (links) über Filmplakate (Mitte) bis zu fruchtigen Tempeln reichen die Kunstwerke der Ausstellung. −Foto: Buckl

Eichstätt - Es begann im Jahr 2009 mit der Ausstellung "Meisterwerke", setzte sich dann in den folgenden Jahren lückenlos unter Titeln wie "Gerahmt", "Gefunden" oder "Kunstpiraten" fort und ist längst zur festen Konstante im jährlichen Terminkalender des Gabrieli-Gymnasiums geworden: Trotz Corona will auch in diesem Jahr die Fachschaft Kunst des GG der Öffentlichkeit präsentieren, was im Kunstunterricht entstanden ist.

Allerdings mit einem Unterschied: Die neue Jahresausstellung "Blickfeld" ist diesmal nicht in der Johanniskirche zu sehen - sondern im Internet. Man kann sie auf der Homepage des Gymnasiums unter www. gabrieli-gymnasium. de/unterricht/kunst/jahresausstellung-2020-online/ finden.

Die Online-Ausstellung zeigt Arbeiten mit unterschiedlichen Thematiken und Techniken, wie sie in diesem Schuljahr im Schul- wie auch Fernunterricht entstanden sind, sie wird von Grußwort, Einführung und sogar von mehreren Nummern an musikalischem Beiprogramm umrahmt - eigentlich ganz so, wie man das von den Vernissagen her kannte.

Als "Einladung, in dieser Jahresausstellung ein bisschen Urlaub zu machen und das Blickfeld wieder auszuweiten, denn es gibt auch ein Leben jenseits Corona", formuliert Schulleiter Adalhard Biederer sein Grußwort, in welchem er der GG-Kunsterzieherschaft dankt, die aus den Lehrkräften Beate Glasmann, Andreas Karlstetter, Konrad Risch und Annette Siegert besteht. "Die eigentlichen Stars" seien "unsere Schülerinnen und Schüler aller Jahrgangsstufen", auch jene, die mit mehreren Video-Clips für die musikalische Umrahmung der Online-Schau sorgen - an Tasten und Saiten, als Bläser oder per Percussion. "Der Alltag mit seinen Anforderungen hat die Tendenz, unseren Blick zu verengen, so dass wir kleinlich, rechthaberisch und besserwisserisch werden, manchmal auch ängstlich", meint der Schulleiter weiter. Umso wichtiger sei es, "den Horizont immer wieder zu erweitern".

Zu einem "digitalen Rundgang entlang der virtuellen Ausstellungsleinwand" lädt Andreas Karlstetter als Kunst-Fachbetreuer in seiner Einführung ein. Er verweist darauf, dass der schon vor längerer Zeit gewählte diesjährige Ausstellungstitel "Blickfeld" aufgrund der aktuellen Lage "eine weitere, anfangs unbeabsichtigte Sinndimension angenommen" habe: In Krisenzeiten sei es "wichtig, die Dinge nicht aus dem Blickfeld zu verlieren, die unsere Menschlichkeit ausmachen - insbesondere unsere Fähigkeit Kultur zu schaffen", betont der Kunstfachbetreuer. Der Mensch "als sinnliches, denkendes Wesen" habe "ein immanentes Bedürfnis selbst schaffend tätig zu sein".

Die Palette der gezeigten Exponate reicht von Tusche- und Federzeichnungen der fünften Klassen, die auf Felder stürzende Fallschirmspringer zeigen, über kunstgeschichtliche Ausflüge der sechsten Klassen in die Antike und eine häusliche fotografische "Farbenjagd" der siebten Klassen bis hin zu Kaltnadelradierungen zum Thema "Mensch und Tier" durch das Oberstufen-P-Seminar "Druckgrafik": Dabei wird ein Motiv in eine Metallplatte mit einer Nadel eingraviert und danach mit einer speziellen Radierpresse in einem aufwendigen Druckvorgang auf das Papier übertragen. Dazwischen liegen die siebten Klassen mit Comics, die achten mit fantasievollen Stadtansichten, Landschaftsbilder der neunten Klassen oder mit Acrylfarbe gefertigte Filmplakate der zehnten Jahrgangsstufe.

Zu den "Highlights" zählen die gezeigten griechischen Tempel der Sechstklässler aus Haushaltsgegenständen oder architektonische Kuriositäten mit Säulenformen, die aus Lauchstangen, Zuckerguss oder Flaschen mit passierten Tomaten entstanden sind.

Offenbar wurde die Online-Schau in den vergangenen Tagen schon sehr rege frequentiert: Das Gästebuch weist bereits zwei Dutzend Einträge auf - nicht nur aus Eichstätt, Neuburg, Rupertsbuch oder Burgsalach, sondern auch aus der Ferne. Da schreibt etwa eine Besucherin aus Basel: "So schön, dass ich die Ausstellung so auch sehen kann und die geschlossenen Grenzen und Räume das gar nicht verhindern können! " Eine weitere Besucherin aus Marburg meint: "Es macht Freude, einen digitalen Rundgang durch die Ausstellung zu machen (. . . ). Bewundernswert, was die Schüler in den eigenen vier Wänden geschafft haben. "

Gegenüber den bisherigen Johanniskirchen-Ausstellungen, die nur wenige Tage andauerten, hat "Blickfeld Online" sogar einen entscheidenden Vorteil: Die Ausstellung hat wesentlich längere "Öffnungszeiten", nämlich bis zum 22. Mai und dies auch rund um die Uhr.

EK