Raitenbuch
72 Tonnen Stahl im Fundament verbaut

Raitenbucher Gemeinderat besichtigte den fast fertigen Windpark Reichertshüll im Forst zwischen Weißenburg und Workerszell

28.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:43 Uhr

Ein Aufstieg auf die Windräder war nicht möglich, und so musste ein Blick in den Maschinenraum genügen. - Fotos: Dengler

Raitenbuch (EK) Schwarzstorch, Waldschnepfe, Hasel- und Fledermaus. Sie alle verzögerten die Baugenehmigung der 16 Windkraftanlagen im Raitenbucher Windpark Reichertshüll und im Workerszell Forst auf einer zusammenhängenden Waldfläche zwischen Raitenbuch und der Bundesstraße 13. Inzwischen sind elf Anlagen am Netz und zwei weitere bereits vollständig aufgerichtet. Die drei letzten stehen kurz vor der Fertigstellung. Bei einer öffentlichen Baustellenbegehung konnten sich die interessierten Besucher ein Bild vom Baufortschritt machen.

Wer sich allerdings eine Fahrt mit dem Aufzug im Windrad erhofft hatte, wurde enttäuscht. Wie Projektleiterin Nadine Kunze erläuterte, ist das aus unfallversicherungsrechtlichen Gründen nicht möglich. Zum einen passen in den Aufzugskorb nur zwei Personen, zum anderen muss bei der Fahrt der Betrieb des Windrades eingestellt werden. Hartnäckige Besucher konnten sich trotzdem einen Eindruck vom Innenraum des Turmes verschaffen, indem sie mit beeindruckenden 360-Grad-Video-Brillen den Aufstieg bis in die oberste Ebene nachverfolgen konnten. Christoph Markl-Meider, der Leiter der Unternehmenskommunikation, kündigte an, dass das gesamte Vorhaben - von der Rodung bis zur Inbetriebnahme - einschließlich Luftaufnahmen filmisch begleitet wird.

Für die ausführende Firma Max Bögl OSTWIND GmbH war die Planung und Errichtung der Anlagen ein langer und oftmals steiniger Weg. Änderung des Regionalplanes, mehrmalige Änderungen und Ergänzungen beziehungsweise die Beachtung der artenschutzrechtlichen Vorgaben und des landschaftspflegerischen Begleitplanes und der Denkmalschutz (Hünengräber und Limesüberquerung mit den Stromleitungen) waren nur einzelne Punkte, auf die die Mitarbeiter der Ostwind verwiesen. Einfacher waren die üblichen Gutachten zu Schall, Schlagschatten und Eiswurf. Bürgermeister Josef Dengler, der mit seinem Gemeinderat die erste Besuchergruppe stellte, ergänzte, dass gerade die Entfernung von rund zwei Kilometern zur Wohnbebauung ein Grund für die stets positive Begleitung des Vorhabens gewesen sei.

Aufgrund der im Regionalplan vorgeschriebenen Höhenbeschränkung sind die Getriebeanlagen des Typs Nordex131 mit einer Nennleistung von 3,3 Megawatt maximal 199,7 Meter hoch. Die Nabenhöhe liegt bei 134 Meter. Die Windkraftanlagen stehen auf einem Fundament, das nur drei Meter tief ist. An einem einzigen Tag wurden dafür über 600 Kubikmeter Beton angefahren. Alleine im Fundament sind 72 Tonnen Stahl verbaut. Der Turmaufbau erfolgt im unteren Teil durch Stahlbetonhalb und -rundschalen, ehe im höheren Teil Stahlteile folgen. Die Stabilität erhalten die Teile durch Stahlspannseile, mit denen der Aufbau mit dem Fundament verbunden ist. Ein Windrad steht auf einem Waldgrundstück der Stadt Weißenburg, die anderen 15 auf Flächen der Bayerischen Staatsforsten, die mit 800 000 Hektar größter Waldbesitzer in Bayern sind.

"Uns war von Anfang an klar, dass wir Flächen zur Verfügung stellen. Wir sehen das als unseren Beitrag zur Energiewende", sagte Ernst Geyer, der stellvertretende Leiter des Forstbetriebs Kipfenberg. Voraussetzung sei gewesen, dass die Anlagen direkt am vorhandenen Wegenetz entstehen, um so den Anteil an Rodungsflächen zu minimieren. "Und das", so Geyer, "ist uns ganz gut gelungen." Im Übrigen schlagen die naturschutzrechtlichen Ausgleichsmaßnahmen für den vermutlich auf lange Zeit größten Waldwindpark in Bayern mit einem hohen sechsstelligen Betrag zu Buche. Auch bei der Rekultivierung der Kranstellflächen werden die Bayerischen Staatsforsten durch seltene Sträucher und Pflanzen mit der Möglichkeit zur Samengewinnung auf eine weitere naturschutzrechtliche Aufwertung hinarbeiten.

Noch laufen die Windräder, die in das eigens dafür gebaute Umspannwerk bei den Kaldorfer Marmorwerken einspeisen, im Probebetrieb. Für Mitte Oktober 2017 ist der offizielle Eröffnungstermin angekündigt.