Eichstätt
Für ein nachhaltigeres Eichstätt

40 Experten diskutierten mit fairEInt-Vertretern - Gelingfaktoren, Visionen und viel Potenzial

11.11.2019 | Stand 23.09.2023, 9:24 Uhr
Über rund 40 Vertreter aus den verschiedenen Wirkungsfeldern in Eichstätt als Gäste des "Expertenabends" konnten sich die Mitwirkenden des Nachhaltigkeitsnetzwerks fairEInt freuen. −Foto: Kusche

Eichstätt (EK) Wo wird der Eichstätter Bürger zukünftig geboren werden und wo kann er in Würde sterben? Wie gelingt es, Eichstätt fahrradfreundlicher zu gestalten? Wie kann eine Nachhaltigkeitsstrategie für Eichstätt ins Leben gerufen werden, die dem großen Potenzial Rechnung tragen kann? Diese und viele weitere Themen standen im Mittelpunkt eines dreistündigen Diskussionsabend, zu dem die Mitwirkenden des Eichstätter Nachhaltigkeitsnetzwerks "fairEInt" geladen hatten.

Rund 40 Eichstätter Experten aus den Bereichen Wirtschaft, Tourismus, Bildung, Gesundheit, Mobilität und Stadtentwicklung, Landwirtschaft, Umweltschutz und Zivilgesellschaft waren der Einladung der seit Anfang 2019 aktiven Eichstätter Nachhaltigkeitsinitiative gefolgt. Sowohl an den Diskussionstischen als auch während der von Stephan Zengerle moderierten Plenumsrunde zeigte sich schnell: Es besteht nicht nur viel Handlungs-, sondern auch großer Gesprächsbedarf.

Bei der Gesprächsrunde an den sieben Thementischen stand dabei zunächst die Frage nach den Herausforderungen in Bezug auf den Ausbau nachhaltigerer Strukturen in Eichstätt im Vordergrund. Dabei hielten die fairEInt-Moderatoren auch die Ergebnisse aus der großen Marktplatzaktion der Initiative im Oktober bereit und konfrontierten ihre Expertengäste mit den Wünschen und Visionen der Bürger. Mit Offenheit und großem Engagement diskutierten die Vertreter aus den verschiedenen Tätigkeitsbereichen - von der Bereitschaftspolizei über Vertretern aus Tourismus, Sozialbereich, Schulen, Universität, der Klinik Eichstätt und dem Einzelhandel bis hin zu Engagierten aus Landwirtschaft, dem Energiesektor und dem Umweltschutz - nicht nur die vielfältigen Bürgerwünsche, sondern auch ihre "Herzensthemen", die sie bewegten. Dabei ließen sie die bereits positiven Errungenschaften in Sachen Nachhaltigkeit nicht außer acht, thematisierten demgegenüber jedoch auch eine ganze Reihe von Barrieren, die einer nachhaltigeren Entwicklung in vielen Bereichen bislang noch im Weg standen - ob nötige Finanzierung, mangelnde Kräftebündelung, fehlende Strategien oder mangelnder Wille. Abschließend stand bei den Diskussionsrunden die Frage nach den Gelingfaktoren auf der Agenda: Welche Faktoren und welche Akteure sind notwendig für ein nachhaltigeres Eichstätt?

Unter der Moderation von Journalist Zengerle entfaltete sich eine lebhafte Diskussion über die Ergebnisse. Einigkeit bestand bei allen Experten über das große Potenzial Eichstätts als Kleinstadt mit einem überaus breiten Spektrum an Kreativressourcen einerseits, und lebendiger Universitätsstadt andererseits. Dieses Potenzial werde allerdings in vielen Bereichen nicht ausreichend genutzt. Mit einer konkreten Nachhaltigkeitsstrategie könnten viele neue, aber auch viele bereits initiierte, aber immer wieder abgebrochene, Projekte zielstrebiger gebündelt und weiter realisiert werden. Etwa der Ausbau einer attraktiveren und fahrradfreundlicheren Innenstadt, eines nachhaltigen Verkehrs- und Mobilitätskonzepts, die Berücksichtigung der Wünsche und Bedürfnisse verschiedener gesellschaftlicher Gruppen wie junger Menschen, Familien, Senioren und Flüchtlinge.

Natürlich drehten sich viele Diskussionen immer wieder um den Faktor "Finanzierung", der in vielen Bereichen der zentrale Bremsfaktor darstelle. Einig waren sich alle Experten auch, dass Ziele einer nachhaltigeren Entwicklung nicht allein durch technische und ökonomische Perspektiven und Lösungen erreichbar seien, sondern vor allem durch weitreichende Vernetzungen und die Ausgestaltung von Austauschplattformen.

So wurde der Ruf nach mehr "Runden Tischen" nicht nur im Gesundheits- und Sozialbereich laut, innerhalb dem in vielen Sektoren immer noch ein unvernetztes Wirken von Ärzten und Arztpraxen, Klinik, Sozial- und Pflegeeinrichtungen existiere und in denen sich viele Verantwortliche oftmals allein gelassen fühlten. Auch im Bereich der Bildung, des Tourismus, der Stadtentwicklung und des vielfältigen bürgerschaftlichen Engagements gebe es noch viel Potenzial für Synergieeffekte und Kooperationen, so ein wichtiges Ergebnis.

Für die Vertreter der bereits 18 in "fairEInt" zusammengeschlossenen Vereine und Gruppierungen wartet nun in den nächsten Wochen viel Arbeit: Sie werden die umfassenden Ergebnisse des Expertenabends aus den sieben Themenbereichen Wirtschaft, Tourismus, Mobilität, Gesundheit, Bildung, Umwelt und Gesellschaft auswerten und für die nächste große Veranstaltung des Nachhaltigkeitsnetzwerks am 29. Februar 2020 vorbereiten. Dann nämlich wird "fairEInt" in Kooperation mit Bert Lina im Rahmen der Reihe "Eichstätt für Eichstätter" mit allen Oberbürgermeisterkandidatinnen und -kandidaten deren Nachhaltigkeitsvisionen für Eichstätt diskutieren und sie beim traditionellen "OB-Hearing" auch mit den Ergebnissen des Expertenabends konfrontieren. Das "OB-Hearing" mit "fairEInt" findet am Samstag, 29. Februar, um 19 Uhr im Kolpingsaal Eichstätt am Burgberg statt.
 

Dagmar Kusche