Tauberfeld
Musikalisches Wochenende in Tauberfeld

Kulturarbeitskreis Buxheim feierte zehnjähriges Bestehen mit Nick Woodland und Helmut Binser

18.09.2018 | Stand 02.12.2020, 15:39 Uhr

Tauberfeld (EK) Zehn Jahre Kulturarbeitskreis Buxheim: Diesem Jubiläumswochenende sollten zwei Künstler Glanz verleihen, die schon mehrfach vom Publikum im Tauberfelder Wirtsstadel frenetisch gefeiert wurden: Nick Woodland mit Band und Helmut Binser.

Der Mann mit dem Zylinder gilt ja als einer der besten Blues- und Rockgitarristen in Deutschland, und das bewies er eindrucksvoll mit seinen Mitspielern Manfred Mildenberger (Drums), Klaus Reichardt (Keyboards und Pedal Steel) sowie Otto Schellinger (Bass). Sie ergänzten sich mit ihrem überragenden Können und ihrer ungebändigten Spielfreude in idealer Weise zu einem Quartett von außergewöhnlicher musikalischer Qualität und mitreißender Dynamik. Woodlands Musik nimmt vielfältige Anleihen, balladenhafte Elemente ergänzen sich mit jazzigen, entspannter Groove wechselt mit hämmerndem Rock, fulminante Rock'n'Roll-Nummern mit elegischem Blues. Auch wenn er seine markante Stimme nicht mehr so intensiv einsetzte, harmonierte doch Nick Woodlands virtuoses Gitarrenspiel ideal mit Klaus Reichards Keyboards und Pedal-Steel-Guitar und schuf mit diesem Zusammenspiel ein perfektes Klangbild. Wie beide effektvolle Intros setzten, wie einer dem anderen die Soloparts übergab, wie sie geradezu musikalische Zwiesprache hielten, wie Manfred Mildenberger donnernd dazwischenfuhr oder einfühlsam lyrische Passagen nuancierte, Tom Peschel mit Bassgebrummel oder gekonntem Melodienspiel die Wirkung intensivierte - alle Stimmen vereinigten sich zu einem harmonischen und dynamischen Klangbild und summierten sich zu einem begeisternden Konzerterlebnis.

Geradezu den Gegenentwurf zu dieser dynamischen Band stellte Helmut Binser dar: Lässig-listig, immer ein Bier in der Hand, wenn er nicht mal eben seine oftmals skurrilen und hintersinnigen Lieder mit Gitarre oder Quetschn begleitet, präsentierte er sein neues Programm: "Ohne Freibier wär das nie passiert! "

Der Kabarettist aus der Oberpfalz fängt das Publikum ein, kommuniziert und treibt seine Späße mit ihm. Er erzählt lustige, komische, manchmal absurde Geschichten aus seinem durchaus überschaubaren Umfeld: von seinem nur für ihn sichtbaren Hund, vom Mauersegler, der sein Nest listig auf die Turmspitze baut, vom Schnupfen, den er mit Globuli bekämpft, vom Blitzermarathon, Kaufrausch, Ausbildungstrauma, Internat, Baumfällen, Riesen-Harvester und Wirtshaus, von der Schulzeit, den Nachbarn, der Digitalisierung, dem Valentinstag, von Frauen und Ehe und vielem mehr. Mit diesen Themen fertigt er ein humorvolles Panoptikum, spitzbübisch, manchmal giftig und böse, manchmal philosophisch, auch makaber. Die Pointen und witzigen Wortspiele fallen im Sekundentakt, eine Lachsalve jagt die nächste.

Politisches Kabarett ist nicht seine Intention, er will unterhalten. Seine barocke Lebenseinstellung und kritische Weltsicht bringt er locker und frohgelaunt rüber. Seine hauptsächliche Befürchtung ist: Es gibt Freibier und er weiß nicht, wo. Mit dieser lebenslustigen, gemütlichen, zünftigen und doch auch intellektuellen Art hat er sich die bayerischen Kleinkunstbühnen erobert.

Der Abschluss des Jubiläumswochenendes war den einheimischen Musikanten mit einem Hoagarten vorbehalten. Andrea Klein führte durch das Programm und stellte am Sonntagnachmittag neun Gruppen vor, die bewiesen, dass von zünftiger Stubnmusi bis zum Chorgesang vielfältige Musikkultur in der Region gepflegt wird. Veranstaltungen wie dieser Hoagarten bieten für viele Musikbegeisterte die einzige Möglichkeit, ihre Kunst einem breiteren Publikum zu präsentieren. Sehr erfreulich war, dass auch etliche Kinder und Jugendliche die Darbietungen bereicherten.