Mühlheim
"Überraschungspakete" aus der Urzeit

Besucher aus der ganzen Welt kommen nach Mühlheim, um Fossilien zu suchen

12.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:30 Uhr

Foto: DK

Mühlheim (EK) Nach einem steilen Weg durch grüne Felder des Naturschutzgebietes wird man auf 600 Meter Höhe mit einem wunderbaren Ausblick ins Tal belohnt. Der Besuchersteinbruch Mühlheim wurde 2008 eröffnet und zieht seitdem zahlreiche Fossiliensucher aus der ganzen Welt an.

Der Sommer ist zwar vorüber, doch die Saison läuft noch bis November.

Früher war hier Meer: Vor 150 Millionen Jahren waren die Mühlheimer Hügel von Wasser bedeckt. Flugsaurier, Fische, Krebse, Reptilien und Ammoniten lebten "bei tropischem Wetter im und über dem Wasser", erzählt Roland Pöschl, der Betreiber des Mühlheimer Besuchersteinbruchs. "Diese Schichten gibt es nur hier." Die Kalksteinplatten der Mörnsheimer Schichten stammen aus dem Zeitalter des Oberen Jura. "Fossilien bringen weltweit Faszination", erklärt Pöschl.

Familien, Rentner und Hobbygraber kommen hier her, um Versteinerungen zu finden. "Viele lieben das Fossilien-Ausgraben auch wegen der Spannung. Es ist wie ein Überraschungspaket!", erklärt Richard Mittl, der Bürgermeister von Mörnsheim.

Elena und Julian aus Dillingen an der Donau sind an diesem Tag mit ihrem Vater hergekommen. "Wir haben es schon ewig vor", erzählt der Vater. "Julian ist unser Fachmann in Sachen Dinosaurier, Fossilien und Ammoniten", sagt er. Die Familie hat schon einen Fischkopf und viele Kopffüßler gefunden. Wer im Mühlheimer Steinbruch etwas findet, was "fliegt und läuft", bekommt nach der Präparation eine Kopie der Versteinerung, so Pöschl. "Reptil und Geflügel darf nicht mitgenommen werden", ergänzt Bürgermeister Mittl dazu. Die "Highlights" der Ausgrabungen werden in öffentlichen Einrichtungen aufbewahrt. Mit am häufigsten werden Ammoniten gefunden. "Es sind keine Schnecken, sondern hier lebten Tintenfische", erklärt Pöschl. Voriges Jahr wurde in Mühlheim bekanntlich ein vier Meter langes Krokodil gefunden. "Das mussten wir erst einmal bergen", erinnert sich Pöschl; derzeit ist das Krokodil in der Bayerischen Staatssammlung.

Die Präparation der Fossilien ist sehr zeitaufwendig. Die Bearbeitung eines ausgegrabenen Krebses zum Beispiel umfasst etwa 120 Stunden Arbeitszeit, erzählt Roland Pöschl. Er und sein Kollege Ulrich Leonhardt beschäftigen zwölf Leute in ihrem großen Präparationsteam.

Fossiliensucher aus der ganzen Welt kommen nach Mörnsheim. Denn hier wird, wie Pöschl betont, ein "besonderer Service" geboten. "Wir befreien den Platz hier wöchentlich vom Schutt", damit die Besucher ordentlich nach Fossilien suchen können, sagt Pöschl. Einige Stellen des Steinbruchs sind für Stammgäste, welche täglich auf Fossiliensuche gehen und den Besitzer abgesperrt.

Dieses Jahr konnte Pöschl auch schon eine Gruppe aus Tokio willkommen heißen, die eine Woche lang zu Gast war. Zwölf Japaner seien nur nach Deutschland gekommen, um nach Fossilien zu suchen. Wie Pöschl beschreibt: "Everyday the same procedure." Gäste aus Chicago und Brasilien, aber auch Besucher aus Deutschland und Bayern kamen in dieser Saison bereits ins Gailachtal und hofften auf einen großen Fund, wie zum Beispiel den "Elvis", ein Flugsaurier mit über drei Meter Spannweite. Er wurde in den sogenannten "Rosa Schichten" gefunden, welche hauptsächlich aus den Resten von Coccolithophoriden - also Kalkalgen - bestehen und die Hauptfundschichten von Ammoniten, Fischen und Reptilien sind. Die Schichten sind rosa gefärbt von "Klo-Lagen" durchzogen, also Schichten mit Kotschnüren der Ammoniten.

Den Flugsaurier mussten die Mitarbeiter ebenfalls viele Stunden präparieren, bis er nach München in die Bayerische Staatssammlung gebracht werden konnte.