Eichstätt
Mit mehr Zeit zum Erfolg

Staatliche Berufsschule Eichstätt bietet ein besonderes Förderkonzept für zwei Ausbildungen

20.02.2020 | Stand 23.09.2023, 10:46 Uhr
Florian Kurz
Anlagenmechaniker (hier ein Symbolbild) kann man an der Berufsschule in Zukunft auch im Rahmen eines Förderkonzepts lernen. −Foto: picture alliance, Alexander Prautzsch, dpa-tmn

Eichstätt - Die Staatliche Berufsschule Eichstätt bietet ab September ein neues Förderkonzept für Schülerinnen und Schüler, die am Anfang ihrer Ausbildung schulische Grundkenntnisse erwerben möchten.

Möglich ist das derzeit für Metallbauer (Fachrichtung Konstruktionstechnik) und Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik.

Die Azubis lernen dazu vier Jahre statt der üblichen dreieinhalb. Die Besonderheit: Ein zusätzliches halbes Jahr zu Beginn ist eine Vorklasse, in der berufsspezifische Kenntnisse vermittelt werden sollen. So werden in Mathematik die Grundbegriffe der räumlichen Darstellung wiederholt oder die Berechnung von Flächen und Volumen, aber auch Textverständnis, Lernstrategien oder Sozialkompetenzen können erworben werden. Geplant ist Unterricht mit einer Gruppengröße von 16 Schülern. Dieses erste halbe Jahr findet zur Hälfte im Betrieb und zur Hälfte in der Berufsschule statt. Für die Auszubildenden heißt das, dass sie zu Beginn mehr Zeit in der Berufsschule verbringen. Den Ausbildungsbetrieb sehen sie deshalb aber nicht seltener; das Förderkonzept sieht vor, dass die Auszubildenden am Ende 148 Wochen im Betrieb und 56 Wochen in der Schule gewesen sind. Zum Vergleich: Bei der regulären Ausbildung sind es 140 Wochen im Betrieb und 38 in der Berufsschule. Mit Teilzeitausbildung samt Förderunterricht sind es also zusätzliche 8 Wochen im Betrieb und 18 Wochen mehr in der Berufsschule.

Das halbe Zusatzjahr ist eine Reaktion darauf, dass viele Auszubildende schon früh wieder abbrechen - oft deshalb, weil sie ihre Ausbildung mit einem zu geringen Kenntnisstand beginnen. "Sie starten von Anfang an mit Misserfolg", sagt Stefan Plank von der Abteilung Metalltechnik. Das wiederum habe zur Folge, dass die angehenden Fachkräfte schnell den Mut verlieren - selbst, wenn sie handwerklich geschickt sind und im Betrieb keine Probleme haben. Es habe schon den Extremfall gegeben, dass bei den Metallbau-Azubis am Ende die Hälfte ihre Ausbildung abgebrochen hat, sagt Projektleiter Christian Herrler. Hier soll das Förderkonzept helfen, indem es den Start in den schulischen Teil der Ausbildung erleichtert und dazu beiträgt, die Abbrecherquote zu reduzieren: "Meine Hoffnung ist, dass man die Schüler besser erreichen kann, wenn man eine kleine Klasse hat", so Herrler.

Aber auch der Erfolg am Ende der Ausbildungszeit werde dadurch wahrscheinlicher, sagt Schulleiter Wendelin Ferstl. Die zusätzliche Zeit am Ausbildungsbeginn sei gut investiert: "Lieber kommen wir in vier Jahren sicher an, als dass wir nach fünf Monaten merken, es geht nicht - und dann haben die Auszubildenden gar nichts. " Deshalb möchte Ferstl auch Betriebe und Auszubildende dazu ermutigen, in bestimmten Fällen gleich vier Jahre einzuplanen und einen entsprechenden Vertrag zu unterschreiben. Dadurch bekämen die Betriebe die Möglichkeit, junge Erwachsene mit Lernschwächen aufzunehmen, die trotzdem das Ausbildungsziel erreichten.

EK

Florian Kurz