Gammersfeld
"Löschtrupp Schwuppdiwupp" und "Ligretto"

Der Gammersfelder Rudi Biber entwickelt Gesellschaftsspiele

04.01.2021 | Stand 23.09.2023, 16:16 Uhr
Gesellschaftsspiele waren schon immer Rudi Bibers große Leidenschaft. Mittlerweile hat sich der 46-Jährige als Spieleerfinder einen Namen gemacht. −Foto: Meyer

Gammersfeld - Rudi Biber aus Gammersfeld bei Wellheim entwirft seit rund zehn Jahren Gesellschafts-, Karten-, Würfel- und Brettspiele. "Es war schon immer in der ganzen Familie eine große Leidenschaft, Gesellschaftsspiele unterschiedlichster Art zu spielen, lange bevor ich selbst mir Spiele ausdachte", erzählt der dreifache Familienvater. Das sieht man vor allem an der riesigen Spielesammlung, die Familie Biber stetig erweitert.

2010 machte sich der heute 46-Jährige daran, eigene Spiele zu erfinden, und diese auf das Blatt beziehungsweise Brett zu bringen. Inzwischen sind schon über 60 verschiedene Spiele zusammengekommen, die er geschaffen hat. Das Spektrum reicht dabei von einfachen Kinder- bis zu kniffligen Erwachsenenspielen. Viel Zeit, verschiedene Materialien wie Holz und Papier und jede Menge Fantasie fließen in ein erstes Grobkonzept, ehe der Feinschliff beginnt. "Meine Familie und Freunde testen die Entwürfe immer wieder aus und geben wertvolle Tipps, was ich am Spielverlauf verbessern oder wie ich die Spieleanleitung vereinfachen kann", sagt der sympathische Schöpfergeist und offenbart: "Manchmal dauert es von der ersten Überlegung bis zur endgültigen Fertigstellung bis zu acht Jahre."

Doch nicht nur für den Eigenbedarf werden die Spiele geschaffen, seit 2015 bietet er seine Kreationen diversen Spieleverlagen an. "Bis jetzt waren es um die 30 Stück", erzählt Biber. Regelmäßig besucht der Gammersfelder die Spielwarenmesse in Nürnberg. Voller Leidenschaft berichtet er davon: "Ich habe zwei Tage volles Programm auf der Messe, um meine fertigen Muster verschiedenen Herstellern anzubieten. 2020 hatte ich zum Beispiel 17 unterschiedliche Spiele dabei." Wenn ein Spieleverlag sich für eine seiner Ideen interessiert, kommt sie im Verlagshaus in eine Vorauswahl und wird im günstigen Fall von Fachleuten getestet, ob sie ins Programm passt.

Drei Spiele haben bisher alle Hürden geschafft, zwei davon werden mittlerweile von großen Spieleverlagen angefertigt und vertrieben. Der Spielwarenhersteller HABA aus Bad Rodach hat seit Anfang 2020 Bibers "Wasser Marsch" unter dem Namen "Löschtrupp Schwuppdiwupp" im Programm. "Davon wurden bis zur Jahresmitte schon über 8000 Exemplare verkauft", zeigt sich Rudi Biber sehr erfreut über den hervorragenden Zuspruch. Schmidt Spiele brachte vor kurzem "Ligretto - das Brettspiel" auf den Markt, was seinem Spiel "Omas altes Lieblingstischtuch" entstammt. "Im Frühjahr 2022 kommt mein nächstes Spiel in den Handel, aber um was es geht, wird noch nicht verraten", kündigt der Spieleentwickler mit einem Augenzwinkern an.

Darüber hinaus bietet Rudi Biber mit "Farbiossis Vernissage" und "Die Schatzinsel der Piratenopas" zwei Holzspiele in limitierter Auflage im Direktvertrieb an. Diese werden von ihm in Handarbeit in Zusammenarbeit mit der Spielzeugmanufaktur VAH in Dollnstein gefertigt.

Bei der Produktion setzt Biber dabei vor allem auf Nachhaltigkeit. "Da ich ausgesonderte Holzreste der Spielzeugmanufaktur nutze, welche normalerweise nur noch als Heizmaterial gedient hätten, ist die Herstellungsweise der Spiele sehr ressourcenschonend, umweltfreundlich und nachhaltig", erklärt der Spieleproduzent, "aber als Handarbeit sehr zeitintensiv." Manchmal haben diese Holzstücke zwar kleinere optische Mängel, "so ist der eine oder andere kleine Schönheitsfehler deshalb nicht auszuschließen. Aber es ist ein Merkmal dafür, dass das Spiel von Hand und mit viel Liebe gemacht ist. Dadurch wird jede Anfertigung zu einem Unikat", betont Biber. "Farbiossis Vernissage" besteht aus 114 naturbelassenen Buchenholzklötzen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt für ihn ist, dass seine Spiele keine unnötige Verpackung haben. So ist "Farbiossis Vernissage" in einem ebenfalls aus Buchenholz hergestellten Bilderrahmen verpackt, der Teil des Spielmaterials ist und mit in den Spielverlauf integriert wird. "Die Schatzinsel der Piratenopas" ist in einem Leinenbeutel eingesackt, der aus Baumwolle und mit dem Öko-Tex-Label zertifiziert ist.

An allen seinen Holzspielen sind übrigens Biberspuren zu finden. Jedes Spiel besitzt als charakteristisches Markenzeichen den sogenannten "Biberbiss" an einer Ecke, dessen Stelle aufgrund der Einzelanfertigungen variieren kann.

Außerdem ist der Gammersfelder mit seinen Immer-dabei-Spielen im digitalen Spielesektor aktiv. So hat Rudi Biber für Android-Smartphones ein kostenloses Partyspiel entwickelt, dem er den Namen "Normalo" gab - eine App, für die man Mitspieler braucht und die man nicht allein spielen kann. "Und obwohl man die Immer-dabei-Spiele mit einem Handy spielt, sind sie trotzdem keine Handyspiele. Sie sind immer noch richtige Gesellschaftsspiele", so Biber. Die "Normalo"-App gibt es bei Google Play und Amazon kostenlos zum Downloaden.

Weitere Informationen zu den Spielen und zur Herstellung sind auf www.biber-spiele.de zu finden.

EK

Stefan Meyer