Eichstätt
"Das wird eine intensive Analyse geben"

Trotz deutlicher Einbußen: Tanja Schorer-Dremel (CSU) holt das Direktmandat - Eva Gottstein (FW) muss noch zittern

14.10.2018 | Stand 23.09.2023, 4:39 Uhr
Betretene Gesichter bei der Veröffentlichung der ersten Hochrechnung im Wahlstudio im Eichstätter Landratsamt (von links): CSU-Bundestagsabgeordneter Reinhard Brandl, SPD-Bezirkstagskandidatin Andrea Mickel, CSU-Landtagsabgeordnete Tanja Schorer-Dremel, FDP-Landtagskanditat Thomas Schön, CSU-Bezirkstagskandidat Alexander Heimisch, Landrat Anton Knapp (CSU) und SPD-Landtagskandidat Christian De Lapuente. −Foto: Chloupek

Eichstätt (EK) Angesichts dieser Klatsche mochte gestern Abend im Wahlstudio im Landratsamt wirklich keine Feierstimmung aufkommen. Vertreter von Grünen, FW und AfD waren nicht da, und die, die gekommen waren, hatten keinen Grund zum Jubeln. "Wir müssen das, was der Wähler uns beschert hat, nehmen", meinte Tanja Schorer-Dremel (CSU), die zwar deutliche Einbußen gegenüber 2013 schlucken musste, ihr Direktmandat aber verteidigen konnte.

Die CSU habe nach wie vor einen klaren Regierungsauftrag, müsse sich nun aber um eine Koalition bemühen: "Wir werden sehen, mit wem man die meisten Gemeinsamkeiten hat, um tragfähige Lösungen zu finden." Eine Regierungsbeteiligung der AfD sei allerdings ausgeschlossen, so Schorer-Dremel: "Dieses Nein ist auch für mich persönlich bindend." Ansonsten müsse man den anderen Parteien gegenüber "offen in die Gespräche gehen". In der Fraktionssitzung am Dienstag werde das Ergebnis analysiert, bis dahin werde der Ministerpräsident sicher erste Vorschläge haben, so Schorer-Dremel. Ihr persönliches Abschneiden, das zwar dem Trend folgend niedriger ausfällt als vor fünf Jahren, aber immer noch deutlich über dem Landesergebnis liegt, wertete Schorer-Dremel als Würdigung ihrer Landtagsarbeit und versprach für ihre zweite Wahlperiode: "Ich werde mich die nächsten fünf Jahre wieder voll ins Zeug legen."

Der Bundestagsabgeordnete Reinhard Brandl sieht das Ergebnis mit den enormen Einbußen für die CSU ebenfalls "im Rahmen der Erwartungen". Auf die Frage, ob und wie sehr der deutliche Einbruch seiner Partei mit dem internen Streit zwischen Berlin und München zu tun habe und welche Folgen das haben könnte, sagte Brandl, der zudem Mitglied im CSU-Parteivorstand ist: "Morgen trifft sich Parteivorstand, da wird es sicher eine intensive Analyse geben." Vorher könne er dazu nichts sagen. Während FDP-Kandidat Thomas Schön nach den ersten Hochrechnungen, die seine Partei exakt bei 5,0 Prozent sah, meinte: "Wollen wir hoffen, dass es sich noch stabilisiert. Da zählt jede Stimme", waren die ersten Äußerungen des SPD-Kandidaten Christian De Lapuente im Wahlstudio des Landratsamts nicht zitierfähige Kraftausdrücke. Nach dem ersten Schrecken über einstellige Zwischenergebnisse bemerkte er: "Das Bayernergebnis ist drastisch. Die Politik kommt bei den Menschen nicht an." Er verbrachte den weiteren Abend dann im SPD-Haus in Ingolstadt - das Wort "Wahlparty" kam ihm dabei nicht über die Lippen, Wundenlecken war angesagt, zumal sich auch De Lapuentes Hoffnung, dass zumindest sein persönliches Abschneiden besser wäre als das Zweitstimmenergebnis, nicht erfüllte.

Der Eichstätter Grünen-Kandidat, Klaus Bittlmayer, zeigte sich beim Telefonat aus der Wahlparty in Ingolstadt heraus dagegen erwartungsgemäß erfreut über das Ergebnis, auch wenn es für ihn selbst voraussichtlich wohl nicht zum Einzug ins Maximilianeum reichen wird: "Cooles Ergebnis für die Grünen!" Allerdings erwartet er eine konservative Koalition. "Ich bin Schwarz-Grün-Skeptiker." Eine Koalition der CSU mit den Freien Wähler sei wahrscheinlicher.

Das sah die Eichstätter FW-Landtagsabgeordnete Eva Gottstein, die den Wahlabend bei ihren Enkelkindern in Bielefeld verbrachte, ähnlich: "Das ist ein Erfolg für die Freien Wähler, gerade, wenn ich bedenke, wie wir 2008 und 2013 noch belächelt worden sind." Inzwischen seien die FW in Bayern etabliert und trauten sich eine Regierungsbeteiligung zu. Allerdings geht es Gottstein nicht nur um "rechnerische Möglichkeiten", auch die Inhalte müssten stimmen. Gegenüber 2013 konnte Gottstein ihre Erststimmen im Kreis Eichstätt zwar sogar noch steigern, ob es für ihren dritten Einzug ins Maximilianeum reicht, wird sie erst morgen Abend oder übermorgen wissen: Das hängt davon ab, wie viele Zweitstimmen sie auf der Oberbayernliste holen konnte. "Ich sehe meine Chancen 50 zu 50", sagte sie gestern.

Kommentar

Wirklich überraschend ist dieses Ergebnis nicht: FW, Grüne und AfD lieferten sich bei den Zweitstimmen ein enges Kopf-an-Kopf-Rennen. Tanja Schorer-Dremel gewinnt deutlich das Direktmandat für die CSU. Eva Gottstein kann ihr überdurchschnittlich gutes Abschneiden ebenfalls als Würdigung ihrer Landtagsarbeit verstehen. Aus Eichstätter Sicht bleibt es jetzt noch spannend, ob Gottstein erneut den Einzug schafft und Eichstätt auch im neuen Landtag zwei Vertreterinnen haben wird - womöglich dann sogar in einer gemeinsamen Regierung?Eva Chloupek

Eva Chloupek, Julian Bird