Egweil
Kritisch und lustig

Das neue Stück "Hiob 2.0" der Theaterbühne beim TSV Egweil kommt bei den Gästen gut an

06.12.2018 | Stand 02.12.2020, 15:05 Uhr
Satan (gespielt von Clemens Röder) huldigt Gott (gespielt von Albert Meier). −Foto: Röder

Egweil (EK) Mit der jüngsten Premiere setzte die Theaterabteilung des TSV Egweil mit dem Zweiakter "Hiob 2.0" neue Akzente.

Mit vorläufig zwei ausverkauften Aufführungen wurde in dem modernen Stück passend zu Beginn der Adventszeit die Menschwerdung Gottes und die Geschichte des Menschen thematisiert - aber aus der himmlischen Perspektive. Unter der Regie von Clemens Röder, der auch das Stück selbst geschrieben hat, präsentierte das neue Ensemble eine schauspielerisch wie gesanglich beachtliche Aufführung. Thematisch aktuell, kritisch und lustig - textlich von derb bis lyrisch besaß die zweieinhalbstündige Vorstellung ein breites Spektrum an Darbietung, welches von den Schauspielern souverän umgesetzt wurde.

Angelehnt an das alttestamentliche Buch Hiob versucht Satan (gespielt von Clemens Röder, 44) am Stammtisch im Himmel erneut zu beweisen, dass der Mensch nichtsnutzig und schlecht ist. Dort wird das Geschehen auf der Erde kontrovers diskutiert. Schließlich geht Satan zu Gott, um vorzuschlagen, das "Projekt Mensch" zu beenden. Gott (gespielt von Albert Meier, 14! ) will aber zunächst, dass man sich im Himmel einig wird, und erlaubt deshalb, dass sich Satan, der Neid (Andrea Wagner, 24), die Macht (Johannes Martin Weise, 42) und die Hoffnung (Lilli Maile, 30) als Team auf der Erde ein Bild vom Menschen machen - jedoch nicht ohne die Wahrheit (Daniel Koch, 24).

Im zweiten Akt werden die Erfahrungen zusammengetragen. Vor Gott, der einen Bericht einfordert, kippt schließlich die Stimmung und die Wahrheit und die Hoffnung erlangen Oberwasser, während der Neid langsam die Seiten wechselt und die Macht den Verstand verliert. Der Spieß dreht sich um: Satan, der ursprünglich den Menschen entlarven wollte, wird nun selbst entlarvt und muss letztlich eingestehen, dass der Mensch alle Mühe wert ist, solange er lebt und liebt.

Das an sich thematisch ernste und gesellschaftskritische Stück wurde durch den Erzähler (Justin Veit), musikalische Stücke und jede Menge Slapstick-Einlagen zu einem anspruchsvollen und dennoch kurzweiligen Theater, bei dem ebenso viel nachgedacht wie gelacht werden konnte. Dass die Rolle von Gott mit einem erst 14-Jährigen besetzt wurde, war erfrischend und hat der Szenerie einen jugendlichen Charme verliehen, so der Autor. Mit ihrem Gesang überzeugten vor allem die weiblichen Darstellerinnen Lilli Maile und Andrea Wagner, die mit beeindruckender stimmlicher Leistung ohne Mikrofon das Publikum faszinierten. Der ausgebildete Musiker Justin Veit begleitete professionell alle gesanglichen Einlagen perkussiv, rhythmisch und melodisch auf der Gitarre.

Die Reaktionen der Zuschauer zeigten eindeutig, dass das Publikum von der schauspielerischen Leistung und dem Gesamtwerk begeistert war. Inhaltlich kann das von Clemens Röder selbstgeschriebene Stück sicher kontrovers diskutiert werden. Aber gemessen am Besuch und an der frenetischen Resonanz des Stückes hat sich das Wagnis - ein völlig neues Stück mit Anspruch und provokantem Inhalt aufzuführen - ausgezahlt.