Eichstätt
Keine Angst vorm bösen Wolf

Wie sich das Zusammenleben mit dem Wildtier friedlich gestalten lässt, war Thema bei der Kinderuni

29.10.2019 | Stand 23.09.2023, 9:12 Uhr
Felix Melzer
Interessiert verfolgten die Nachwuchsstudenten die Präsentation von Verena Schröder, Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der KU. Diese stellte immer wieder Fragen, auf die die Kinder oft eine Antwort wussten. −Foto: Steimle

Eichstätt (EK) Jeder kennt sie, die Geschichten vom bösen Wolf.

Ob in Märchen wie "Rotkäppchen" oder "Der Wolf und die sieben jungen Geißlein", immer wird er als böses Raubtier dargestellt. Doch der Ruf des Wolfes war nicht immer schlecht. 753 vor Christus war der Wolf noch ein Vorbild. Laut der römischen Sage hatte eine Wölfin erheblichen Anteil an der Gründung der Stadt Rom. Doch langsam bekommt der Wolf wieder ein besseres Image. Zumindest bei den rund 50 Kindern, die am Freitag zur Kinderuni der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt gekommen waren.

Dort können sich Kinder der vierten bis sechsten Klasse an vier Freitagen im Oktober und November Vorträge zu verschieden Themen anhören. Die Vorlesungen der Kinderuni finden an den beiden Standorten der KU, in Ingolstadt und Eichstätt, statt. Am Freitagnachmittag drehte sich im großen Vorlesungssaal in Eichstätt alles rund ums Thema Wölfe.

"Wer findet es gut, dass die Wölfe zurückkommen? ", fragt Verena Schröder, Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachbereich Geographie der KU. Fast alle Hände gehen für ein "Ja" nach oben. Schröder beschäftigt sich in ihrer Doktorarbeit mit der Mensch-Wolf-Beziehung. In ihrer Vorlesung ging es ihr um die Frage: "Warum kommen die Wölfe zurück? " 150 Jahre gab es keine Wölfe mehr in Bayern. 2016 wurde das erste Rudel im Bundesland gesichtet. Weitere Rudel folgten in der Oberpfalz und im Bayerischen Wald. Deutschlandweit gibt es derweil 73 Rudel, die meisten davon seien laut Schröder in Sachsen und Brandenburg zu finden. Das Wiederaufkommen der Raubtiere habe laut der Referentin vier Gründe. Zum einen nehme die Verstädterung zu und so finde der Wolf mehr ländlichen Raum. Außerdem werde durch eine Aufforstung der Wälder zusätzlicher Lebensraum geschaffen. Seit 40 Jahren habe der Wolf einen Schutzstatus und darf nicht mehr geschossen werden. Als letzten Grund führte Schröder auf, dass ein derzeit hoher Rotwildbestand für die Wölfe ein Schlaraffenland an Nahrung bedeute.

Die Kinderstudenten hatten alle unterschiedliche Gedanken zum Thema Wolf. "Ich denke an den dunklen Wald", sagte ein Junge. Andere dachten an Hunde, da die Wölfe ja von ihnen abstammen. Einem Mädchen fiel dazu das Märchen Rotkäppchen ein. Die Dozentin erklärte, dass einem zu dem gleichen Begriff verschiedene Bilder einfielen, die mit einer bestimmten Emotion verbunden seien.

Wölfe können pro Tag bis zu 70 Kilometer wandern. Das sei "etwa die Entfernung von Ingolstadt bis München", erklärte Verena Schröder. Meistens täten sie das nachts. Um dabei Energie zu sparen, träten sie beim Laufen mit den Hinterpfoten immer in die Spur der Vorderpfote. Die Tiere, so erklärte Schröder, seien "stark anpassbar an ihre Umgebung". Je nachdem, wo sie leben, haben sie ein anderes Essverhalten. So gebe es beispielsweise in Kanada Küstenwölfe, die in Wassernähe leben und sich von Fischen ernähren. In Mitteleuropa stehen aber eher Hirsche, Rehe und Gämse auf der Nahrungsliste der Raubtiere. Allerdings seien Wölfe nicht wählerisch und essen zur Not auch Beeren oder Obst. Nur an Menschen seien sie nicht interessiert. Teilweise müssen die Tiere tagelang ohne Essen auskommen und können dann auf einmal bis zu sieben Kilogramm Fleisch essen. Wölfe seien zudem ein wichtiger Bestandteil für das Gleichgewicht im Ökosystem. Sie halten den Rehwildbestand auf einem natürlichen Level.

Aber wie kann ein Hirte seine Herde schützen, wie können Mensch und Wolf friedlich zusammenleben? Schröder zeigt Beispiele aus dem Land, in dem sie forscht, der Schweiz, in einem Video: Schutzhunde leben eng mit der Herde zusammen und sind dazu da, den Wolf zu vertreiben. "Ein Wildtier riskiert keinen Kampf", sagt Schröder, "das kostet es Energie und schlimmstenfalls das Leben. "

Die nächsten Vorlesungen der Kinderuni sind: "Ist Mitbestimmung nur für Erwachsene? " am 8. November und "Na klar - Bananen gibt's im Supermarkt" am 15. November. Beide Veranstaltungen finden von 16.15 bis 17 Uhr im Raum A201 in der KU Eichstätt statt.

Felix Melzer