Eichstätt
Siedlung am Hang des Zaroplateaus

Archäologen der KU erforschen Spuren der Griechen auf der italienischen Insel Ischia

11.10.2018 | Stand 02.12.2020, 15:29 Uhr
Bei den Arbeitenauf Ischia lernten Studierende und Nachwuchswissenschaftler Grabungs- und Vermessungstechniken sowie Grundlagen der Funddokumentation. −Foto: upd

Eichstätt (upd) Die Überreste der antiken Stadt Pithekossai auf der italienischen Insel Ischia untersucht derzeit Nadin Burkhardt, Juniorprofessorin für Archäologie an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, in einer Kooperation mit dem Archäologen Professor Stephan Faust (University College Cork) sowie italienischen Kollegen. Bei der jüngsten Grabung vor Ort waren auch Studierende und Nachwuchswissenschaftler aus Eichstätt, Frankfurt a. M., Konstanz, Hamburg, Bochum und Neapel dabei. Gefördert wird das Projekt durch die Fritz-Thyssen-Stiftung.

Die Insel Ischia im Golf von Neapel ist heute ein beliebter Urlaubsort, aber schon in der Antike erkannten Griechen ihre Vorzüge und gründeten hier ihre erste Ansiedlung im Westen. Direkt an der Nordküste, mit Blick auf das italische Festland, entstand die Hauptsiedlung: Der Monte Vico diente als Akropolis mit Heiligtum, am Hang und unter dem heutigen Ort Lacco Ameno wurden die Häuser und Werkstätten angelegt. "Archäologische Untersuchungen bieten hier Erkenntnisse zur frühen griechischen Kolonisation, denn Schriftquellen dazu stammen erst aus späteren Jahrhunderten", erklärt Professorin Burkhardt. Das Interesse der Fachwelt an der Siedlung Pithekossai ist groß, da sich die bisherigen Arbeiten vor Ort in den letzten Jahrzehnten auf Notgrabungen im Zuge von Bauarbeiten beschränken mussten.

Die diesjährige Kampagne stand im Zeichen der Fundbearbeitung. Denn vor allem Keramikscherben verraten viel über Herkunft und Handelskontakte der Griechen und über das Alter der archäologischen Befunde. Korinthische Trinkgefäße und attische Amphoren wurden aus dem Ursprungsland importiert, während man vor Ort eine charakteristische geometrisch verzierte Ware töpferte und bemalte. Außer den Funden galten die Erkundungen auch der Untersuchung einer mächtigen Terrassenmauer, die mit Ausrüstung des Eichstätter Geographie-Studiengangs vermessen wurde. Das Gelände am Hang des Zaroplateaus war seit dem 8. Jahrhundert vor Christus terrassiert. "Was auf den Terrassen an Gebäuden stand, ist noch offen, denn Funde wie ein Skarabäus, bemalte Dachziegel oder große Gefäße zum Mischen von Wein verweisen auf einen Sakralbezirk, andere Gegenstände -wie Webgewichte und Vorratsgefäße - deuten wiederum auch in den Bereich eines Haushaltsinventars", erläutert Burkhardt. Auf Basis der bisherigen Befunde und Funde entsteht derzeit ein Antrag für eine Finanzierung weiterer Grabungskampagnen.

Vor Ort lernten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nicht nur Grabungs- und Vermessungstechniken, sie nahmen auch an der Funddokumentation teil, erhielten einen Einblick in die griechische Keramikproduktion und lernten bei Ausflügen die Historie und Archäologie der Insel kennen.