Eichstätt
Das "Selfie" als Spiegel des Selbst

Studierende der Fakultät für Religionspädagogik luden zur Ausstellungseröffnung in die KHG

11.05.2018 | Stand 02.12.2020, 16:25 Uhr
Passend zum Thema machten am Ende der Vernissage alle am Projekt beteiligten Schüler und Studenten noch ein Gruppenselfie. −Foto: Foto: Luff

Eichstätt (rlu) Seit Oktober arbeiten Studierende der Fakultät für Religionspädagogik zusammen mit Schülern des Gabrieli-Gymnasiums an einem "Selfie"-Projekt.

Jetzt präsentierten sie als Höhepunkt ihres Seminars die Ausstellung "Ich und mein Selfie - (n)ever changing story".

Bei der Vernissage in der Katholischen Hochschulgemeinde waren die Selfies der beteiligten 19 Jugendlichen erstmals zu sehen. Die Neuntklässler hatten im Rahmen ihres Religionsunterrichts bei Walter Buckl die Aufgabe erhalten, jeweils vier Selfies zu den Bereichen #roots (Wurzeln), #outfit, #hobby und #dreams zu machen und diese mit originellen Bildunterschriften zu versehen. Die Ergebnisse sind künstlerisch anspruchsvoll und können sich sehen lassen, wie ein Rundgang durch die Ausstellung zeigt.

Initiiert hatte dieses Projekt Dr. Simone Birkel mit ihrem Seminar "Generation selfie - Identitätsentwicklung Jugendlicher durch digitale Selbstinszenierungen in den neuen Medien. " Die Studierenden Tobias Aurbacher, Andreas Brandstetter, Ulrike Daufratshofer, Anna Hasenstab und Johannes Tauer setzen die Ergebnisse dieser angeleiteten Selbstpräsentation glänzend in Szene.

Den Einführungsvortrag zur Ausstellungseröffnung hielt Kathrin Kürzinger von der Universität Augsburg. Die Wissenschaftlerin beschäftigt sich seit Jahren mit Fragestellungen rund um das Selfie - von ethischen und anthropologischen bis hin zu psychologischen und religiösen Aspekten. Sie stellte gleich zu Beginn dar, dass die Kritik an den selfiesüchtigen, narzisstischen Jugendlichen, wie sie oft in der Öffentlichkeit geäußert wird, aus ihrer Sicht unbegründet ist. Denn die 15-Jährigen zeigen sich in ihren Vierer-Selfie-Collagen eher als bodenständig denn als selbstverliebt. Sie entwickeln auf diesen Fotos durchaus ein Gespür für die eigene Identität und drücken auch deutlich ihre Zukunftsvisionen aus.

Ein Selfie, so Kürzinger, sei heute stets ein Spiegel des eigenen Selbst, ein Identitätsfragment, ein wichtiger Mosaikstein auf dem nie ganz abgeschlossenen Prozess der Identitätsbildung. Die besondere Kulisse, vor der man das eigene Gesicht vollständig, teilweise oder verfremdet präsentiert, spielt dabei für die Jugendlichen eine besondere Rolle. Dabei verwies Kürzinger auch auf die Gefahren der Selfie-Welt, wie etwa die höchste Rate an tödlichen Selfie-Unfällen in Indien, wo die Teenager gerne vor Abgründen oder auf Bahngleisen posieren.

Die Eichstätter Selfies zeigen hingegen oft Familienmitglieder und Freunde, Häuser und Kirchtürme, Ortsschilder und Sportstätten als Hintergründe und verweisen damit auf die Bedeutung der sozialen Strukturen, der Heimat und der Freizeit als identitätsstiftende Faktoren. Besondere Glücksmomente stellen heute für junge Menschen harmonische Beziehungen, Spaß-Events und die Verbundenheit mit einer schönen Landschaft dar. Dass die Selfies gerne ins Netz gestellt werden, zeige einmal mehr, dass sich Jugendliche nach Anerkennung sehnen und diese Selfies zunehmend auch zum Management ihrer sozialen Beziehungen einsetzen.

Natürlich durfte am Ende ein Gruppenselfie der beteiligten Studenten und Schüler nicht fehlen. Der Abend klang mit einem KHG-Gottesdienst aus, der unter dem Motto stand: "I like my selfie". Die Ausstellung ist noch bis zum Ende des Sommersemesters zu sehen.

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