Eichstätt
Ein (vorerst) letzter Besuch

Jura-Museum schließt am Sonntag - Regens Wohner: "Das war nie unser Anliegen"

28.12.2018 | Stand 23.09.2023, 5:30 Uhr
Albert W. ist am Freitag mit seinen Kindern aus München gekommen, um Tochter und Sohn noch einmal das Jura-Museum zu zeigen, bevor es geschlossen wird. −Foto: Chloupek

Eichstätt (EK) "Ich wollte den Kindern unbedingt noch einmal das Jura-Museum zeigen, bevor es geschlossen ist." Albert W. ist am Freitagmittag mit Sohn (14) und Tochter (12) eigens aus München gekommen. Und diese Idee hatte nicht nur er: Zum Endspurt herrscht reger Betrieb auf der Willibaldsburg.

Das weltbekannte Naturkundemuseum auf der Eichstätter Burg, das mit rund 43000 Besuchern jährlich zu den oberen zehn Prozent der bestbesuchten Museen Deutschlands gehört, wird am Sonntag für den Publikumsverkehr geschlossen - voraussichtlich bis 31. März. Bis dahin soll dann ein neuer Träger gefunden werden.

Die Nachrichten von der drohenden Schließung und das Ringen um die Trägerschaft, nachdem das Bischöfliche Seminar der bayerischen Staatsregierung die Kündigung zum Jahresende mitgeteilt hatte, haben viele der Besucherinnen und Besucher, die an diesem Freitag nach Eichstätt gekommen sind, voller Sorge mitverfolgt. Am Freitag vor Weihnachten ist bekannt geworden, dass das Priesterseminar die Trägerschaft mit Einschränkungen um ein Vierteljahr verlängert. Das ändert aber nichts daran, dass noch keine langfristige Rettung gelungen ist und dass das Museum jetzt zum Jahresende erst einmal schließen muss. Wissenschaftsminister Bernd Sibler und Finanzminister Albert Füracker hatten in ihrer gemeinsamen Presseerklärung dafür "erste dringend notwendige Sanierungsmaßnahmen" genannt. Das könnte beinahe so klingen, als ob man das Museum in seinem jetzigen Zustand Besuchern gar nicht mehr zumuten könnte - das ist allerdings keineswegs der Fall, wie jeder der Gäste auf Anfrage versichert.

Die Ausstellungsräume wirken auch nach 42 Jahren Betrieb noch gut in Schuss. Der Aquariensaal mit seiner farbenfrohen Fisch- und Korallenwelt kommt besonders bei den Kindern gut an: "Dieser faszinierenden Übertrag von den lebenden Tieren zu den Fossilien ist sehr spannend und toll gemacht - das gibt es nur in Eichstätt", lobt er.

Familie Rohse ist diesen Freitag ebenfalls extra aus Pfaffenhofen hergefahren, um den Kindern David (12) und Eva (11) noch einmal das Jura-Museum zu zeigen. Und während Vater Martin von den "einmaligen Versteinerungen" schwärmt, können sich Eva und David an den exotischen Fischen in den Aquarien kaum satt sehen. Auch das Eichstätter Ehepaar Henle ist mit den vier Enkelkindern Jonathan (10), Leonhard (7), Lisa (8) und Emilia (5) ins Jura-Museum gekommen und schaut sich "noch ein letztes Mal ganz genau" im Archaeopteryx-Saal um.

An der Kasse sitzt Willi Weichselbaum und kann es ebenfalls kaum fassen, dass das Jura-Museum am 2. Januar vorerst nicht mehr aufgesperrt wird: "Ich bin jetzt seit 32 Jahren hier, so etwas haben wir noch nie erlebt", sagt er sichtlich bewegt. Sein Arbeitsplatz ist zwar nicht in Gefahr: Während den Bediensteten des Priesterseminars, die unter anderem die Museumsaufsicht übernommen hatten, bekanntlich schon zum Jahresende gekündigt wurde, sind die Angestellten der Schlösser- und Gartenverwaltung für das gesamte Areal zuständig und bleiben weiterhin in Lohn und Brot. Aber es hänge doch "viel Herzblut" dran, bestätigt er. Ohne das Jura-Museum verlören ja auch die Burgschänke, das Ur- und Frühgeschichtliche Museum und die Burganlage insgesamt an Anziehungskraft. Deshalb wird ab 2. Januar nun auch der Eintrittspreis bis auf weiteres günstiger: Statt 4,50 Euro zahlen Besucher dann regulär 2,50 Euro (ermäßigt 2 statt 3,50 Euro) für den Eintritt ins Ur- und Frühgeschichtliche Museum inklusive Besichtigung des Tiefen Brunnens und Besteigung des Südturms. "Ich hoffe nur, dass die Verhandlungen doch noch erfolgreich sind", sagt Weichselbaum: die Willibaldsburg dauerhaft ohne Jura-Museum? Nein, das ist für ihn nicht vorstellbar. Er stellt sich wie viele der Besucher auch die Frage, wie es nur so weit kommen konnte.

"Es war nie unser Anliegen, dass das Museum schließt", sagt der Regens des Bischöflichen Priesterseminars, Michael Wohner, am Freitag auf Anfrage. Er habe schon vor anderthalb Jahren kundgetan, dass "die Betriebsträgerschaft eines modernen Museumsbetriebs von uns nicht mehr gewährleistet werden kann". Selbstverständlich wolle das Seminar seine Sammlungen für das Museum weiterhin zur Verfügung stellen. Deshalb habe er auch der Bitte, die Trägerschaft zumindest eingeschränkt nun doch noch bis Ende März zu übernehmen, Folge geleistet, damit die Verhandlungen um eine neue Trägerschaft, die bekanntlich seit Wochen hinter verschlossenen Türen geführt werden, abgeschlossen werden könnten. Ob er die jetzige Schließung bedauert? "Ich weiß nicht, was wir noch mehr hätten tun können", sagt der Regens.
 

Eva Chloupek