Eichstätt (ddk) Walter Rothschild ist ein echter Rabbiner, allerdings ein höchst ungewöhnlicher: Er betreut nicht nur verschiedene liberale Gemeinden, er tritt auch als Kabarettist auf, als Sänger einer Jazzband und als TV-Darsteller.
Am kommenden Mittwoch, 14. November, ist der bekannte und beliebte Berliner Rabbi zu Gast in Eichstätt.
Auf Einladung des Gesprächskreises Christentum - Judentum der Katholischen Erwachsenenbildung erzählt Rabbi Walter Rothschild ab 19.30 Uhr im Spiegelsaal der Residenz aus seinem Leben und präsentiert Lieder. Betitelt ist der Abend mit "Leider-Abend" - Rabbi Walter nimmt das Leben immer mit einem Quäntchen Humor und singt, wie er selbst betont, "leider gerne Lieder".
Begleitet wird Rothschild vom Komponisten und Pianisten Max Doehlemann am (und unter dem) Klavier, wie es das Programm verspricht. Viele Lieder des Duos haben eher humoristischen Charakter, andere haben ernste Themen zum Inhalt: Es geht um das Unterrichten und den Antisemitismus, um Beschneidungen. Rothschild erzählt aus einer autobiografischen Perspektive - mal witzig, mal nachdenklich, aber auf jeden Fall kurzweilig - wie es ist, in Großbritannien und Deutschland Jude zu sein. Und schließlich sind wertvolle Neuschöpfungen zu Schuberts Liederzyklen zu hören: "Die Winterbahnreise" und "Schwangergesang".
Der heute in Berlin lebende Rabbi Rothschild, Jahrgang 1954, hat ein bewegtes Leben hinter sich. Seine Vorfahren stammen aus Hannover; sein Vater konnte 1939 im letzten Moment nach Bradford in England fliehen, wo Walter Rothschild geboren wurde und aufwuchs. Nach dem Studium in London und Cambridge und der Ordination 1984 war Rothschild als Rabbiner unter anderem in Leeds, Wien und verschiedenen liberalen deutschen Gemeinden, zehn Jahre auch als Landesrabbiner von Schleswig-Holstein und seit 2011 als Vorstandsmitglied der Union progressiver Juden in Deutschland tätig.
Mittlerweile arbeitet Walter Rothschild als freier Rabbiner. Er wird von Juden angefragt, die keiner Gemeinde angehören, er schreibt Bücher, satirische Songs und hält Vorträge. Ein besonderes Interesse verbindet ihn mit der Eisenbahngeschichte, 2008 promovierte er in London über die Geschichte der palästinensischen Eisenbahn.
Nach Medienberichten ist Rabbi Rothschild nicht nur ein außerordentlicher jüdischer Gelehrter, sondern ein ebenso begnadeter Geschichtenerzähler mit britisch-jüdischem Witz, Charme und Biss. Nach einem kurzen Gastauftritt als Rabbiner in der Familiensaga "Das Adlon" spielte Walter Rothschild im Dezember 2016 als Rabbi auch im Berliner "Tatort".
Karten für den "Leider-Abend" mit Rabbi Walter Rothschild gibt es zum Preis von zwölf Euro, ermäßigt acht Euro, plus Vorverkaufsgebühr in der Geschäftsstelle des EICHSTÄTTER KURIER, der Geschäftsstelle der Katholischen Erwachsenenbildung (KEB) in der Pedettistraße 9, 1. Stock, sowie auch an der Abendkasse.
