Bitz
Friedhof als Ort der Begegnung

Bitzer Bürger haben schon 900 Arbeitsstunden in grundlegende Renovierung gesteckt

01.12.2020 | Stand 23.09.2023, 15:46 Uhr
Josef Niefnecker
Waltraud Hofmann (links), Vorsitzende des Vereins für Gartenbau und Landespflege Bitz und die fachliche Betreuerin, Birgit Helbig (rechts), mit dem Plan zur Neugestaltung. −Foto: Niefnecker

Bitz - Bereits jetzt haben die Bitzer mehr als 900 Arbeitsstunden und 120 Maschinenstunden in das Projekt eingebracht: Im Oktober haben sie mit der Neugestaltung ihres Friedhofs begonnen, die nun so gut wie abgeschlossen ist.

Im Vorfeld wurden aus dem Zandter Steinbruch Jurasteine geholt, aus denen die so genannte "Plauderschnecke" am Friedhofsvorplatz, der nun auch als Treffpunkt dienen kann, entstand. Ein Eingang von der Straße und ein Ausgang an der Friedhofsmauer, die an dieser Stelle durchbrochen wurde, zeichnen den Weg vor. In ihrer Mitte ragt ein alter Eichenstamm, umgeben von einer Kräuterschnecke mit heimischen Pflanzen in die Höhe. Sie gedeihen auf Mineralbeton und etwas Kompost sowie einem Großteil des Aushubmaterials, das so einer nachhaltigen Wiederverwertung zugeführt wurde.

Im Inneren des Friedhofes gibt es jetzt einen kleinen Libellenteich mit Totholzstrukturen und Findlingen rund um das große Friedhofskreuz und einige Blühflächen anstelle des Rasens. Ein markanter Eichenstamm am Ende des geschwungenen Hauptweges, der einen "Lebensfluss" darstellen soll, wurde eingebaut. Viele Staudenbeete und blühende Einsaaten mit heimischen Wildkräutern sollen in Zukunft zusammen mit dem Totholz für neuen Lebensraum und Artenvielfalt sorgen. Wildrosen, etwa 300 Stauden und rund 3000 Blumenzwiebeln, aber auch dutzende blühende und fruchtende Bäume und Sträucher werden in den kommenden Jahren für ein angenehmes Klima auf dem Friedhof sorgen.

Ein neuer, barrierefreier Weg durch den Friedhof wurde ebenfalls angelegt. Dieser soll dazu einladen, die Schönheiten des neuen Naturgartenfriedhofs bei einem Rundgang zu genießen. Die letzten Arbeiten mussten die Bitzer unter allerdings erschwerten Bedingungen leisten. Nicht wegen fehlender Helfer, nicht wegen unwirtlicher Witterung - nein, wegen der Maskenpflicht. Es war mittlerweile November und die verschärften Hygieneregeln in Kraft. Somit galt es für die Arbeitstrupps in vorsichtiger Arbeitsweise und möglichst in Familiengruppen zu arbeiten. Die Vorsitzende des Bitzer Gartenbauvereines und "Motor" der Aktion, Waltraud Hofmann, erstellte ein umfangreiches Hygienekonzept. Neben der Möglichkeit, die Hände zu desinfizieren waren die Helfer angehalten, Maske zu tragen, wann immer der notwendige Abstand nicht eingehalten werden konnte. Nach Fertigstellung der Pflasterarbeiten konnte zuletzt auch die Einfahrt mit Saatmischungen angesät werden. Diese bestehen aus eher niedrig bleibenden Pflanzen, die widerstandsfähig gegen ein Betreten und Befahren sind. Mittlerweile wurde auch noch ein provisorischer Zaun errichtet, der über den Winter die Blühflächen sowie die Gräber gegen unerwünschten "Besuch" von Wildtieren absichern soll. Nistkästen für verschiedene Vögel, Fledermäuse und Wildbienen haben ebenfalls ihren Platz gefunden. Einzig fehlt jetzt noch der schmiedeeiserne Zaun, der aufgrund des lockeren Bodens erst 2021 errichtet werden kann - und natürlich müssen sich die vielen hundert gesetzten und angesäten Pflanzen erst noch entwickeln.

Waltraud Hofmann bedankte sich nun bei den vielen Helfern, die ihre Freizeit zu Gunsten des Dorfes zur Verfügung gestellt haben. "Positiv zu erwähnen ist, dass durchaus auch viele jugendliche Bitzer mitgeholfen haben", betonte sie. Hier sei die Identifikation mit dem Projekt generationsübergreifend vorhanden. Auch zwei Praktikanten der Naturgartenakademie packten im Rahmen ihrer Ausbildung tatkräftig mit an. Zudem stand Planerin Birgit Helbig (siehe Kasten) bei allen Arbeitseinsätzen mit Rat und Tat zur Seite und konnte die Helfer mit ihrer Begeisterung für naturnahe Grüngestaltung anstecken. Besonders bedankte sich deshalb die Vorsitzende bei ihr, vor allem, da sie für alle Helfer stets ein offenes Ohr hatte und zu vielen ein freundschaftliches Verhältnis aufbauen konnte. Die Planerin war ihrerseits begeistert vom Einsatz der vielen Helfer. Die Bitzer, ob Vereinsmitglied, ob Helfer oder nur Beobachter sind nun gespannt auf das kommende Frühjahr, wenn die ersten Blüten den Friedhof bereichern werden. Wenn dann das Gießen der Gräber an lauen Sommerabenden zu durchaus längeren Begegnungen mit anderen Dorfbewohnern führt und dazu Schmetterlinge, Vögel und Co Einzug halten, war es der richtige Weg, den die Bitzer mit ihrem Gartenbauverein und der Gemeinde Denkendorf eingeschlagen haben.

EK



Josef Niefnecker