Eichstätt
Flucht multimedial verstehen

In dieser Woche ist der Missio-Truck zu Gast in Eichstätt - Gestern fand der offizielle Auftakt statt

16.07.2018 | Stand 23.09.2023, 3:43 Uhr
  −Foto: Fotos: Bird

Eichstätt (EK) Wie fühlt es sich an, flüchten zu müssen? Antworten auf diese schwierige Frage soll ein Lastwagen liefern, der die Besucher in seinem Inneren mit auf eine multimediale Reise zum Thema Flucht nimmt. Noch bis Ende der Woche steht er auf dem Marktplatz.

Patricia und Lilly warten geduldig, bis sie dran sind. Die beiden Gymnasiastinnen haben sich bewusst im Vorhinein nicht informiert, was sie in den engen Räumen des Lkw erwartet. Nach ein paar Minuten geht es die Treppe hinauf ins Innere, immer in Zweiergrüppchen betreten die Schüler des Willibald-Gymnasiums den weißen Lastwagen, der seit gestern auf dem Marktplatz für Besucher offen steht.

Gleich zu Beginn des multimedialen Rundgangs, der sich labyrinthartig durch mehrere Kammern des Trucks schlängelt, erwartet die beiden ein Missio-Mitarbeiter. Patricia und Lilly dürfen sich aus mehreren Karten einen Charakter aussuchen, in dessen Rolle sie sich für die nächsten 15 Minuten begeben sollen. Sie entscheiden sich für Sara, eine 16-jährige Schülerin, und Christelle, eine 28-jährige Medizinstudentin - beide aus dem Kongo, der die thematische Grundlage der Ausstellung bildet. Die beiden Charaktere sind auf der Flucht, die Reise beginnt im ersten Raum mit einem kurzen Animationsfilm, in dem die Eichstätter Schülerinnen "ihr" Schicksal in einer virtuellen Kirche kennenlernen. Es wird geschossen, sie müssen sofort handeln. Bei einer Art digitalem Quiz stehen die Mädchen vor der Entscheidung, was sie einpacken: Zeugnisse? Verpflegung? Was braucht man überhaupt, wenn es von jetzt auf gleich ins Unbekannte geht?

Genau diese Gedanken sollen sich die Besucher machen. Das Angebot richtet sich vor allem an Schüler ab der achten Klasse. "Die Entscheidungen, die die Flüchtlinge treffen müssen, sind sehr schwierig", resümieren die beiden ihren Rundgang durch den Truck, bei dem sie unter anderem Kopfhörer tragen und auf einer nachempfundenen Lkw-Ladefläche "mitfahren". "Cool, dass man eine Person spielt", finden die beiden aus der Klasse 8c. Ein Konzept, das anzukommen scheint.

Bei der offiziellen Eröffnung im International House betonten die Redner gestern die Bedeutung eines solchen Angebots. Dabei fiel vor allem ein Begriff sehr häufig: "Fluchtursache". OB Andreas Steppberger etwa stellte heraus, dass es sehr wichtig sei, die Gründe für die Flucht aufzuzeigen: "Wir können alle etwas an der Situation ändern." Er bezog sich dabei auf den Zusammenhang zwischen Konsumverhalten und Flucht. Doch auch der Klimawandel spiele eine Rolle. Die Stadt habe den Marktplatz, so der OB, "sehr gerne" zur Verfügung gestellt, wofür sich die federführende Organisatorin, Cordula Klenk, Referentin für Flüchtlingshilfe der Malteser, eingangs bedankte hatte. Gemeinsam mit der Band Django Charango, die von allen Seiten mit Lob bedacht wurde, führte sie durch die Eröffnungsreden. Beteiligt an der Aktion ist neben den Maltesern auch das Referat Weltkirche, Domkapitular Christoph Kühn sprach am Montag von einem "Thema, das Gemüter erregt und bewegt, wie kaum ein anderes." Der Truck sei Teil der Arbeit der sieben bayerischen Diözesen, die "Menschen erreicht", ergänzte Kühn. Doch auch das Zentrum für Flucht und Migration der KU, die Katholische Erwachsenenbildung im Landkreis, der Verein Weltbrücke und die Steuerungsgruppe der Fairtrade Stadt Eichstätt gehören zum Organisationsteam.

Bis Freitag - mit Ausnahme von Mittwoch (der Lastwagen weicht dem Markt und wird an der Maria-Ward-Realschule postiert) - werden Schüler- und Erwachsenengruppen noch die Möglichkeit haben, den Perspektivwechsel zu vollziehen. Mit Videos, Audiobotschaften und Informationstafeln im Inneren des Aufklärungsmobils. Es besteht zudem die Möglichkeit, am Donnerstag, 19. Juli, um 17.30 und um 19 Uhr sowie am Freitagmittag um 13 Uhr den Truck zu besuchen. Für weitere Informationen steht Cordula Klenk unter Telefon (08421) 980788 oder via E-Mail an cordula. klenk@malteser. org zur Verfügung.

Julian Bird