Eichstätt
Extreme Bedingungen für Pflanzen

Landschaftsökologinnen werten phänologische Daten des Hofgartens aus - Biologischer Indikator für den Klimawandel

09.01.2020 | Stand 02.12.2020, 12:14 Uhr
Genau hinschauen: Jeden dritten Tag werden rund um die KU 179 Bäume und Sträucher nach ihrem Entwicklungsstand begutachtet und die Daten von Ulrike Richter festgehalten. −Foto: upd

Eichstätt - Das Pflanzenjahr 2019 war nicht ganz so extrem wie das Vorjahr, kann aber trotzdem gut mithalten.

So die Auswertung der Daten, welche die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) im vergangenen Jahr gesammelt hat.

Die hohen Temperaturen veränderten auch in Eichstätt die Entwicklungsphasen der Vegetation, wie zum Beispiel, wann die Blätter sprießen und sich die Blüten öffnen. Diese Phasen werden von den Landschaftsökologinnen der KU im Rahmen von sogenannten phänologischen Beobachtungen im Hofgarten seit 2017 aufgenommen. Von den rund 230 Bäumen und Sträuchern, die nicht nur aus Europa, sondern auch aus Nordamerika und Asien stammen, werden derzeit 179 genauer unter die Lupe genommen. Jeden dritten Tag notiert die studentische Hilfskraft Ulrike Richter von der Professur für Physische Geographie/ Landschaftsökologie und nachhaltige Ökosystementwicklung den Entwicklungszustand der Pflanzen und wertet diese Daten aus.

"Das Jahr 2019 war erneut ein extremes Jahr für Pflanzen", erläutert Susanne Jochner-Oette, Professorin für Physische Geographie/Landschaftsökologie und nachhaltige Ökosystementwicklung. "Nicht nur die Temperaturen waren in allen Monaten bis auf den Mai höher als im Durchschnitt, auch die Trockenheit war außergewöhnlich und beeinflusste die Pflanzen, insbesondere im Juni und Juli. "

Anhand der verschiedenen Wachstumsstadien kann man das Jahr in sogenannte phänologische Jahreszeiten einteilen. Anstelle von vier Jahreszeiten hat man dadurch zehn. Das Frühjahr wird beispielsweise in Vor-, Erst- und Vollfrühling unterteilt. Die Auswertungen zeigen, dass viele Pflanzen im Vergleich zum Vorjahr jedoch etwas später blühten und ihre Blätter entfalteten. "Grund dafür war, dass die mittlere Temperatur der Monate April und Mai im Jahr 2018 um 2,7 °C und 6,3 °C höher waren. Deutlich später, nämlich 30 Tage, trat der Vorfrühling ein, den wir anhand der Blüte des Schneeglöckchens feststellen", erläutert Ulrike Richter. Die Allergiesaison begann zur Freude aller Betroffenen ebenfalls später mit der Blüte der Hasel, die erst am 15. Februar einsetzte. Im Vergleich zum Vorjahr macht dies zwei Wochen aus. Früher als 2018 trat heuer dagegen die Blattverfärbung der Stieleiche ein, mit der der Spätherbst definiert ist. Somit endete 2019 die Vegetationsperiode auch früher als im Vorjahr.

Das Jahr 2019 ist bereits das dritte Jahr, in dem die Landschaftsökologinnen die Phänologie beobachten. "Das Ziel ist nun, eine lange Datenreihe zu generieren, um Veränderungen aufzuzeigen und die Auswirkungen des Klimawandels auf die Vegetation besser abschätzen zu können", so Jochner-Oette. "Da sich Veränderungen der Temperatur stark in der Vegetationsentwicklung bemerkbar machen, stellt die Phänologie einen ausgezeichneten Bioindikator für den Klimawandel dar. "

upd