Eichstätt
Ein "Rückwegstörer" und die Folgen

Seit Wochen haben 429 Vodafone-Kunden auf dem Seidlkreuz Probleme mit Internet, Telefon und Fernsehen

12.05.2020 | Stand 02.12.2020, 11:22 Uhr
Internet, Telefon und Fernsehen: Immer wieder ist es auf dem Seidlkreuz in Eichstätt zuletzt zu Störungen bei Vodafone gekommen. Rund 430 Kunden sind betroffen. −Foto: Holger Hollemann, dpa

Eichstätt - "Verlass Dich auf uns.

Deutschland bleibt vernetzt - dafür tun wir alles. #WeKeepYouGoing. " Mit diesem Slogan macht der Internetanbieter Vodafone/Kabel Deutschland seit Ende März in Zeiten von Corona auf sich aufmerksam und buhlt um das Vertrauen bei den Kunden. Dass es mit diesem Versprechen allerdings zappenduster aussieht, müssen seit Wochen Vertragspartner des Unternehmens auf dem Eichstätter Seidlkreuz erleben. Ihr Anschluss ist gestört. Zum Teil geht gar nichts mehr. In einer Zeit, in der viele Menschen auf Home-Office angewiesen sind, Schüler sowie ihre Lehrkräfte über digitale Medien lernen und lehren, Studierende ihre Vorlesungen online besuchen und Menschen über soziale Medien in Kontakt bleiben (müssen), herrscht bei Vodafone Funkstille.

Während es vor zwei Wochen bereits einen Totalausfall bei Telefonie, Internet und Fernsehen auf dem Seidlkreuz gegeben hat, sich die Lage dann wieder allmählich beruhigte - mit den inzwischen fast schon gewohnten zeitweiligen Störungen im Netz und einem verpixelten und von Ton- und Bildstörungen heimgesuchten TV-Bildschirm - geht seit Montagmittag überhaupt nichts mehr.

Auf Anfrage unserer Zeitung hat das Unternehmen inzwischen eingeräumt, dass "seit dem 25. April 429 Kunden im Vodafone-Kabelnetz im Eichstätter Stadtteil Seidl-kreuz von einer sogenannten Rückwegstörung betroffen sind". Verursacher ist laut Vodafone-Pressestelle ein "bislang unbekannter Nachbar". Ein Rückwegstörer, so heißt es in der Auskunft weiter, "entsteht durch uralte, defekte oder illegal betriebene Geräte, die ein Kunde an das Kabelnetz anschließt". Dieses Gerät sende dann Störsignale, durch die der Fernseh-, beziehungsweise Internetzugang in dem betroffenen Bereich des Kabelnetzes lokal eingeschränkt sei. Das Besondere daran: "Der Fehler tritt nur dann auf, wenn das defekte oder unerlaubt betriebene Gerät eingeschaltet ist. " Daher, so Vodafone, sei eine "Eingrenzung des Fehlers trotz unserer intensiven Messungen sehr zeitaufwendig, weil diese Störquelle nur schrittweise lokalisiert und nur sporadisch ermittelt werden kann - immer nur dann, wenn sie gerade auftritt, weil zum Beispiel das defekte Gerät gerade in Betrieb ist".

"Unsere Techniker arbeiten mit Hochdruck an der Eingrenzung des Rückwegstörers, um dann dessen weiteren Betrieb zu unterbinden", lässt Vodafone wissen. Das Unternehmen bittet die betroffenen Kabelkunden bis dahin noch "um Geduld und um Entschuldigung" für die "vorübergehenden Unannehmlichkeiten" und appelliert an die Kunden keine Geräte zu betreiben, "die uralt, defekt oder für den deutschen Markt nicht zugelassen sind". Außerdem solle man nicht selbst an der Kabel-TV-Anlage "herumbasteln" oder "Freiflugverkabelungen" vornehmen. "Die Nachbarn", so Vodafone, "werden es danken".

Die "Nachbarn" auf dem Seidlkreuz jedenfalls sind stinksauer auf das Unternehmen. Anrufe bei der Störungsstelle seien aufgenommen, aber anscheinend nicht bearbeitet worden, wie es ein Bewohner aus der Richard-Strauß-Straße schildert. Einem anderen Kunden in der Ingbert-Naab-Straße wiederum wurde der Besuch eines Technikers zugesagt, der dann allerdings "zum vereinbarten Termin nicht aufgetaucht ist". Bei einem anderen in der Johannes-Kraus-Straße rückten gleich dreimal Serviceleute an - obwohl bereits der erste Experte feststellte, dass das häusliche Netz in Ordnung und die Störung anderweitig zu suchen sei - "vermutlich eine größere Sache in einem Verteilerschnittpunkt in einem der Straßenzüge". Dennoch kündigte sich erneut ein von Vodafone beauftragter Techniker an, um das Heimnetz zu überprüfen. Mit dem Erfolg, dass er keinerlei Messungen innerhalb des Hauses vornehmen konnte, weil von außen überhaupt "kein Stoff reinkommt", wie er sagte.

Inwieweit Vodafone/Kabel Deutschland zu einer Entschädigung für den Ausfall der vertraglich zugesicherten Leistungen bereit ist, muss sich noch zeigen. Der von den massiven Störungen betroffene Kunde in der Richard-Strauß-Straße auf dem Eichstätter Seidlkreuz hat das Unternehmen aufgefordert, Stellung zu den Störungen zu beziehen und die Gebühren für die Zeiten des Ausfalls zu entschädigen.

Laut Auskunft der Verbraucherzentrale Bundesverband, Abteilung Telekommunikation, Internet, Verbraucherrecht, haben Kunden nach dem Grundsatz "ohne Leistung keine Gegenleistung" zwar grundsätzlich Anspruch auf Entschädigung oder auch Schadensersatz beziehungsweise auch die Möglichkeit einer "außerordentlichen Kündigung", doch müssen dafür einige Vorgaben erfüllt werden - unter anderem eine genaue Auflistung der durch die Ausfälle angefallenen Kosten, der genaue zeitliche Ablauf der Störungen sowie eine zeitliche Frist, die dem Unternehmen eingeräumt werden muss, die Schäden beziehungsweise Störungen zu beheben.

Die Bewohner des Seidlkreuzes werden wohl noch etwas Geduld aufbringen müssen. Hieß es noch vergangene Woche auf die Störungsmeldung eines Betroffenen, die Bearbeitung werde sich voraussichtlich bis zum 14. Mai verzögern, lautete die Auskunft am Dienstagnachmittag: "Die Bearbeitung Ihres Tickets verzögert sich aus technischen Gründen voraussichtlich bis zum 16. Mai. "

hr

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