Eichstätt
Ein Archiv für die Stadtheimatpflege

Seit acht Jahren sortieren Rainer Tredt und Edeltraud Held den Nachlass von Konrad Held

17.02.2019 | Stand 23.09.2023, 5:59 Uhr
Hermann Redl
  −Foto: Redl/Chloupek/Held?sches Archiv

Eichstätt (EK) Es ist schon viel geschafft. Seit inzwischen fast acht Jahren arbeiten Rainer Tredt und die Witwe des 2008 verstorbenen Stadtheimatpflegers Konrad Held das sogenannte Held'sche Archiv auf. Wenn es nach Helds Nachfolger Rainer Tredt geht, soll es künftig den Grundstock für ein eigenes Archiv der Stadtheimatpflege bilden.

Tausende von Schriftstücken, Büchern, Akten, Dokumenten, Fotografien, Negativen oder Dias hatte der 2008 im Alter von 72 Jahren plötzlich verstorbene Lokaljournalist und Stadtheimatpfleger Konrad Held zusammengetragen. Die Sammlungen sind seit 2009 im zweiten Obergeschoss des Postgebäudes am Eichstätter Domplatz untergebracht, dort, wo auch das Biedermeier-Mobilar aus dem früheren Chefzimmer des Eichstätter Oberbürgermeisters eingelagert ist. Dort arbeiten nun nahezu jeden Samstag der promovierte Volkskundler und Nachfolger im Amt des Stadtheimatpflegers, Rainer Tredt, und Konrad Helds Witwe Edeltraud an der Ordnung, Systematisierung und Archivierung der unzähligen Bestände.

Konrad Held hatte sie in dessen Privaträumen im Anwesen an der Römerstraße zusammengetragen - in einer Art "Lose-Blatt-Sammlung". Mit der konnte ein Außenstehender wenig anfangen, Held allerdings fand sich stets auf Anhieb zurecht. Wer ihn besuchte, war erstaunt, wie schnell er bei Nachfragen zu einem bestimmten Thema fündig wurde. Einigermaßen vertraut mit Konrad Helds eigenem "Ordnungssystem" war und ist auch Edeltraud Held. Deshalb ist es für Rainer Tredt "ungemein hilfreich", dass sie ihn in seiner Tätigkeit unterstützt.

Nach mehreren Jahren des Aus-, Um,- und Einsortierens im Held'schen Anwesen wurden die Sammlungen in hunderten von Kisten ins Postgebäude geschafft und haben dort nun fein säuberlich in mehreren Räumen und in zahlreichen Regalen und Schränken ihren Platz gefunden. Die Akten, Bücher, Vorträge sind nun in Gruppen wie Eystettensia, Brauchtum, Volksfrömmigkeit unterteilt. Auch die knapp 1000 Vorträge, die Held als "Bruder Barnabas" bei Bockbierfesten, als "Stodgatna" bei Vereinen oder als "Stoibrichla" verfasst und gehalten hat, sind thematisch in einzelne Mappen gelagert und im Computer erfasst. Dies gilt auch für die Beiträge, die Held zu Themen wie Brauchtum, Dialekt, Volksfrömmigkeit oder Religion verfasst und teilweise im EICHSTÄTTER KURIER, dessen Chef er von 1962 bis 1982 war, oder in der Eichstätter Kirchenzeitung, die er ebenfalls als Chefredakteur führte, veröffentlicht hat. Sie finden sich in einem wuchtigen Sakristeischrank, der auf dem Dachboden des Eichstätter Rathauses gefunden worden ist. Besonders seltene Bücher und Dokumente sind in einem feuerfesten Schrank archiviert. Darunter ist auch eine Notensammlung von Xaver Gröbel, die allerdings von Schülerinnen und Schülern des Gabrieli-Gymnasiums und Kreisheimatpfleger Dominik Harrer bereits bearbeitet wurde.

Und es liegt noch viel Arbeit vor Edeltraud Held und Rainer Tredt. Fotografien, Negative und Dias aus der Held'schen Sammlung sind zwar inzwischen vorsortiert, zum Teil allerdings ohne Vermerk der darauf abgebildeten Personen, Landschaften oder Anlässe, sie müssen nun noch erfasst werden. "Konrad Held hat ja alle Filme selbst entwickelt; die Negative mussten alle gesichtet und in Streifen geschnitten in ein Archivierungssystem eingebunden werden." Eine Mammutaufgabe, die immer noch nicht zur Gänze bewältigt ist.

Tredt , seit 1. April 2009 als Stadtheimatpfleger im Amt, möchte mit den Held'schen Beständen als Grundstock ein eigenes Archiv für die Stadtheimatpflege schaffen. An- und Nachfragen dafür gebe es genug. Immer wieder werden ihm ganze Nachlässe, aber auch einzelne Dokumente oder Gegenstände angeboten, die ihren Platz in dem Archiv finden sollen. Für ihn bedeuten diese Angebote viel Arbeit, die er aber gerne auf sich nimmt. Meist erfolgen dann Rücksprachen mit den Verantwortlichen des Historischen Vereins, den Archivbetrauten im Rathaus oder auch den Experten der Universitätsbibliothek, die jeweils eigene Bestände mit Eichstätter Materialien aufbewahren. Der Kontakt mit diesen Einrichtungen sei ebenso gut wie der zur Kreisheimatpflege mit Dominik Harrer und Karl Heinz Rieder, sagt Tredt. Ein eigenes "Heimatpflegearchiv" sei nach wie vor sinnvoll, denn Stadtarchiv und Heimatpflegearchiv seien jeweils zu spezifisch, um miteinander verschmolzen werden zu können.

Hermann Redl