Eichstätt
"Eichstätter Wolf" ist eine Wölfin

Genanalyse der Kotprobe liegt vor - Tier stammt aus Rudel im Veldensteiner Forst

29.11.2020 | Stand 23.09.2023, 15:43 Uhr
Diese Aufnahme wurde im vergangenen Jahr im Veldensteiner Forst von einer Wildkamera gemacht. Es zeigt Jungtiere aus dem dort ansässigen Wolfsrudel. Aus diesem Rudel stammt auch die junge Wölfin, die seit einem guten halben Jahr im westlichen Landkreis Eichstätt umherstreift. Das wurde durch eine Genanalyse nachgewiesen. −Foto: Bayerische Staatsforsten

Eichstätt - Jetzt ist es nachgewiesen: Beim "Eichstätter Wolf" handelt es sich um eine Fähe, also ein weibliches Tier. Dies hat die Analyse der entsprechenden Kotprobe ergeben. Ebenso ist nun sicher, dass die Wölfin aus einem Rudel im Veldensteiner Forst stammt.

 

Der Kot war von einem sogenannten Netzwerker des Landesbundes für Vogelschutz (LBV) im Saupark, einem großflächigen Waldgebiet im westlichen Landkreis Eichstätt zwischen Wasserzell, Dollnstein und Wellheim, entdeckt und zum Landesamt für Umwelt geschickt worden. Die darauffolgende Untersuchung brachte die neuen Erkenntnisse über die Wölfin, die sich seit mehr als einem halben Jahr in dieser Gegend aufhält und schon einige Male von Wildtierkameras abgelichtet und von Waldarbeitern und Joggern gesichtet worden ist (wir berichteten).

Wie der Wolfsbeauftragte für Bayern des LBV, der Eichstätter Willi Reinbold, nun gegenüber unserer Zeitung erläutert, kommt das Tier aus dem Veldensteiner Forst (Landkreis Bayreuth). Hier lebt das bisher einzige Wolfsrudel in Bayern, das Nachwuchs hat. Die Fähe dürfte ein bis maximal zwei Jahre alt sein, so der Experte, "und wartet nun offensichtlich auf einen Rüden, um selber ein Rudel zu gründen". In den vergangenen Monaten habe das Tier die Gegend inspiziert und augenscheinlich für gut befunden. Dafür seien drei Kriterien entscheidend, führt Reinbold weiter aus: Nahrung, Unterschlupf, Störung. In Sachen Nahrungsangebot sei das Gebiet geradezu ein Schlaraffenland: "Es gibt mehr Wildschweine und Rehe denn je." Was den Unterschlupf betrifft, müssen zwei bis drei geeignete Wurfhöhlen vorhanden sein, und die Umgebung muss frei von unliebsamen äußeren Einflüssen, also Störungen, sein. Das scheine hier gegeben, so Reinbold. Dass nun auch ein Rüde hier landet, sei keineswegs unwahrscheinlich - "wenn man bedenkt, dass ein Wolf in sechs Wochen bis zu 1500 Kilometer zurücklegen kann". Der künftige Partner könne also auch aus Polen, der Schweiz oder dem Balkan kommen. "Ob das dann aber mit der Bindung klappt, ist ungewiss. Das ist eben genauso wie beim Menschen", betont Reinbold.

Auf jeden Fall beginnt im Januar die Ranzzeit bei den Wölfen, den Nachwuchs bringt eine Wölfin gewöhnlich um den 1. Mai zur Welt. Auch wenn tatsächlich in den nächsten Wochen ein Partner für die Eichstätter Wölfin auftauchen sollte, hält es der Fachmann für eher unwahrscheinlich, dass es schon im kommenden Jahr Nachwuchs gibt: "Normalerweise testet ein Wolfspaar sein neues Gebiet etwa ein Jahr, bevor es die Familienplanung angeht."

EK

 

Jürgen Knopp