Eichstätt
"Die heilende Hand"

Ernst Arnold Bauer zeigt seine Grafikreihe in der Galerie art pure – Vernissage mit exzellentem Cellokonzert

22.01.2014 | Stand 02.12.2020, 23:10 Uhr

 

Eichstätt (EK) Vernissagen bei Ernst Arnold Bauer sind immer auch ein gesellschaftliches Ereignis. Und so waren am Dienstagabend über 100 Leute aus der gesamten Region in die kleine Galerie art pure gekommen, um Bauers „heilende Hand“ zu sehen.

Die 30-teilige Grafikreihe „Die heilende Hand“ war nach einem folgenreichen Sturz Bauers im Januar 2012 entstanden. Wie die Kunsthistorikerin Claudia Grund in ihrer ebenso unterhaltsamen wie informativen Einführung erzählte, hatte es den Künstler „auf winterglatten Pfaden derbröselt": „Er stürzte sicherlich mit der ihm eigenen Eleganz, aber deswegen nicht weniger schmerzhaft.“ Die rechte Hand war gebrochen – für den Künstler bei aller unfreiwilligen Komik doch eine Katastrophe, die er in den schmerzhaften Wochen und Monaten der Heilung in der Bilderserie zu überwinden hatte.



An ausschweifende Pinselschwünge auf großformatigen Leinwänden war über lange Zeit nicht zu denken. Deshalb hatte Bauer sich in seiner Not auf einen Stapel kleinformatiger Carborundumdrucke auf Büttenpapier besonnen, der seit zehn Jahren in seinem Atelier herumgelegen hatte – aufwendige Radierungen in überwiegend erdigen Farbtönen. Unter Schmerzen nahm der Künstler den kleinsten Pinsel zur lädierten Hand, tauchte ihn in Aquarell- und Guachefarben und suchte zeichnend zumindest zeitweise Zuflucht vor den Schmerzen.

Die kleinformatige Reihe spiegelt sämtliche Gemütszustände des Künstlers während der Heilung wider: Verzweiflung und Hoffnung, Melancholie und Lebensfreude. Und etwa in der Mitte der Reihe kommt auch die Farbe zu ihm zurück – in kraftvollem Rot, Gelb und Bunt. Ein „loderndes Farbenfeuer“, wie Claudia Grund es nannte, das nach einem kräftigen Farbenrausch in den letzten Bildern des Genesungsprozesses in leuchtendem, freudigen Gold mündet. Die einzelnen Bilder sind klein, aber von einer unglaublichen Tiefe: Sie saugen den Betrachter förmlich ganz nah heran und hinein, um immer neue Farbschattierungen und Formenspiele zu entdecken.

Ernst Arnold Bauer hat sich bekanntlich der Ästhetik verschrieben, und nach ihrer etwas verunglückten Präsentation bei ihrer Premiere im Dezember in einer Ingolstädter Galerie präsentiert er seine Grafikreihe nun zum Glück für die Eichstätter Kunstfreunde „zuhause“ selber so, wie sie sich gehören: in einem würdigen und wunderbaren Ambiente und eben mit einer bezaubernden Vernissage.

In der kleinen Galerie art pure drängten sich am Dienstagabend über 100 Gäste aus der gesamten Region zusammen, um einen Blick auf die Kunst und den Künstler zu werfen. Bauer hatte sich mit einem über 100 Jahre alten japanischen Kimono in Schale geworfen und zeigte sich gewohnt charmant und eloquent. Und er hatte auch einen besonderen Gast geladen: den Cellisten Alexander Suleiman, der dem Publikum ein exzellentes kleines Konzert darbot. Nach einem Rezitativ und drei Suiten von Bach stellte der Cellist den Gästen das Stück „Buch“ des zeitgenössischen Komponisten Peter Vastzs vor: ein Hörereignis mit überraschenden und auch heiteren Wendungen, das bestens zu Ernst Arnold Bauers Werken passte.

Denn, wie hatte Claudia Grund doch ihre ebenfalls sehr köstliche Einführung in den Abend frei nach Johann Nestroy überaus amüsant und stimmig geendet: „Der Ernst hat eine feierliche, eine schauerliche, überhaupt viele sehr ernsthafte Seiten, aber ein elektrisches Fleckerl hat er doch immer, und da fahren bei der gehörigen Reibung die Funken der Heiterkeit heraus.“

„Die heilende Hand“ von Ernst Arnold Bauer in der Eichstätter Galerie art pure, Ostenstraße 13, wochentags in der Regel von 11 bis 13 und 15.30 bis 18 Uhr.