Eichstätt
Von Walburga inspiriert

Renate Gehrke stellte in der Lithografie-Werkstätte den Jahresdruck 2012 vor: "Unter dem Mantel"

03.12.2012 | Stand 03.12.2020, 0:45 Uhr

Gastkünstlerin Renate Gehrke mit Werkstattleiterin Li Portenlänger bei der Arbeit in der Lithografie-Werkstatt. Dort stellten sie den Jahresdruck her (kleines Bild) - Fotos: mkh

Eichstätt (EK) Den Jahresdruck der Städtischen Lithografie-Werkstatt hat heuer eine regionale Künstlerin geschaffen. Die gebürtige Münchenerin Renate Gehrke wohnt seit langem in Pappenheim. Provinziell ist ihre Arbeit jedoch nicht. Schließlich weilt sie häufig mit Ausstellungen und Atelieraufenthalten im Ausland.

Zudem hat sie bei namhaften Künstlern, etwa Gollwitzer, Henn oder Nitsch, studiert. Nun hatte sie sich für zwei Wochen im Gästehaus des Klosters St. Walburg einquartiert – und fand dort auch die Inspiration für den Jahresdruck.

Dieser ist mittlerweile eine feste Einrichtung. Die Vorgabe: ein Motiv aus der Stadt Eichstätt für eine Lithografie zu nutzen. In kleiner Auflage wird diese dann vervielfältigt und verkauft. Gehrke habe dafür, so Portenlänger schmunzelnd bei der Vernissage, „sogar die bayerisch-fränkische Grenze“ überschritten, um Farbe in die Werkstatt zu bringen. Denn Gehrke, deren Schwerpunkt zurzeit auf der Malerei liegt, hat im Vier-Farben-Druck gearbeitet. Das Motiv: ein Porträt der Heiligen Walburga. Dieses variierte sie mittels verschiedener Formen und Materialien. Für den eigentlichen Jahresdruck, „Unter dem Mantel“ betitelt, brachte sie das Walburga-Porträt mit einer Zeichnung eines Tänzers zusammen, der ein zweifarbiges Walburgisöl-Fläschchen in der Hand zu halten scheint. Hinzu kommt noch eine Art Schleier, der „Mantel“ der Heiligen, welche diesen schützend um Tänzer, Ölflasche und Porträt legt. Hierfür nutzte Gehrke Spitze als Vorlage, die ihre Großmutter einst geklöppelt hatte, und setzte dieser noch ein Krönchen auf. Obwohl aus vielerlei Motiven collagiert, wirkt das Bild in sich stimmig und als eine Einheit.

Gehrke wollte selbst einmal Tanz studieren, was der strenge Vater verbot. Seit ihrem Kunststudium arbeitet sie immer wieder mit Tänzern zusammen. Für ihre Arbeit am Motiv Walburga waren Votivbilder aus der Klosterkirche, mit denen sie sich gedanklich auseinandersetzte, von großem Einfluss. Sie arbeite, so Gehrke, nach der Devise Picassos: „Willst du zeichnen“, habe dieser einmal gesagt, „schließe die Augen und singe“. Es gehe also darum, sich „ohne Willen“ einzufühlen und zu versenken in den Prozess der Malerei. Im Grunde ein recht kontemplativer Zugang zum gewählten Motiv. Bei der körperlich anstrengenden Umsetzung an der Druckerpresse hat Li Portenlänger tatkräftig mitgeholfen. Wie das genau an der Presse abläuft, demonstrierten die beiden Künstlerinnen in einer Offenen Werkstatt nach der Vernissage.

Die sehenswerte Ausstellung „Jahresdruck 2012“ von Renate Gehrke in der Städtischen Lithografie-Werkstatt, Pfahlstraße 25, ist bis zum 24. Dezember jeweils mittwochs, donnerstags, freitags von 16 bis 18 Uhr sowie samstags und sonntags von 11 bis 13 Uhr geöffnet. Informationen zur Künstlerin, die am kommenden Freitag in der Werkstatt ist, um Fragen zu ihrer Arbeit zu beantworten, unter www.renate-gehrke.de.