Eichstätt
Gestatten, Hugo Wolf

Markus Flaig und Jörg Schweinbenz begeistern bei "Pro Musica" mit einem biografischen Liederabend

05.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:33 Uhr

Ließen an den Gefühlswelten Hugo Wolfs teilhaben: Bassbariton Markus Flaig und Jörg Schweinbenz im Spiegelsaal der Residenz. - Foto: Greck

Eichstätt (EK) Leidenschaft, Einsamkeit, feiner Witz und Ironie, Feierfreude, Liebesleid und Niedergeschlagenheit - im Spiegelsaal der ehemaligen Residenz konnte man am Donnerstagabend ein Wechselbad der Gefühle erleben.

Bassbariton Markus Flaig und sein Pianist Jörg Schweinbenz ließen ihr Publikum bei ihrem Liederabend im Rahmen der Pro-Musica-Konzerte an der Achterbahn der Gefühle des Komponisten Hugo Wolf teilhaben. Der österreichische Komponist der Romantik führte ein Leben zwischen Euphorie und Depression, in seiner Arbeit verstand er sich jedoch oder deswegen hervorragend darauf, Gedichte in Melodien zu verwandeln.

Sänger Markus Flaig hatte für den Abend in Eichstätt unter anderem Vertonungen von Eduard Mörike, Michelangelo Buonarroti, Paul Heyse und Johann Wolfgang von Goethe ausgewählt, die symptomatisch für die Gefühlswelt des Komponisten stehen. Mit Mörikes "Fußreise" und seinem "Tambour" begannen Flaig und sein Begleiter Schweinbenz den Abend heiter und gelassen.

Mit schlanker, aber kräftiger Stimme schaffte es Flaig vom ersten Stück an seine Zuhörer zu packen. Seine charmante und natürliche Art kam ebenfalls gut an - man hätte ihm dabei nur vollere Publikumsränge gewünscht. Gerade in den textlastigen Passagen überzeugte der Bariton des Sängers mit Beweglichkeit und Leichtigkeit - oft gepaart mit einem Augenzwinkern oder einem schelmischen Grinsen, wenn er beispielsweise die Flatterhaftigkeit der "Weiber" beklagte. In diesen Stücken aus dem "Spanischen Liederbuch" erzählen die Texte von Geibel und Heyse von der Unschlüssigkeit der Frauenwelt in Sachen Liebe. Wolfs teils melodramatisch komische Vertonung und Flaigs hervorragende Präsentation sorgten für einige Schmunzler unter den Konzertbesuchern.

Dabei begleitete Pianist Schweinbenz den Sänger stets gekonnt, wenn auch manchmal etwas zu kräftig. Die flinken Klaviermotive oder dramatischen Akkorde fügte er stets exakt in die Melodien seines Gesangskollegen ein. Schweinbenz präsentierte seine Fähigkeiten mit zwei Klavierimprovisationen aber auch solistisch. Stilistisch ging er bei der ersten Improvisation mit einem Walzerthema, das sich von Dur nach Moll und wieder zurück modulierte, auf Wolfs Kompositionen und Leben ein, während die zweite mit kurzen, fast gesprochen wirkenden Themen moderner war, aber immer wieder in die Wolf'sche Art zurückkam.

Nicht nur die heiteren Stücke und Momente von Hugo Wolf konnten die Zuhörer an diesem Abend erleben. Tiefe Depression bis hin zu Selbstmordgedanken prägen die Gedichte Buonarrotis und auch die Vertonung durch Wolf: "Alles endet" - Titel, Text und Musik sprachen für sich: Flaigs Stimme bewegte sich in abgrundtiefe Tiefen ohne dabei eng zu werden. Diese depressiven Züge ließen die beiden Musiker das Publikum auch bei Goethes Gedichten spüren. "Wer nie sein Brot mit Tränen aß" oder "Wer sich der Einsamkeit ergibt" verbreiteten eine depressive Traurigkeit, die Flaig innständig und aufgewühlt präsentierte.

Zwischen den Stücken las Markus Flaig Episoden aus Briefen des Komponisten an Freunde und brachte dem Publikum dadurch seine Gefühlswelt zwischen Hochgefühl und absoluter Niedergeschlagenheit nochmals näher - eine absolut gelungene Mischung. Zum Abschluss des Abends entführten die Musiker ihre Zuhörer mit Stücken mit Texten von Goethe aus dem "Schenkenbuch des west-östlichen Divans" nochmals auf heitere Weise in ferne Lande: Mit Trinkliedern, die von lustigem Schenkentreiben erzählen, verabschiedeten sich die beiden vom kleinen Eichstätter Publikum. Das bedankte sich mit umso lauterem Applaus dafür, dass es durch das Duo Hugo Wolf besser kennenlernen durfte.