Eichstätt
Rettung für Westenstraße 6?

Baudenkmal soll nach etlichen Jahren des Leerstands saniert werden Architekt ist ein alter Bekannter

02.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:28 Uhr

Hinter einem Baugerüst verbirgt sich derzeit die Rückseite des Gebäudes Westenstraße 6 Richtung Pedettistraße. Grund sind Sicherungsmaßnahmen wegen der laufenden Straßenbauarbeiten. Das Baudenkmal soll - nach Willen des neuen Eigentümers - zügig saniert werden. - Fotos: Knopp

Eichstätt (EK) In den Dauerbrenner Westenstraße 6 scheint Bewegung zu kommen. Das heruntergekommene Baudenkmal soll saniert werden. Die Vermarktung läuft bereits. Der betreuende Architekt ist der frühere Eichstätter Stadtbaumeister Andreas Mühlbauer.

Naht die Rettung in Person von Helmut Grabmann? Der Geschäftsmann und Projektentwickler zeigt sich jedenfalls felsenfest davon überzeugt, eine Aufgabe stemmen zu können, an die sich die vergangenen Jahrzehnte niemand herangetraut hat - die Sanierung des Baudenkmals Westenstraße 6, in dem sich einst das "Planetenstüberl" befand. Eine gefühlte Ewigkeit verfiel das mittelalterliche Gebäude, das auf 1453 zurückgeht, zusehends. Vor etwa 15 Jahren stand es im Mittelpunkt eines Denkmalstreits, der viel Aufsehen erregt hat, und wäre beinahe dem Abriss preisgegeben worden (siehe Bericht unten).

Grabmann gehören mehrere Firmen, die auf die Sanierung denkmalgeschützter Objekte spezialisiert sind. Eigentümerin von Westenstraße 6 ist die G & B Projektentwicklung GmbH mit Sitz in Bindlach (Landkreis Bayreuth). Hier in der Region ist Helmut Grabmann bekannt durch seine Aktivitäten in Ingolstadt, wo er ebenfalls ein Büro (G & P Finanzservice GmbH) unterhält.

Innerhalb der vergangenen gut zwölf Jahre hat er in der Ingolstädter Innenstadt rund 25 Häuser saniert - unter anderem das Gebäude Münzbergtor 1 (ehemals "Stani"), die Traditionswirtschaft "Goldener Stern", die nun als "Stella d'oro" einen Edelitaliener beherbergt, oder die Theresienstraße 13 mit 37 Wohnungen, dazu noch etliche Gebäude in der Kanal- und Schulstraße. Auch nach Eichstätt hatte Grabmann schon mal seine Fühler ausgestreckt: So habe er hier 2005 die Sanierung des Bittner-Anwesens in die Wege geleitet, berichtet er.

Nun also Westenstraße 6. Auf den einschlägigen Immobilienplattformen wird das Gebäude bereits vermarktet. Grabmanns Vorgehensweise ist immer dieselbe: Er erwirbt ein Objekt, "entwickelt es", verkauft es als Gesamtpaket weiter und übergibt es nach der Sanierung "schlüsselfertig". So soll es auch in Eichstätt funktionieren: Die Rede ist von 12 bis 15 Wohnungen, die hier entstehen sollen, die meisten davon Appartements mit einer Größe von 25 bis 50 Quadratmetern. Der Quadratmeterpreis von knapp 4000 Euro sei zwar nicht von Pappe, räumt Grabmann im Gespräch mit unserer Zeitung ein. Aber die "hohen Denkmalabschreibungen" machten das Objekt für Investoren attraktiv. Derzeit verhandle er mit einigen Generalabnehmern: "Dafür nehmen wir uns Zeit bis Ende September. Sollte das nicht klappen, gehen wir in die Einzelvermarktung." Im Exposé im Internet wird die Gesamtfläche des Gebäudes mit 553 Quadratmetern angegeben, der Kaufpreis - inklusive der Möblierung der Appartements - mit 2,18 Millionen Euro. Als Mieteinnahmen werden im Durchschnitt 11,50 Euro pro Quadratmeter angesetzt. Er sei sich dessen bewusst, dass die Aufgabe aufgrund des Zustands des Gebäudes "nicht einfach" wird, so Grabmann: "Vermutlich wird es sogar eines von den schwierigsten Objekten bisher."

In Angriff nehmen will er dies mit einem Architekten, mit dem er schon lange zusammenarbeite, und der in der Domstadt ein alter Bekannter ist: Andreas Mühlbauer. Er war von 1990 bis 2000 Eichstätter Stadtbaumeister und ist daher mit der Geschichte von Westenstraße 6 bestens betraut. "Mühlbauer ist ein Spezialist für Denkmalschutz. Mit ihm verwirkliche ich 80 bis 90 Prozent meiner Projekte", fügt Grabmann hinzu. Selbstverständlich solle alles "in enger Abstimmung mit den Behörden" laufen: "Wir wollen nach den Vorgaben des Denkmalschutzes sanieren." Derzeit liefen die Gespräche. Ziel sei es, möglichst zügig einen Bauantrag einzureichen und dann rasch eine Baugenehmigung zu bekommen. Die Sanierung soll "Ende 2017, Anfang 2018" abgeschlossen sein. Als Baufirma fungiere ein Unternehmen aus Landshut.

Grabmann schielte zwischenzeitlich auch auf das angrenzende Gebäude Westenstraße 6a: "Das hätten wir in einem mitgemacht, aber der Eigentümer will nicht verkaufen." Über 6a (früheres Burgtheater) ist zu erfahren, dass hier ein Abriss angestrebt wird. Dies äußerte Verwalter Hamit Dilaver, der Bruder des Eigentümers, gegenüber unserer Zeitung. "Es stehen nur noch die drei Außenwände", innen ist alles ausgehöhlt, das Dach sei mit Asbest verseucht. Allerdings spielt das Stadtbauamt offenbar nicht mit. Dilaver hält einen Neubau mit Laden im Erdgeschoss und Wohnungen darüber für sinnvoller. Die Finanzierung stehe bereits.

Momentan ist er allerdings mit Sicherungsmaßnahmen beschäftigt: Innen wird das Gebäude abgestützt, damit es bei den derzeit laufenden Bauarbeiten in der Pedettistraße nicht zu einer bösen Überraschung kommt.