Eichstätt
"Alles wird gut"

31.07.2011 | Stand 03.12.2020, 2:33 Uhr

Eine eindringliche Inszenierung von „Alles wird gut“ brachte die Theatergruppe der Maria-Ward-Realschule auf die Bühne - Foto: kx

Eichstätt (EK) Ein bedrohliches und wegen seiner Aktualität fast verstörendes Theaterstück eines zeitgenössischen jungen Dramatikers brachte die Theatergruppe der Maria-Ward-Realschule auf die Bühne.

Unter Leitung von Martina Hafemann wagten sich die Schülerinnen an das Stück „Alles wird gut“ von Andreas Galk (geboren 1970), der sich als Journalist, Autor, Musiker und Archäologe bereits einen Namen gemacht hat und dessen Jugend-Stück „Fragile – Vorsicht zerbrechlich!“ im Januar 2009 verfilmt wurde.

„Alles wird gut“ ist im Grunde ein zeitloses Stück über die Gefahren und Verirrungen fundamentalistischer Ideologien und die Sehnsucht des Menschen nach Geborgenheit und Zugehörigkeit.

Im Zentrum steht die Schülerin Antonia. Cheyenne Knör und Jennifer Steinhäusler konnten dieser Figur, die von zwei Seiten psychisch in die Zange genommen wird, authentisches Leben einhauchen. Sowohl Antonias Auseinandersetzung mit dem Lehrer Bingel, der seine Macht über das verängstigte Mädchen sadistisch ausspielt, als auch ihre Konflikte mit dem Elternhaus wurden überzeugend und nachhaltig dargestellt.

Besonders brillieren konnte Jacky-Loreen Rasch in der Rolle der Frau Kirsch, einer Ethik-Lehrerin, die Antonias Klasse zugeteilt wird. In unheimlicher Weise gelingt es der charismatischen jungen Lehrerin, bei ihren Schützlingen Interesse für Philosophen Sartre und den Existenzialismus zu wecken und ihnen den Wahlspruch „Alles wird gut!“ einzutrichtern. Gleichzeitig aber stellt sie das dogmatische Gebot „Tu, was du willst!“ eines gewissen Allister Carvey auf und betreibt mit ihren Schülern eine unverhohlene Gehirnwäsche, deren Sog sich die wenigsten entziehen können.

Nur Antonia widerspricht und wird daraufhin unter Mithilfe der „Streberin“ Amanda, der rechten Hand von Frau Kirsch, einer psychischen und körperlichen Folter unterzogen, in deren Verlauf sie „ihr altes schäbiges Leben“ hinter sich lassen und den neuen Namen Sarah annehmen muss.

Im Unterricht lehrt Kirsch ihre Schüler, dass man die Schwachen in der Gesellschaft als „Parasiten“ sehen und daher auslöschen müsse. Dieser These widersprechen nur zwei Schülerinnen, darunter wieder Antonia. Die Eltern Antonias, die zunächst von Kirsch sehr angetan sind, schalten schließlich die Polizei ein. Die aber taucht für Jahre unter, während Antonia psychiatrisch behandelt werden muss.

Als Antonia später im Reisebüro arbeitet, begegnet ihr eines Tages Frau Kirsch unter dem Pseudonym Emilia Carvey wieder. Die polizeilich Gesuchte möchte sich nach Argentinien absetzen, wird aber von Antonia mit einer List gefesselt. Antonia versucht das Verhalten von Kirsch als pathologisches Machtstreben zu entlarven, während die Gefesselte davon spricht, mit all ihren kriminellen Aktivitäten lediglich eine neue Gesellschaft von besseren und stärkeren Menschen ohne Schwächen aufbauen zu wollen: eine Äußerung, die bei so manchem Zuschauer angesichts der schrecklichen Ereignisse von Oslo ein Schaudern über den Rücken laufen ließ. Antonia stellt dem die christliche Mitleidsethik entgegen.

Schließlich kommt es zum Showdown, indem sich Antonia mit ihren ehemaligen Klassenkameraden ganz im Gegensatz zu ihrer ethischen Grundhaltung zum Richter und Henker machen will und Frau Kirsch zum Tod verurteilt. Bevor sie selbst dieses Urteil vollstrecken kann, wird sie jedoch zusammen mit Frau Kirsch verhaftet und erhält lebenslänglich Hausarrest. Das düstere Bühnenbild stammt vom Ingolstädter Künstler und Grafik-Designer Marc Köschinger. Er projizierte eine historische Fotografie der „Potemkinschen Dörfer“ auf Stoffbahnen und deutete damit die Leere hinter den prächtigen Fassaden ideologisch verbohrter Weltbilder an.