Eichstätt
Die Vitalität der Vegetation im Auge behalten

Der Arbeitskreis Wetterschau der Katholischen Universität in Eichstätt bestätigt den Trend: 2020 war sehr warm und trocken

13.01.2021 | Stand 17.01.2021, 3:33 Uhr
Der studentische "AK Wetterschau" - hier auf einem vor der Pandemie entstandenen Bild -beschäftigt sich seit 2013 mit dem Wettergeschehen rund um Eichstätt. −Foto: upd-Archiv/Schulte Strathaus

Eichstätt - Auch die Messdaten der Wetterstation auf dem Eichstätter Campus der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) belegen den Trend.

Unter Leitung der Geographie-Studentin Ulrike Richter und fachlich betreut von Professorin Susanne Jochner-Oette werten dort Studierende des "Arbeitskreises Wetterschau" laufend die gewonnenen Daten und kontrollieren die Funktionstüchtigkeit der Messgeräte "Als Jahresdurchschnittstemperatur ermittelten wir heuer einen Wert von 10,4 Grad Celsius", erklärt Ulrike Richter.

Vergleicht man diesen Wert mit der offiziellen Klimareferenzperiode (1961 - 1990), ergebe sich für das gesamte Jahr 2020 eine Erwärmung von 2,5 Grad. Während der vergangene Winter 2019/20 eher mild ausfiel, sanken die Temperaturen am 30. November 2020 auf die Jahresminimaltemperatur von minus 7,5 Grad. Im Jahr zuvor war dies erst Ende Dezember zu beobachten. Frosttage, also Tage, an denen die Temperatur unter null Grad sinkt, traten 2020 97-mal auf, im Jahr zuvor gab es nur 88 Frosttage. Deutschlandweit wurde die tiefste Temperatur am Funtensee im Berchtesgadener Land mit minus 31 Grad gemessen.
In der Nacht vom 9. auf den 10. Februar 2020 erreichte Eichstätt ein Sturmtief namens Sabine, welches mit kräftigen Westwinden mit etwa 50 km/h für rund 100 Feuerwehreinsätze im gesamten Landkreis gesorgt hat. Der Sturm entstand dem "AK Wetterschau" zufolge durch eine sogenannte Westlage, charakterisiert durch ein Tiefdruckgebiet über Skandinavien und ein Hochdruckgebiet über den Azoren. Die starken Niederschläge ab Mitte Februar ließen den Altmühlpegel derart ansteigen, dass der Fluss Mitte März sogar über die Ufer trat. Der höchste Wasserstand wurde am 13. März 2020 mit 2,89 Metern erreicht.
Den Niederschlag haben die Studierenden noch genauer unter die Lupe genommen: Die Jahressumme beträgt 664,6 Millimeter und somit rund 90 Millimeter mehr als im vergangenen Jahr, aber dennoch deutlich weniger als im Mittel für Landershofen (773 Millimeter). Der niederschlagreichste Monat war mit 134,8 Millimetern der Juni. Neben dem Februar waren die Sommermonate Juni und August feuchter als die Referenzperiode.
Darüber hinaus lieferten die Temperaturdaten interessante Einblicke: Das Thermometer kletterte am 31. Juli auf einen Maximalwert von 36,6 Grad Celsius; im Vorjahr waren es am 25. Juli 39,19 Grad . "Dass der Sommer weniger Rekorde als der vorherige erreichte, lässt sich gut an den klimatologischen Kenntagen erkennen", erläutert Ulrike Richter.

So gab es zwar mehr Sommertage (Tage mit Messwerten über 25 Grad), dafür aber weniger heiße Tage (Tage mit Werten über 30 Grad). In Bayern ist auch noch ein weiterer Kenntag wichtig: der "Biergartentag". Dies sind Tage, an denen die Temperatur um 20 Uhr noch mindestens 20 Grad beträgt. In Eichstätt konnte man nur an neun Abenden noch gemütlich im Freien sitzen, 2019 ging das immerhin an 22 Tagen.

Dafür bot 2020 rund 60 Sonnenstunden mehr. Insgesamt waren alle Monate wärmer als die Referenzperiode; Spitzenreiter war der Februar mit einer knapp 5 Grad Celsius höheren Durchschnittstemperatur.
Vor allem das Zusammenspiel zwischen Temperatur und Niederschlag ist entscheidend für die Vegetation. Die Anzahl der sogenannten Vegetationstage (mittlere Temperatur größer oder gleich 5 Grad) ist mit rund 250 Tagen über die letzten Jahre relativ konstant geblieben. "Jedoch müssen insbesondere Extremwerte betrachtet werden, um die Vitalität der Vegetation einschätzen zu können", erläutert Professorin Jochner-Oette. Diesem Themenbereich, speziell im Kontext des Klimawandels, werden sich die Studierenden des Arbeitskreises auch weiterhin widmen. Dafür werden sie die Messreihen fortsetzen, um so langfristige Entwicklungen von Wetter und Klima zu untersuchen. Weitere Informationen und die aktuellen Messdaten stehen online zur Verfügung unter www. ku. de/wetter.

upd