Denkendorf
Der Weg in eine gemeinsame Zukunft

Im Zuge der Gebietsreform: Sei 50 Jahren sind Dörndorf, Schönbrunn, Zandt und Denkendorf eine Gemeinde

08.04.2021 | Stand 12.04.2021, 3:33 Uhr
Tatkräftig bauten die Mitglieder von Agenda 21 am Obelisken. Er soll an den Zusammenschluss der Gemeinden Dörndorf, Schönbrunn und Zandt mit Denkendorf 1971 erinnern. −Foto: Wermuth

Denkendorf - Der 1. April 1971 war für die damalige Gemeinde Denkendorf beileibe kein Aprilscherz, denn just zu diesem Datum ließen sich Dörndorf, Schönbrunn und Zandt in die Gemeinde Denkendorf eingemeinden, und zwar letztlich sogar freiwillig.

Zu diesem historischen Tag vor 50 Jahren errichtete jetzt die Agenda 21 Kultur, Umwelt, Bebauung und Natur aus Denkendorf einen sogenannten Obelisken. Der Standort liegt an einer Windfanghecke, wo heute noch die Fluren der Gemarkungen Denkendorf und Zandt sowie am nahen Waldrand Dörndorf angrenzen.

Um für die Besucher diesen Tag immer wieder in Erinnerung zu bringen, legte man den Standort an den südlichen Anfang dieser Windfanghecke, entlang des Radweges Via Raetica. Dort verlaufen auch das Weltkulturerbe des Limes und die ehemalige Grenze des Hochstifts Eichstätt mit dem Königreich Bayern, wo die Grenzverläufe noch alle vorhanden sind.

Umstrittene Gebietsreform

Die Gebietsreform im Freistaat Bayern wurde in den Jahren 1971 bis 1980 durchgeführt und hatte das Ziel, leistungsfähige Gemeinden und Landkreise zu schaffen. Das sollte durch größere Verwaltungseinheiten erreicht werden, die laut Bayerischer Staatsregierung effizienter arbeiten würden. Die Landkarten in Bayern wurden in der Gemeinde-Gebietsreform unter dem damaligen Innenminister Bruno Merk in den Jahren 1966 bis 1977 entscheidend verändert. So auch die Gemeinde Denkendorf, deren damals noch selbstständige anliegende Gemeinden sollten sich in den Jahren von 1971 bis 1978 freiwillig eingliedern lassen. Neben den Gemeindegrenzen verschoben sich damals auch die Landkreis- und Regierungsbezirksgrenzen.

Die Orte rund um Denkendorf lagen damals im sogenannten Dreiländereck, wobei im Südosten Zandt und Schönbrunn die damalige Grenze zu Mittelfranken und Oberbayern am Rande des Köschinger Forstes bildeten und die Straßhäuser entlang der Staatsstraße von Denkendorf nach Ingolstadt heute noch stehen. Kuriosum am Rande: Ein Haus gehörte zu Denkendorf nach Mittelfranken und damit zum Landkreis Eichstätt und das zweite Haus über der Straße nach Appertshofen und damit zum Kreis Ingolstadt. Nordöstlich von Dörndorf verlief die Grenze zu Mittelfranken und der Oberpfalz, wobei das Straßhaus, wo heute der Dinopark-Parkplatz liegt, abgerissen ist.

Vor 50 Jahren sah die Bevölkerung keinerlei Notwendigkeit für den Zusammenschluss und so verliefen die Abstimmungen zunächst auch gegen diese Gebietsreform. Aber die Reformpläne blieben Gesprächsthema in den Wirtshäusern und bei Stammtischen. Im Kramerladen oder beim Warten auf das Milchauto am Milchbankerl gab es zum Teil hitzige Debatten

Im Kreuzfeuer der Kritik

Die lokalen Politiker standen freilich gehörig im Kreuzfeuer der Kritik und mussten sich den Fragen stellen. Aber es half nichts, letztlich musste der Landrat mit seinen Argumenten herhalten und die Lokalpolitiker unterstützen. Auf den Tagesordnungen aller beteiligten Gemeinden stand das Thema im Mittelpunkt, vor allem die finanziellen Förderungen seitens der Regierung wurden heiß diskutiert. Abwasser-, Ortskanäle, Kläranlage, Ortsstraßen oder auch ein Kindergarten warteten auf ihre Umsetzung.

Landrat Konrad Regler mahnte damals an, dass es Geld nur gebe, wenn die Bestandsänderung bis zum 1. April 1971 rechtswirksam sei. Die aufzunehmenden Gemeinden standen vor der Alternative, sich kurzfristig mit den Zuschüssen eingemeinden zu lassen oder notfalls ohne Zuschüsse von Amts wegen eingemeindet zu werden.

Am 1. April 1971 war es so weit: Zandt, Dörndorf und Schönbrunn waren "freiwillig" mit Denkendorf zur zweitgrößten Landkreisgemeinde zusammengelegt worden und hatten nun insgesamt 2110 Einwohner. Der Landkreis Eichstätt verfügte dann über 49 Gemeinden, denn 20 waren aufgelöst worden. Nun ganz ohne gemeindliche Anlaufstelle, erhielten die eingemeindeten Orte jeweils Ortsdiener, die monatlich mit 50 DM entlohnt wurden.

Josef Reichenstetter, ehemaliger Zandter und seit 1977 in Denkendorf ansässig - er war beim Aufstellen des Obelisken dabei -, erinnert sich noch genau an die damaligen Verhältnisse in Zandt. "Bei nötigen Bescheinigungen oder Unterschriften ging man halt zum Wohnhaus des Bürgermeisters, das gleichzeitig ,Amtssitz' war. " Das sei meist schnell gegangen, denn der Bürgermeister kannte seine Bürger. "Jetzt hat sich vieles negativ entwickelt, der Papierkrieg wurde immer mehr und vor allem die Bürokratie setzt den Bürgern zu, gar nicht zu sprechen von der derzeitigen Corona-Krise. "

Trotz allem Für und Wider waren die Auflösungen der Dorfschulen der Gemeindereform ein Stück voraus. Die große Denkendorfer Schule wurde bereits 1969 gebaut und ist jetzt eine Grund- und Mittelschule für die Großgemeinde. Vor allem für den sozialen Kontakt war die Schule wichtig. Der Aufbau und die Gestaltung des Obelisken, wesentlich daran beteiligt war Alfons Geyer, sollen daran erinnern, dass eine Felsplatte aus dem Gemeindewald die Basis für den damaligen Neubeginn war. Die Trittsteine sagen aus, dass sie der Weg zur Gemeinsamkeit für die Väter der Reform waren, auch wenn es immer wieder mal steinig war.

Stele mit Symbolkraft

Die 1,70 Meter hohe Vierkantsäule ist auf der gesamten Länge zusammengeschweißt, wie die vier Gemeinden auch. Das Walmdach mit vier gleichen Dreiecken soll symbolisch die Großgemeinde darstellen, während die Spitzen auf der einen Seite das Gemeindewappen und auf der anderen das Bayernwappen zeigen. Die Tafel an dem Obelisken lautet wie folgt: "Gebietsreform in Bayern und Gemeindezusammenlegung vor 50 Jahren. Die einst selbstständigen Gemeinden Dörndorf, Schönbrunn und Zandt haben sich zur Eingliederung in die Gemeinde Denkendorf am 1. April 1971 freiwillig entschlossen. Am 1. Januar 1972 kam Bitz hinzu, Gelbelsee folgte am 1. Mai 1978. Agenda 21 am 1. April 2021."

Erdarbeiten und das Setzen des Obelisken wurden coronagerecht von den Mitgliedern der Agenda 21 unter der Leitung von Maurermeister Josef Reichenstetter an der Gemarkungsgrenze zwischen Denkendorf und Zandt durchgeführt. Die Edelstahlarbeiten plante Alfons Geyer, die Denkendorfer Firma CGS setzte die Arbeiten um. Mit schweren Maschinen wurde die Felsplatte von Manfred und Josef Hanrieder transportiert und mit dem Obelisken an Ort und Stelle gebracht.

EK