Eichstätt
"Der Hawe" wird 85

Der pensionierte Lehrer, Historiker und Feuilletonist Helmut Hawlata hat seine Heimatstadt mitgeprägt

25.05.2018 | Stand 23.09.2023, 3:21 Uhr
"Sein" geliebtes Eichstätt hat Helmut Hawlata vom Balkon seines Hauses in der Breitenauer Straße immer im Blick. −Foto: Foto: Chloupek

Eichstätt (EK) Der pensionierte Studiendirektor, Historiker und Feuilletonist Helmut Hawlata ist ein Mann, der das kulturelle und gesellschaftliche Leben seiner Heimatstadt Eichstätt wie kein zweiter maßgeblich mitgeprägt hat. Am Sonntag feiert "der Hawe", wie er ebenso freundschaftlich wie respektvoll genannt wird, seinen 85. Geburtstag.

Helmut Hawlata ist, wie er stets gerne betont, "ein eingeborener Eichstätter": Die Familiengeschichte mütterlicherseits lässt sich bis 1651 - bis hin zum einem "Musquetier Herwig Schulze" - nachweisen. Die tiefe Verwurzelung und Verbundenheit mit seiner Heimatstadt ist auch der Motor seines Engagements. In insgesamt 23 Vereinen ist er Mitglied - sogar beim VfB, ohne jemals eine Stunde aktiven Sport betrieben zu haben. Seine Liebe gilt der Heimatgeschichte und der Kultur - und beides hat er in den vergangenen Jahrzehnten nach Kräften gefördert und gepflegt.

In über 25 Jahren als Vorsitzender entwickelte er den Historischen Verein von einem eher elitären Grüppchen zu einem in der Eichstätter Bürgerschaft verankerten Verein mit gut 600 Mitgliedern - inzwischen ist er Ehrenvorsitzender. Ohne Helmut Hawlata gäbe es weder das Ur- und Frühgeschichtliche Museum auf der Willibaldsburg noch die Rekonstruktion des Römercastells in Pfünz. Er ist Mitbegründer des legendären Böse-Buben-Clubs, der ab den 1950er Jahren das gesellschaftliche Leben der jungen Eichstätter mitgestaltete.

1966 wurde er nahezu zu einem Helden der Stadt, als er im Rateteam mit Josef Morczinek den Sieg bei der TV-Sendung "Spiel ohne Grenzen" - damals ein absoluter Straßenfeger der noch jungen Bundesrepublik - errang und von dem Preisgeld einen Grundstock für den Bau des Eichstätt Freibades beisteuerte. Bemerkenswert ist, dass Helmut Hawlata beiden Eichstätter Gymnasien sehr verbunden ist - da schlagen durchaus zwei Herzen in seiner Brust. Er gehört auch beiden Ehemaligen-Vereinen an: Sein Abitur absolvierte er 1952 am Humanistischen Gymnasium, dem heutigen Willibald-Gymnasium. 1962 kam er als Lehrer für Deutsch, Geschichte und Erdkunde ans damals Deutsche Gymnasium - heute Gabrieli-Gymnasium. Dort hat er bis zu seiner Pensionierung 1998 Generationen von Schülerinnen und Schüler neben dem regulären Lehrplan auch kulturelle Bildung und Heimatgeschichte in all ihren Facetten nähergebracht. Besonders stolz ist er darauf, dass aus vielen seiner Schülerinnen und Schüler "etwas geworden" ist - darunter einige Journalistinnen und Journalisten - auch in seiner Heimatzeitung; "das freut mich schon sehr".

Dem EICHSTÄTTER KURIER ist Hawlata als dienstältester freier Mitarbeiter besonders verbunden. Am 8. September 1968 ist sein erster Artikel erschienen: ein "Requiem für eine Wirtin", wie die Überschrift hieß, das mit den Worten begann: "In diesen Tagen haben wir die Wenzl Vevi eingegraben. Mit ihr ist wieder ein Stück altes Eichstätt, etwas von der herzlich-gemütlichen Gastlichkeit unserer Stadt gestorben..." Von seinem Mentor Dr. Georg Schörner hatte Hawlata dann das "Amt des Kulturkritikers" übernommen und sein Kürzel "hawe" zügig zu einem Gütesiegel werden lassen, getreu Schörners Motto folgend: "Musik in Eichstätt ist ein sehr zartes Pflänzchen, da kann man nicht mit dem Gartenschlau darüberspritzen." Deshalb dosierte Hawlata als Feuilletonist alter Schule seine berechtigte Kritik bei Konzertrezensionen stets mit möglichst großem Wohlwollen und Fingerspitzengefühl. Die Förderung der klassischen Musik in der Stadt trieb "der Hawe" auch als treibende Kraft des ehemaligen Sommerspielkreises, dessen Programmhefte er seit 1952 aufbewahrt hat, und der heute noch existierenden Kammermusikreihe Pro-Musica voran. Und auch wenn er sich inzwischen nach knapp fünf Jahrzehnten als Rezensent "aus dem aktiven Dienst" zurückgezogen hat und kaum mehr bei Konzerten anzutreffen ist: Der klassischen Musik ist er bis heute treu.

Wenn Helmut Hawlata angemeldeten - und wohl auch unangemeldeten - Besuch die Türe öffnet, dreht sich meist eine Schallplatte oder eine CD auf dem Abspielgerät. Der Gast wird begrüßt vom fröhlichen Gebell der Rauhaardackeldame "Schlamperle" und vom so typischen herzlichen Lachen des Hausherrn, bevor er hereingebeten wird in den mit wohl tausenden Büchern gefüllten Wohnbereich. Hawlata ist aus voller Überzeugung ein absolut analoger Mensch. Zum Schreiben reichen ihm Stift und Schreibmaschine. Alles, was er wissen will, erfährt er über den Röhrenbildschirm des TV-Geräts, über das Radio, in seinen unzähligen Nachschlagewerken und natürlich in der Lektüre seiner Heimatzeitung.

Der tägliche Weg die steilen Treppen hinunter zur Zeitungrolle muss als sportliche Betätigung reichen - mehr machen die Knie nicht mehr mit. Mehr muss aber nicht sein, denn Hawlata versichert glaubhaft mit einem erneuten Lachen: "Mir war in 85 Jahren wirklich noch keinen Tag langweilig."

Eva Chloupek