Eichstätt
Dem Dialekt auf der Spur

Eichstätter Anglist und Linguist Alfred Bammesberger feiert heute seinen 80. Geburtstag

24.09.2018 | Stand 23.09.2023, 4:26 Uhr
Den Sprachwissenschaftler Alfred Bammesberger kennt man in Eichstätt vor allem als Erklärer und Interpreten des hiesigen mundartlichen Spezialwortschatzes. −Foto: Buckl/Archiv

Eichstätt (EK) Er stellt geradezu einen Glücksfall von Forscher dar: Denn er wurde nicht nur von seinen Studenten geschätzt und er hat auch heute, längst nach seiner Emeritierung, immer noch in der Wissenschaft ein gewichtiges Wort mitzureden. Am heutigen Dienstag kann der Eichstätter Emeritus für Anglistik und Sprachwissenschaften Alfred Bammesberger seinen 80. Geburtstag feiern.

Als erster Inhaber des Lehrstuhls für Englische und Vergleichende Sprachwissenschaft zählt er zu den Gründervätern der Sprach- und Literaturwissenschaftlichen Fakultät an der Katholischen Universität in Eichstätt.

Zudem war der gebürtige Münchner nicht nur als Lehrer und Forscher aktiv, sondern auch jahrzehntelang als Wissenschafts-Organisator: Als Herausgeber der in der Fachwelt höchst renommierten "Zeitschrift für Historische Sprachforschung" war er verantwortlich für eine der ältesten noch bestehenden Fachzeitschriften der Welt, die seit dem Jahr 1852 erscheint.
In der Fachwelt hat er sich als Autor von über 25 wissenschaftlichen Monographien und zahlreicher Aufsätze zur historischen Linguistik einen Namen gemacht, wobei seine Schwerpunkte auf der Indogermanistik, Altgermanistik, Anglistik sowie Baltistik liegen.

In Eichstätt kennt man Professor Bammesberger auch als Erklärer und Interpreten mundartlichen Spezialwortschatzes, den er oft in der Zeitschrift "Literatur in Bayern" untersuchte: So hat er sich etwa mit Eichstätter Dialektbegriffen wie "Gowaddn", "Priminz", "Pfenning" und dem "Monschterieren" beschäftigt, ebenso mit der "Bissgurke" oder dem "Wouzamo". Seine Studien zu den süddeutschen Dialekten, in erster Linie des Bairischen, publizierte er auch allgemein verständlich für die Wochenzeitschrift "Altbayerische Heimatpost". An die 400 solcher Aufsätze sind dort in den letzten 15 Jahren erschienen - Forschungen, die er "in den kommenden Jahren nach Möglichkeit noch weiterführen" will. Bammesberger studierte nach dem Abitur vor sechs Jahrzehnten englische und französische Philologie mit dem Ziel, Gymnasiallehrer zu werden. Seine ersten Stellen als Lehrer erhielt er in Landshut und München. Stets lag sein Schwerpunkt auf der Sprachwissenschaft, vor allem der Vergleichenden. Noch während des Referendariats konnte er 1963/1964 in den USA an der Yale University, New Haven, Connecticut, große Teile seiner Dissertation verfassen. 1968 wurde er Wissenschaftlicher Assistent in Freiburg im Breisgau und dort 1970 für das Fach Allgemeine und Indogermanische Sprachwissenschaft habilitiert. 1980 wurde er an die junge KUE als Professor für Englische Sprachwissenschaft berufen - und blieb dies mehr als 25 Jahre lang, um vor allem zukünftige Lehrer für die verschiedenen Schultypen in Bayern auszubilden. Da seine Studentinnen und Studenten vor allem aus Oberbayern, Niederbayern, der Oberpfalz, Franken und Schwaben kamen, habe er gern Vergleiche mit den heimatlichen Dialekten gezogen, um "eine Vertiefung des Sprachempfindens" zu erzielen: "Ich selbst konnte auf diesem Wege viel über heimatliche Dialekte lernen."

Wie beliebt Bammesberger bei seinen Studenten war, zeigte sich 1987, als er einen Ruf nach Würzburg erhielt: "Da hat mir die Studentenschaft in Form eines Fackelzugs viel Sympathie entgegengebracht." Diesen Ruf und einen weiteren nach Freiburg lehnte er dann tatsächlich ab. Seine Forschung galt nun auch den baltischen Sprachen, insbesondere dem Litauischen, woraus für Eichstätt unerwartete Folgen resultierten: Es kam zu einer Partnerschaft zwischen dem WG, an dem seine Frau unterrichtete, und dem Jesuitengymnasium in Kaunas, die nun seit mehr als einem Vierteljahrhundert besteht.

Walter Buckl