Eichstätt (DK) Die Beflaggung auf der Eichstätter Willibaldsburg gestern kann man durchaus als Signal der Freude werten: Das dortige Jura-Museum ist gerettet. Die Katholische Universität Eichstätt übernimmt zum 1. Juli die Trägerschaft.
Damit ist die Zukunft des international bekannten Forschungsmuseums auf der Willibaldsburg gesichert“, erklärte Wissenschaftsminister Bernd Siebler, als er gestern gemeinsam mit seinem Amtskollegen aus dem Finanzministerium, Albert Füracker, das erfolgreiche Ergebnis langwieriger Verhandlungen verkünden konnte. Wann das weltbekannte Naturkundemuseum, in dessen Zentrum die 150 Millionen Jahre alten Fossilien aus den Solnhofer Plattenkalken stehen, wieder eröffnet wird, steht allerdings noch nicht fest. Denn mit einem Einfach-Wieder-Aufsperren ist es nicht getan. Regens Michael Wohner hatte die Trägerschaft bekanntlich im Juni 2018 zum Jahresende unter anderem auch deshalb gekündigt, weil das Museum sanierungsbedürftig ist und es für das Priesterseminar dauerhaft nicht mehr zukunftsorientiert zu finanzieren gewesen wäre. Damals hatte die Katholische Universität eine mögliche Übernahme der Trägerschaft noch ebenfalls aus finanziellen Gründen abgelehnt (wir berichteten), auch der Staat sah sich lange nicht zu einer Trägerschaft im Stande. Über Monate wurde deshalb nun hinter verschlossenen Türen gerungen, ob man gemeinsam zu einer Lösung finden könne. Das ist nun gelungen: Die neue Trägerstruktur konnte auch deshalb geschaffen werden, weil neben der Stiftung der KU weitere Akteure der Region – das Bischöfliche Seminar, der Landkreis und die Stadt Eichstätt – den Betrieb des Jura-Museums künftig finanziell unterstützen, heißt es in der Mitteilung des Wissenschaftsministeriums.
Der Landkreis hat bekanntlich einen Jahreszuschuss von 50 000 Euro bewilligt, die Stadt Eichstätt steuert 25 000 Euro bei. Sowohl Landrat Anton Knapp als auch Oberbürgermeister Andreas Steppberger äußern sich „froh und glücklich“, dass die Rettung dieser für Stadt und Region so wichtigen Einrichtung nun doch gelungen ist. Der Regens des Priesterseminars, Michael Wohner, zeigt sich ebenfalls sehr erleichtert: „Mir fällt ein Stein vom Herzen“, sagte Wohner und bestätigte, dass das Seminar als bisheriger Träger und Besitzer der Exponate seine umfangreiche naturkundliche Sammlung selbstverständlich weiterhin und gerne zur Verfügung stelle. Die Katholische Universität plant jetzt in den kommenden Jahren eine Neukonzeption der Ausstellung und will das Museum auch stärker mit ihrer Forschung und Lehre verknüpfen. „Die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt sieht große Chancen darin, die Sammlung des Jura-Museums mit neuen Akzenten und didaktischen Mitteln zu präsentieren. Und wir möchten über das Museum den interdisziplinären Dialog zwischen den Geisteswissenschaften und insbesondere der Theologie einerseits und den Naturwissenschaften andererseits stärken“, erklärte KU-Präsidentin Gabriele Gien.
Gien verwies zudem auf die Ursprünge des Jura-Museums: „Die naturwissenschaftliche Sammlung wurde einst als Lehrsammlung für die Ausbildung von Theologen angelegt und war Teil der Philosophisch-Theologischen Hochschule Eichstätt – es gibt also eine historische Verbindung zur Geschichte unserer Universität.“ Mit ihrem Engagement für das Jura-Museum stehe die Universität zu ihrer Verantwortung gegenüber Stadt und Region Eichstätt, für die das Museum ein bedeutender Imageträger darstelle, so Gien.
Auch die Personalfrage scheint nun geklärt: Um die wissenschaftliche und technische Betreuung der Exponate kümmern sich, wie Sieblers Behörde gestern mitteilte, weiterhin Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns, die zum Geschäftsbereich des Bayerischen Wissenschaftsministeriums gehören.
Ein Termin für die Wiedereröffnung steht noch nicht fest. Zunächst müssen noch infrastrukturelle und betriebsorganisatorische Voraussetzungen geschaffen werden. Details zur neuen Trägerstruktur für das Jura-Museum werden am 10. Juli im Rahmen der feierlichen Urkundenübergabe im Beisein von Ministerpräsident Markus Söder im Prinz-Carl-Palais in München erläutert. Die Eichstätter Landtagsabgeordnete Tanja Schorer-Dremel sagte gestern auch mit Blick auf die aktuell geplanten großen Bauarbeiten an der Willibaldsburg, bei denen der Freistaat wie mehrfach berichtet im ersten Bauabschnitt über 14 Millionen Euro unter anderem in die Sanierung der Burgschänke sowie in den Neubau eines neuen Museumseingangs mit Kassenraum und behindertengerechten Toiletten investiert: „Es freut mich ungemein, dass wir jetzt ein tolles Gesamtpaket schnüren können. Das ist rundum genial!“
Eva Chloupek