Eichstätt
Entkernung in den Ferien

Im Sommer rücken die Bauarbeiter im Nordflügel des Eichstätter Gabrieli-Gymnasiums an

20.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:51 Uhr
  −Foto: Fotos: Schneider, Hager/Hoedt

Eichstätt (EK) Nun heißt es langsam Abschied nehmen am Gabrieli-Gymnasium: vom "alten" Musiksaal aus den 1970er-Jahren, von der alten Biologie, vom Lehrerzimmer. Im August beginnt die Entkernung des Nordflügels des ehemaligen Dominikanerklosters. Die Schule wappnet sich für den letzten großen Bauabschnitt ihrer seit über zehn Jahren laufenden Sanierung und Erweiterung.

"Am 30. August setzen wir den ersten Schlag", sagt Schulleiter Adalhard Biederer lachend. Er würde sich freiwillig melden, die Hilti in die Hand zu nehmen. Den notwendigen Bauhelm hat er zusammen mit seiner ständigen Stellvertreterin Annette Siegert fürs Pressefoto dann auch schon mal mit in den Musiksaal genommen. Er bildet derzeit noch das "Herzstück" des Nordflügels, Generationen von Schülern haben hier den Notensatz gelernt, Musikgeschichte gepaukt, zum ersten Mal die Orgel geschlagen oder am Flügel Beethov'sche Sonaten vorgespielt. Die Zeit des Raumes ist nun ebenso wie des darüber liegenden EDV-Zimmers und des ehemaligen Biologiesaals im Erdgeschoss sowie die der eigens vor gut 40 Jahren gebauten Wohnungen für Hausmeister und Heimleiter abgelaufen. Ins Erdgeschoss dieses Flügels kommt die Verwaltung, das erste und zweite Geschoss werden zusammengeführt zum Musiksaal. Für den wird auch die immer noch vorhandene - aber derzeit abgehängte - Jugendstildecke wieder aufpoliert. Und: Der alte Eingang unter den Arkaden am Lehrerparkplatz zwischen Nord- und Ostflügel wir d wieder aufgemacht.

Alles passiert bei laufendem Schulbetrieb: Bis Ende des Schuljahres werden die betroffenen Räume innerhalb des Hauses umziehen. "Wir haben Lösungen gefunden", sagt Biederer. Eigentlich hätte man ursprünglich komplett mit Containern arbeiten wollen, nun werden nur Kursräume in zwei solche Notklassenzimmer ausgelagert. Ein Teil der Instrumentalräume, die im Dachgeschoss untergebracht sind, wird in das Schülerheim verlegt. Vor einigen Jahren, als dort eine verstärkte PCB-Belastung festgestellt worden war, hatte man das sozusagen schon einmal "geprobt", erinnert sich Annette Siegert. Das Lehrerzimmer zieht in den Mittelbau, der Ende der 1960er-Jahre errichtet wurde.

Die nun im Nordflügel beginnende Sanierung sei vor allem statisch eine enorme Herausforderung, so Siegert: Man müsse "jede einzelne Wand testen"; zudem seien bisweilen noch alte Fehlböden vorhanden, ein paar Meter weiter Betondecken. "Hier treffen einfach unterschiedliche Baustile aufeinander." Mit der Sanierung wolle man nichts kaputt machen, vielmehr den "Charme eines Altbaus erhalten" - auch bei der Wahl der Böden, Lampen und Farbe, sagt Biederer. "Wir machen nicht alles kaputt, aber auch nicht alles neu."

Das Sanierungskonzept, das maßgeblich vom Eichstätter Architektenbüro Diezinger ausgearbeitet wurde, sieht laut Biederer und Siegert vor, dass der Rohbau bereits im Herbst 2019 fertig ist. Im Frühjahr 2020 soll dann der gesamte erste Teil dieses Bauabschnitts beendet sein. Dafür wird auch ein großer, 50 Meter weit greifender Kran nahe der Stadtmauer aufgestellt, die Erschließung der Baustelle läuft über die Straße Am Graben. "Laute Arbeiten in der Unterrichtszeit" seien nicht zu vermeiden, sagt Biederer. Er beruhigt aber Eltern wie Schüler: In dieser Zeit sollen die Klassen im Haus möglichst weit von der Baustelle weg untergebracht werden. Das sei gut möglich. Ab Sommer 2020 beginnt dann die Erneuerung des Ostflügels - samt Einbau eines Aufzugs, der sowohl für die Schule wie auch das benachbarte Schülerheim nutzbar ist. Für diesen Bauabschnitt wird der Kran in den Lehrerparkplatz an der Luitpoldstraße verlegt. Für den Abschnitt sind noch einmal eineinhalb Jahre vorgesehen. Verbaut werden in den kommenden drei Jahren rund 13 Millionen Euro. Wenn alles klappt, geht für das Gabrieli-Gymnasium 2022 eine fast 20-jährige Sanierungs- und Erweiterungszeit zu Ende: 2005 war mit der Erneuerung des heutigen Mittelbaus begonnen worden. 2009 kam ein neues Gebäude samt unterirdischer Turnhalle hinzu. Insgesamt investierte der Freistaat Bayern bislang etwa 13 Millionen Euro in die Sanierung der Internatsschule.

Dass akkurat die Stadt Eichstätt nun ebenfalls im Herbst mit der Erneuerung der Luitpoldstraße beginnen will, war so nicht geplant, geben Biederer und Siegert zu Protokoll. Viele Gespräche habe es gegeben, die beiden Verantwortlichen der Schule loben das städtische Bauamt für "konstruktives Entgegenkommen". Eine Überschneidung der beiden Baustellen von etwa sechs Wochen habe sich aber nicht vermeiden lassen.

Marco Schneider