Eichstätt
Eine eingefrorene Explosion

Zum Tag des Popcorns - Der süße Snack gehört zum Kino einfach mit dazu, oder doch nicht?

18.01.2019 | Stand 23.09.2023, 5:40 Uhr
Ralph Feigl steht im Eichstätter Kino vor dem Popcornwärmer. −Foto: Hecker

Eichstätt (EK) Er glänzt golden und knuspert. Ohne diesen süßen Snack ist für viele Menschen ein Kinobesuch undenkbar: Popcorn. Um ihre Liebe auszudrücken, feiern Freunde des gepufften Mais am Samstag, 19. Januar, den "National Popcorn Day". Höchste Zeit, mal einen genaueren Blick in die Tüte zu werfen.

Popcorn, den einfachen Snack aus Mais, Öl und Zucker (Ja, der Kinoliebling ist vegan und glutenfrei), gibt es nicht erst seit gestern. Bereits vor mehr als 5000 Jahren bereiteten Menschen Puffmais zu, das zeigen Ausgrabungen auf dem amerikanischen Kontinent. Bei der breiten Masse beliebt wurde der süße Snack dann in den 1930er Jahren. Mit dem Siegeszug des Kinos begann auch für das Popcorn die Zeit des Ruhmes. Doch wie sieht es mit den kleinen Maiswölkchen heute aus? Sind sie immer noch fester Bestandteil des Kinobesuchs oder wurden sie von Nachos und Gummibärchen aus den Regalen verdrängt? Und ist eigentlich Mushroom- oder Butterfly-Popcorn die bessere Alternative?

Eher unauffällig steht der Popcorn-Wärmer in einer Ecke des Eichstätter Kinos. "Bei uns war die Nachfrage nach Popcorn noch sie so groß wie in anderen Kinos", sagt Ralph Feigl, der Kinobetreiber. Das kleine Kunst-Kino ziehe einfach nicht den typischen Popcorn-Kunden an. "In den großen Filmhäusern, wie dem Cinestar in Ingolstadt oder auch dem Neuburger Kinopalast, sieht das ganz anders aus. Wo Blockbuster laufen, wird auch viel Popcorn verkauft", so Feigl. Trotzdem sei der Maissnack für das Eichstätter Kino eine gute Einnahmequelle. "Bei den Nachmittagsvorstellungen und Kinderfilmen wird natürlich mehr Popcorn verkauft". Durch die geringe Nachfrage hat sich in Eichstätt auch nie eine Popcorn-Küche rentiert. Was verkauft wird, bezieht Feigl aus dem Neuburger Kino, das er ebenfalls betreibt. "Wenn mir das Popcorn tatsächlich einmal ausgeht, kann ich sehr schnell aus Neuburg neues nachfordern", beschreibt Feigl die Situation. Das sei aber höchstens zweimal im Jahr nötig. Durch seine über zehnjährige Erfahrung mit den Kunden kann der Kinobetreiber gut einschätzen, wieviel Popcorn bei den jeweiligen Vorstellungen verkauft wird. Auch die Papiertütchen, die den weißen Wölkchen als Verpackung dienen, gibt es in Eichstätt nur in kleiner und mittlerer Größe. Diese werden dann mit süßem Mushroom-Popcorn gefüllt. Ein Pilz-Popcorn im Kino? Gemeint ist dabei natürlich nicht der Geschmack, sondern die Form der einzelnen Kügelchen. Als Alternative könnte der kritische Kinobetreiber auch noch die formschöne Butterfly-Form auswählen, die an einen filigranen Schmetterling erinnert. Welche Form man erhält, hängt von der jeweiligen Maissorte ab, bei der Herstellung gibt es keinen Unterschied: Beim Erhitzen dehnt sich das Maiskorn aus und sprengt die Schale. Dabei verliert das Innere an Temperatur und die Ausdehnung stoppt. Eine kleine, eingefrorene Explosion also, dieses raffinierte Popcorn.

Aber zurück zur Eichstätter Popcorn-Frage: Was isst der Kinobesucher dann, wenn kaum Popcorn? Nachos gibt es in dem kleinen Filmhaus nicht, auch andere Süßigkeiten werden nur in überschaubarer Auswahl angeboten.

Stilla Wermuth und Walli Simon, die sich den neuen Kinofilm über Hape Kerkelings Kindheit ansehen, nehmen zwei Kaffeetassen mit in den Saal. Beide waren noch nie große Fans vom Popcorn. "Geschmeckt hat mir das eigentlich noch nie so richtig", erzählt Walli Simon. "Mir war Popcorn schon immer zu trocken, außerdem stören mich die Schalenreste, die bei der Herstellung nicht zu vermeiden sind." Auch Stilla Wermuth kann dem süßen Snack nichts abgewinnen. "Vor allem jetzt am Nachmittag ist es doch viel schöner, mit einer Tasse Kaffee gemütlich einen Film anzusehen, als mit dem klebrigen Popcorn." Wenn überhaupt, habe sie beim Kinobesuch lieber zu sauren Gummibärchen gegriffen. Diese sind ja ganz nebenbei auch Spezialität im Eichstätter Kino, wie Ralph Feigl verrät.

Anna Hecker