Eichstätt
Laien in der Seelsorge

KU-Forschungsprojekt beleuchtet Wiederaufbau der Katholischen Aktion in der Diözese Eichstätt

01.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:08 Uhr
Eine Idee aus der Vorkriegszeit: Als "Treffpunkt jener tätigen Katholiken …, die stets bereit sind im Apostolat der Kirche mitzuarbeiten", verstand Papst Pius XII. (1939 bis 1958 im Amt) das Laienapostolat. −Foto: dpa

Eichstätt (EK) Knappheit herrschte in der Nachkriegszeit auch in der Kirche, und zwar beim Personal: Um die Priester zu unterstützen, kam die Idee auf, Laien in der Seelsorge einzusetzen. Eine Forschungsgruppe der Katholischen Universität hat dieses Stück Geschichte der Diözese Eichstätt rekonstruiert.

Die Diözese Eichstätt nach 1945: Es fehlt an allem: Mangelversorgung, egal, ob Wohnraum, Nahrung oder auch religiöse Bildung. Gleichzeitig steigt die Zahl der Kircheneintritte deutlich, besonders durch die vielen ankommenden Vertriebenen und Flüchtlinge. In der Folge werden neue Pfarreien gegründet, doch Priester können die anstehenden pastoralen Aufgaben nicht mehr bewältigen, ohne ihre liturgischen Dienste und die Spendung der Sakramente zu vernachlässigen. In dieser Situation wird der Ruf nach Laienunterstützung in der Seelsorge laut - es kommt zum Wiederaufbau der so genannten "Katholischen Aktion". Dabei handelt es sich um eine Idee aus der Vorkriegszeit: kein neuer Verein, sondern eine Art "Treffpunkt jener tätigen Katholiken …, die stets bereit sind im Apostolat der Kirche mitzuarbeiten", wie Papst Pius XII. es ausdrückte. Ein Laienapostel im eigentlichen und engsten Sinn will aufgrund seiner Verantwortung als getaufter und gefirmter Christ unentgeltlich die Ausbreitung des Gottesreiches fördern. Die Pfarrgeistlichkeit soll dazu geeignete Kräfte auswählen und schulen. Für den Einsatz dieser Männer und Frauen gab es freilich vielfältige Möglichkeiten: Ein wesentliches Anliegen war die Erziehung von Kindern und Jugendlichen in Schule und Familie, die Fürsorge für andere Mitglieder der Pfarrfamilie und die Unterstützung sozialer und karitativer Werke. Das geistige und kulturelle Leben, das Brauchtum und die öffentliche Meinung sollen religiös-sittlich beeinflusst werden, beispielsweise indem die Bevölkerung katholische Zeitungen und Rundfunkprogramme unterstützt und sich für den im kirchlichen Sinne "guten Film" einsetzt. Nur durch die Hilfe von Laien kann die Kirche das Evangelium in Bereiche des Lebens hinaustragen, die Priester nur schwer erreichen können: in Büros, in die Fabriken oder aufs Feld. Soweit die graue Theorie.

Doch wie in vielen anderen Gebieten war der Wiederaufbau der Katholischen Aktion im Bistum Eichstätt nicht von Erfolg gekrönt, sondern verlief im Sande. Zu unklar blieben die Betätigungsfelder der Laienapostel; Kirchenverwaltung und manchmal auch der Pfarrklerus empfanden die Katholische Aktion als Konkurrenz. Die Idee des Laienapostolates konnte sich außerdem auf Dauer nicht gegen die vielen und äußerst beliebten katholischen Vereine und Verbände durchsetzen. Dennoch blieb die Katholische Aktion nicht ohne Spuren: In der Folge des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-65) wird auch im Bistum Eichstätt ein Diözesanrat "zur Koordinierung der Kräfte des Laienapostolats und zur Förderung des Weltdienstes der Laien im Bistum" gegründet. Er löste die Katholische Aktion endgültig ab.

QUELLENARBEIT

Dünnes Papier, in Gefahr zu zerfallen; Berge von Akten, bei denen nicht auf den ersten Blick klar ist: Was ist wichtig, was Nebensache? Damit kennen sich die Studierenden nun aus, die am interdisziplinären Lehrforschungsprojekt zum Thema "Katholizismus in Eichstätt nach 1945" im vergangenen Sommersemester teilgenommen haben. In dem Seminar an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt unter Leitung von Professor Florian Bock und Christiane Hoth schlüpften die Studierenden in die Rolle der Spurensucher. Die Quellen sind der Forschung noch nicht bekannt und lagen somit nur im Original vor. Das Diözesanarchiv Eichstätt stand bei der Detektivarbeit mit Rat und Tat zur Seite. Auch ein paar Interviews mit Zeitzeugen hat die Projektgruppe geführt. Die Ergebnisse stellt unsere Zeitung vor.

Außerdem können Interessierte die ausführlichen Arbeiten der Studierenden sowie zeitgenössische Bilder und ein Video im Internet ansehen: unter http://lehrforschungsprojekt-katholizismus. ku.de.