Eichstätt
Viele Baustellen an den Kliniken

Corona-Pandemie, Agenda 2030 und ein Millionen-Defizit - Den Kliniken geht die Arbeit nicht aus

30.10.2020 | Stand 23.09.2023, 15:07 Uhr
Dunkler Himmel über der Klinik Eichstätt: Die Wetter-Symbolik sollte man nicht überbewerten, auch wenn die ersten schweren Covid-19-Fälle sowohl in Eichstätt als auch in Kösching in diesen Tagen wieder behandelt werden müssen und die Zahl der Neuinfektionen immer weiter steigt. −Foto: Meßner

Eichstätt - An den Kliniken im Naturpark Altmühltal beobachtet man die Entwicklung der Infektionszahlen im Landkreis sehr genau. Die Besorgnis wächst, weil sich der Landkreis langsam, aber stetig der Inzidenz von 100 nähert. "Wir sind gut aufgestellt", sagte Geschäftsführer Marco Fürsich bei einem Pressegespräch. Das ist die gute Nachricht.

Allerdings seien zuletzt immer mehr Verdachtsfälle in den Kliniken registriert worden, bei denen in der Notaufnahme ein Abstrich gemacht wird. Mittlerweile gibt es in den Kliniken auch wieder schwere Verläufe (siehe Corona Aktuell auf dieser Seite) "Das war zuvor monatelang nicht mehr der Fall", sagte Fürsich. Er lobte in diesem Zusammenhang auch die Klinikmitarbeiter für ihr "außergewöhnliches Engagement" in den vergangenen Monaten und die gute Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt. Die Kliniken sind nach seinen Worten so gut es geht vorbereitet, beispielsweise mit Beatmungsgeräten. Schutzausrüstung sei vorhanden. Fürsich moniert allerdings, dass sich die Preise vervielfacht hätten. Bei Schutzmasken spricht er von einer Versechsfachung. Im Durchschnitt werden an den beiden Kliniken in diesem Jahr 857 Masken jeden Tag verbraucht. In Eichstätt sind es 406, in Kösching 451.

Zusammen mit Prokurist Stephan Zinsmeister präsentierte Fürsich auch die Geschäftszahlen. Das Ergebnis für 2019 liegt mit einem Defizit von knapp 6,6 Millionen Euro (ohne Abschreibungen 6 Millionen Euro) etwas niedriger als zuletzt befürchtet. Im Kreistag war mit 7 Millionen Euro gerechnet worden. Diese Summe ist auch für dieses Jahr im Haushalt einkalkuliert.

Obwohl schon zehn Monate in diesem Jahr vorbei sind, wollte Geschäftsführer Fürsich keine Prognose abgeben, wie es 2020 aussieht. "Dazu möchte ich noch nichts sagen." Er halte es nicht für seriös, jetzt eine Prognose abzugeben, die zum Jahresende Makulatur sein könnte.

Fakt ist, dass die Kliniken im Naturpark - wie alle anderen Häuser auch - durch Corona einen "massiven Aderlass" zu verzeichnen hatten, wie es Fürsich formuliert. Diese Sonderaufwendungen sind allerdings durch Ausgleichszahlungen von der Regierung aufgefangen worden. "Diese Unterstützungen haben uns sehr gutgetan", sagte Fürsich. Bis September galt das flächendeckend für alle Kliniken. Seit Oktober muss jedes Haus selbst verhandeln. Eine weitere Unwägbarkeit in den letzten beiden Monaten des Jahres ist die Frage, inwieweit das Coronavirus die Kliniken in Beschlag nimmt. Nach dem Ausbruch der Pandemie mussten planbare Operationen verschoben werden - auch das wirkte sich negativ auf das Betriebsergebnis aus.

Als erfreulich bezeichnet es Fürsich, dass man bereits Mitte des Jahres - mit Abstrichen - das Niveau des Vorjahres erreicht habe. Die Probleme, die das Ergebnis für 2019 verhagelt haben, sind indes auch in diesem Jahr nicht weniger geworden. Allen voran ist es nach wie vor der Fachkräftemangel, der den Kliniken Sorge bereitet. Auch wenn es an der ein oder anderen Stelle Erfolge zu vermelden gibt, etwa in der Inneren Medizin, bleibt doch das grundsätzliche Problem, dass Personal fehlt. Das betrifft in erster Linie Ärzte und Pflegekräfte, weitet sich laut Fürsich aber mittlerweile auch auf andere Bereich aus, etwa die Küche. Um den Betrieb aufrechtzuerhalten, muss deshalb Fremdpersonal über Arbeitnehmerüberlassungen angeheuert werden - und das geht ins Geld.

Auch wenn Geschäftsführer Fürsich noch keine Prognose für dieses Jahr abgeben mag, dürften sich die Zahlen in einem ähnlichen Rahmen bewegen. Um das Betriebskostendefizit dauerhaft zu senken, wurde bekanntlich die Agenda 2030 angestoßen.

Wie Fürsich mitteilte, wurde in einem Auswahlverfahren entschieden, bei dem Projekt mit der Oberender AG zusammenzuarbeiten. Das Unternehmen mit Standorten in München und Bayreuth bietet mit 60 Mitarbeitern seit rund 20 Jahren Managementberatung im Gesundheitswesen an. Auf ihrer Internetseite werben sie damit, für die Kunden "maßgeschneiderte, zukunftsfähige Leistungsangebote zu erarbeiten". Die Gespräche laufen, ebenso die Analyse der Daten der beiden Kliniken. Im Frühjahr, also nach etwa einem halben Jahr, werden die Ergebnisse erwartet.

EK

Markus Meßner