Schernfeld
"Diese Krise schweißt uns zusammen"

Der neue Schernfelder Bürgermeister Stefan Bauer über Corona und die künftige Gemeindepolitik

23.04.2020 | Stand 02.12.2020, 11:29 Uhr
Freut sich auf seine neue Aufgabe: Stefan Bauer übernimmt ab 1. Mai das Amt des Bürgermeisters in Schernfeld. −Foto: Bauer

Schernfeld - Nach 24 Jahren bekommt die Gemeinde Schernfeld einen neuen Bürgermeister.

Ludwig Mayinger (CSU) übergibt am 30. April die Amtsgeschäfte an Stefan Bauer (FW).

Herr Bauer, am 1. Mai sind Sie der neue Bürgermeister. Wie haben Sie sich seit der Wahl auf die Übernahme der Amtsgeschäfte vorbereitet?

Stefan Bauer: Ich führe derzeit vor allem Gespräche mit Bürgermeister Ludwig Mayinger. Dazu gibt es auch schon die ersten Termine, an denen wir beide teilnehmen. Ich rede auch mit verschiedenen Mitarbeitern aus der Verwaltung, um mir ein aktuelles Bild zu machen. Leider kann ich derzeit wegen Corona nicht so viele Gespräche führen, wie ich eigentlich geplant hatte. Das betrifft etwa die Vereinsvorstände und Feuerwehren, Kindergärten und Schule und viele weitere aktive Bürger der Gemeinde. Diese Treffen müssen wir verschieben. Sie werden aber auf jeden Fall stattfinden.

Sie übernehmen das Amt des Schernfelder Bürgermeisters in einer sehr schwierigen gesellschaftlichen Situation.

Bauer: Das hatte ich mir so natürlich nicht gewünscht. Ich denke, wichtig ist jetzt vor allem, vernünftig mit der Situation umzugehen. Es ist schon eine große Bewährungsprobe für unsere Gesellschaft, wenn so viele Dinge, welche unser Zusammenleben ausmachen, einfach nicht mehr gemacht werden können. Die vielen kleinen Feiern und Feste in der Familie und im Dorfleben, das Zusammensitzen am Stammtisch und auch gerade an Ostern das religiöse Leben, das alles fehlt schon sehr. Ich sehe hier jedoch auch eine große Chance, dass wir deren Werte wieder höher schätzen. Diese Krise schweißt uns auch zusammen. Das tut gut.

Wie ist Ihre persönliche Stimmung?

Bauer: Mir geht es sehr gut. Glücklicherweise ist in meinem familiären Umfeld niemand von Corona direkt betroffen. Ich nutze die Zeit jetzt viel zum Einlesen und zum Reindenken.

Sind Sie jetzt schon Ansprechpartner für die Bürger, gerade in Hinsicht auf Corona?

Bauer: Die Amtsgeschäfte führt bis zum 30. April Bürgermeister Ludwig Mayinger. Ins Tagesgeschäft bin ich nicht eingebunden. Ich stehe natürlich den Bürgerinnen und Bürgern auch jetzt schon für Gespräche und Anliegen zur Verfügung.


Welche Botschaft haben Sie für die Bürger?

Bauer: Nutzen Sie die Angebote, etwa die der Verwaltungen im Landratsamt und in der VG Eichstätt. In jedem Ort in der Gemeinde Schernfeld gibt es Hilfsangebote und Nachbarschaftshilfen. Unseren Unternehmern kann ich nur raten, die vielfältigen Unterstützungsangebote seitens des Staats zu nutzen. Das Wichtigste ist für mich, eine gewisse Gelassenheit zu bewahren. Lassen Sie sich nicht verrückt machen, aber nehmen Sie die Sache nach wie vor Ernst.

Wie fühlen Sie sich, wenn Sie an die neue Aufgabe als Bürgermeister denken?

Bauer: Ich freue mich auf das Amt und die Aufgaben, ich freue mich auf die vielen Herausforderungen, habe jedoch auch Respekt vor der Verantwortung und vor den Verpflichtungen.

Werden Sie in der Gemeindepolitik neue Akzente setzen? Welche vorrangigen Ziele verfolgen Sie?

Bauer: Hier wird es einen Mix aus Bewährtem und Neuem geben. Wir haben derzeit viele laufende Vorhaben wie Baugebiete und Straßensanierungen oder Kindergartenerweiterungen sowie das Dorfentwicklungsprogramm. Diese müssen nahtlos weitergeführt werden. Dann muss der Gemeinderat, der fast zur Hälfte aus neuen Mitgliedern besteht, arbeits- und entscheidungsfähig werden. Hier werden wir dann schon erste Schwerpunkte in den Bereichen Verkehr und Energie setzen können. Generell werde ich Bürgerbeteiligung und Bürgerdialog deutlich ausbauen, sobald dies wieder breiter möglich ist.

Sehen Sie Möglichkeiten einer guten Zusammenarbeit mit anderen Gemeinden, etwa der Stadt Eichstätt?

Bauer: Unsere Verwaltungsgemeinschaft mit den Gemeinden Schernfeld, Pollenfeld und Walting ist sehr stark und gut aufgestellt für die Bewältigung unserer Aufgaben. Auf inhaltlicher Ebene gibt es aber definitiv noch viele Chancen, die wir gemeinsam nutzen können. Vorrangig sehe ich hier Themen im Bereich Verkehr. Dazu ist es dann auch notwendig, mit der Stadt Eichstätt eng zusammenzuarbeiten. Mit dem neuen Oberbürgermeister Josef Grienberger habe ich gleich nach seiner Wahl schon telefoniert. Ich gehe da sehr positiv gestimmt in die Zukunft.

Interview: Franz Bauer