Böhmfeld
Beteiligt sich der Schützenverein doch nicht?

Neubau des Gemeinschaftshauses sorgt für Unmut - Bürgermeister: "Weitere Zugeständnisse sind absolut unvertretbar"

04.05.2020 | Stand 23.09.2023, 11:54 Uhr
Elena Ostermeier

Böhmfeld - Die 76. und letzte Gemeinderatssitzung der Wahlperiode 2014 bis 2020 war in zweierlei Hinsicht historisch: Erstens ging nach 36 Jahren die "Ära Ostermeier" zu Ende, denn der Rathauschef verabschiedete sich in den Ruhestand.

Zweitens gab es zum ersten Mal eine "Maskenpflicht" und die Sitzung fand nicht wie üblich im Sitzungssaal statt, sondern im Stadel des Kotterhofs, damit der Sicherheitsabstand eingehalten werden kann.

Der Bürgermeister Alfred Ostermeier äußerte sich zwiespältig hinsichtlich des beabsichtigten Neubaus eines Gemeinschaftshauses für Schützen, Rotes Kreuz und Feuerwehr. In den aktuellen Entwurfsplan des Architekturbüros Kolbinger (Ingolstadt) seien zwar abschließende Wünsche der Feuerwehr und des Roten Kreuzes eingearbeitet worden, und auch aus den Reihen der Gemeinderäte gab es keine Änderungswünsche; allerdings steht die Beteiligung des Schützenvereins auf der Kippe. Ostermeier gab eine Besprechung mit den Vertretern des Schützenvereins, mit Architektin Irmgard Kolbinger und mit seinem gewählten Nachfolger Jürgen Nadler wieder, bei der die Schützen erstmals von einem angeblich überraschenden Angebot des Beckerwirts zum Verbleib im bisherigen Schützenheim zu sehr günstigen Konditionen berichteten. Deshalb erscheine eine Beteiligung am Projekt Gemeinschaftshaus fraglich. Bei einer anschließenden internen Sitzung vertagte der Vereinsausschuss allerdings die Entscheidung. Kurz vor der Gemeinderatssitzung unterrichtete der Beckerwirt die Gemeinde über einen seit mehreren Wochen laufenden Schriftverkehr mit dem Schützenverein, von dem die Gemeinde bis dahin keine Kenntnis hatte. "Weder kann von einem plötzlichen Angebot des Beckerwirts die Rede sein noch von ausgehandelten günstigen Konditionen", so Ostermeier. Sichtlich empört war er über den schriftlichen Vorwurf der Schützenmeisterin, er habe mündliche Zusagen nicht eingehalten und gefährde dadurch die Beteiligung des Vereins am Gemeinschaftshaus. In monatelangen mündlichen Verhandlungen sei er unter dem Aspekt der Gleichbehandlung aller Ortsvereine an die Grenzen des Vertretbaren gegangen, um einen wünschenswerten Gemeinschaftsbau überhaupt erst möglich erscheinen zu lassen: "Der Finanzierungsanteil der Gemeinde liegt bei fast 50 Prozent. Mehr geht nicht. " Die Vorwürfe der Schützenmeisterin weist er zurück: "Nach vielen Gesprächen habe ich Anfang März im Einvernehmen mit der Schützenmeisterin eine Bauherrengemeinschaftsvereinbarung vorgelegt, die vom Gemeinderat einstimmig beschlossen und von der Schützenmeisterin anschließend unterzeichnet worden ist. Diese Vereinbarung enthält alle entscheidenden Fakten. " Bei Gesamtkosten in Höhe von 867000 Euro brutto für die Errichtung des Schützenheims verbleibt nach Abzug aller Zuschüsse von Gemeinde und Sportschützenbund ein Eigenkostenanteil des Schützenvereins von rund 200000 Euro. Für die Aufnahme von Fremdkapital setzt sich der Verein ein Limit bei 100000 Euro. Als "letztes" Angebot unterbreitete der Bürgermeister dem Verein die Gewährung eines zinslosen Darlehens, das in einem noch zu bestimmenden Zeitraum inflationsbereinigt zurückgezahlt werden muss. Abschließend empfahl er seinem Nachfolger und dem neuen Gemeinderat: "Weitere Zugeständnisse an den Schützenverein sind absolut unvertretbar. Der Verein muss sich in Kürze entscheiden, ob er beim Gemeinschaftshaus mitmacht oder beim Beckerwirt bleibt. "

Beim Thema "Barrierefreiheit im Kotterhof" geht es weiter voran: Für die bereits im Grundsatz beschlossene Errichtung eines Außenaufzugs wurden die von der Gemeinde zu erbringenden Leistungen an das Ingolstädter Architekturbüro Jost-Themann vergeben. Der Tauschvertrag zwischen der Gemeinde und Christian Herzog fand einhellige Zustimmung. Herzog erhält einen Bauplatz im künftigen Baugebiet "Im Lehen", während die Gemeinde Eigentümerin seines Bauplatzes im Anschluss an den Kotterhof wird. Die Mehrfläche wird in Geld ausgeglichen. Der Bürgermeister zeigte sich hocherfreut über den gelungenen Tausch zum Ende seiner Amtszeit: "Dadurch hat sich für mich ein Herzensanliegen erfüllt. Die Gemeinde ist jetzt alleinige Eigentümerin des zwischenzeitlich dreigeteilten Kotterhofgrundstücks in seiner ursprünglichen Größe von 4729 Quadratmetern. "

Bereits 1994 habe er für die Kommune den Teil erworben, auf dem das Dorfzentrum Kotterhof steht. Im Jahr 2000 folgte die hinterliegende Fläche, auf der seit 2016 die Wohncontainer für Geflüchtete untergebracht sind. Zusammen mit dem Schulgrundstück und den 2017 erworbenen "Schipper-Gärten" verfüge die Gemeinde nun über eine zusammenhängende Fläche von 14120 Quadratmetern. "Das begünstigt uns sicherlich bei der beabsichtigten Aktivierung des Ortskerns", sagte der scheidende Gemeindechef.

Einem Antrag des Wasserzweckverbandes der Böhmfelder Gruppe, eine 1,33 Hektar große Fläche im südlichen Anschluss an den Pfarrwald "Kühbichl" mit einem naturnahen Mischbestand aufzuforsten, entsprach der Gemeinderat voll. Entlang der Ostgrenze bleibt ein 30 Meter breiter Streifen von der Aufforstung ausgenommen; dort soll eine artenreiche Blühwiese entstehen.

Die gemeindliche Berechnung des Jahresabschlusses 2018 "Haus für Kinder" fand bei zwei Gegenstimmen aus der CSU/UW-Fraktion die Zustimmung des Gemeinderates. Zugrunde gelegt wird dabei die Gewinn- und Verlustrechnung der Bischöflichen Finanzkammer, jedoch werden die Abschreibungen auf Gebäude herausgerechnet. Für das Jahr 2018 ergibt sich somit ein Überschuss von 6508 Euro. Im Saldo der bereinigten Jahresergebnisse von 2013 mit 2018 errechnet sich ein Gesamtüberschuss von rund 102000 Euro.

Neben dem Bürgermeister scheiden acht Gemeinderäte aus. "Das sind 188 Jahre Erfahrung in der Leitung der Gemeinde", so Ostermeier. Michaela Beck, Anna Schüller und Tobias Lindl waren jeweils sechs Jahre dabei gewesen, Ludwig Spressler zwölf Jahre, Peter Neuner 18 Jahre, Josef Sterzl 24 Jahre, Seraphina Regensburger 30 Jahre (davon 24 Jahre als Zweite Bürgermeisterin) und Johann Dieling 36. Eine feierliche Verabschiedung werde nachgeholt, sobald die Umstände es wieder erlauben.

Die konstituierende Sitzung des neu gewählten Gemeinderats findet am 13. Mai - wieder unter den genannten Sicherheitsvorkehrungen - statt.

EK

Elena Ostermeier