Eichstätt
Altersarmut und Vereinsamung nehmen zu

Laut einer Studie der Caritas gibt es immer mehr Menschen mit finanziellen Schwierigkeiten

11.12.2018 | Stand 02.12.2020, 15:03 Uhr
Besonders ältere Menschen vereinsamen oder haben mit Armut zu kämpfen, das geht aus einer Studie der Caritas hervor. −Foto: dpa

Eichstätt (EK) Immer mehr Menschen mit Geldproblemen, in Altersarmut und einsame Personen suchen die Allgemeine Sozialberatung der Caritas-Kreisstellen im Bistum Eichstätt auf. Das sind die wesentlichen Erkenntnisse aus einer Stichtagserhebung über diesen Kerndienst des katholischen Wohlfahrtsverbandes.

Der Deutsche Caritasverband hatte die Studie für alle deutschen Diözesen am 20. September 2018 durchgeführt. Danach gab es an diesem Tag fast 90 Ratsuchende bei den sieben Caritas-Sozialberatungsstellen in der Diözese Eichstätt. Der Anteil der Menschen mit finanziellen Schwierigkeiten ist bei den Stellen im Vergleich mit derselben Erhebung im Vorjahr von 41 auf 53 Prozent gestiegen. Nach Information von Bernhard Gruber treffen unerwartete Ausgaben Geringverdiener sowie Sozialleistungsbezieher hart: "Zum Beispiel wenn die Waschmaschine plötzlich kaputt geht, in der Schule für die Kinder etwas bezahlt werden muss oder eine Stromnachzahlung fällig wird." Gruber ist Sozialberater bei der Caritas-Kreisstelle Ingolstadt und Sprecher für die Allgemeine Sozialberatung bei der Caritas in Eichstätt. Vermehrt um Hilfe gebeten werden deren Mitarbeiter von alten Menschen: Der Anteil der Ratsuchenden ab 65 Jahren stieg von 5 auf 13 Prozent und bei Rentenbeziehern von 17 auf 27 Prozent.

Doch neben der materiellen Armut leiden diese Menschen auch immer häufiger an Vereinsamung. Vor Kurzem sei zum Beispiel eine verwitwete Spätaussiedlerin zu dem Ingolstädter Berater gebracht worden, weil ihr das Sozialamt angedroht hatte, die Miete nicht weiterzubezahlen. "Diese Gefahr konnten wir mit einem Brief und einigen Nachweisen erst einmal bannen. Doch die Frau wird weiterhin zu mir kommen, auch um ihr Herz bei mir auszuschütten. Da sie keine Familie hat, wird es zudem darum gehen, ob und wie sie daheim unterstützt werden kann, zum Beispiel durch Essen auf Rädern oder eine Nachbarschaftshilfe", beschreibt Gruber einen typischen Fall. Häufig ist die Hilfe damit verbunden, einen Antrag bei der Pflegeversicherung oder auf Grundsicherung für die Betroffenen zu stellen. "Viele wissen gar nicht, dass und wie sie das machen können. Andere beantragen die Grundsicherung aus Scham nicht oder auch, weil sie fürchten, dass das Vermögen Angehöriger herangezogen wird, was aber nur selten der Fall ist", erklärt der Ingolstädter Caritas-Verantwortliche.

Vereinsamt fühlen sich allerdings nicht nur ältere Menschen, sondern auch Hilfesuchende im mittleren Alter. "Oft sind es Langzeitarbeitslose, die kaum noch eine Integrationsperspektive haben, häufig aber auch Männer, die nach einer Trennung alleine überfordert sind." Der Anteil der Alleinste-henden in den Beratungsstellen ist von 34 auf 49 Prozent gestiegen und die Anzahl der Klienten ohne Kinder von 48 auf 55 Prozent.

Drei weitere Trends zeigten sich in der jüngsten Untersuchung: Die Anzahl der Klienten, die Probleme im Umgang mit Behörden haben, wuchs von 41 auf 47 Prozent im Vergleich mit dem Vorjahr. Viele fühlen sich nach Erfahrung Grubers überfordert, Briefe und vor allem Bescheide von Ämtern zu verstehen. Für den Sozialberater ist das kein Wunder: "Beim mehrseitigen Bescheid zur Übernahme von Heimkosten des überörtlichen Sozialhilfeträgers komme ich sogar an meine Grenzen", macht er die Kompliziertheit deutlich.

Darüber hinaus stieg der Anteil der Ratsuchenden mit Problemen im Bereich "Wohnen" von 19 auf 30 Prozent. Für Gruber zeigt sich auch hier, dass arme Menschen, "derzeit kaum eine Chance haben, eine für sie bezahlbare Wohnung zu finden". Die Caritas in ganz Deutschland macht daher heuer auf diese Problematik mit ihrer Jahreskampagne "Jeder Mensch braucht ein Zuhause" aufmerksam. Allgemeine Sozialberatung leisten im Bistum Eichstätt die Kreisstellen in Eichstätt, Herrieden, Ingolstadt, Neumarkt, Nürnberg-Süd, Roth und Weißenburg. Außenstellen gibt es zudem in Altdorf, Beilngries, Eibach, Gunzenhausen, Hilpoltstein, Kösching, Schwabach und Wemding.