Eichstätt
Verdacht der Untreue beim Joke e.V.

Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den ehemaligen Kassier - Schaden liegt im hohen fünfstelligen Bereich

12.04.2019 | Stand 23.09.2023, 6:36 Uhr
Zappenduster sieht es aus mit dem Open Air am Berg: Der Joke e.V. wurde mutmaßlich Opfer einer Untreue im großen Stil, sieht nun 30 Jahre ehrenamtliche Arbeit vernichtet und muss wieder bei null beginnen. Hier ein Bild aus besseren Tagen vom Festival 2017. −Foto: Traub

Eichstätt (EK) Der Eichstätter Joke e.V. liegt in Trümmern, das Open Air am Berg 2019 mussten die Verantwortlichen vorigen November mit einer sehr schwammigen Begründung absagen. Heute dürfen die Hintergründe dafür endlich ans Licht: Ein Vorstandsmitglied steht in Tatverdacht, in die Kasse gegriffen und einen hohen fünfstelligen Betrag veruntreut zu haben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.

Die drei verbleibenden Vorstandsmitglieder Max Beugel, Nico Leubert und Florian Bittlmayer sind froh, im Gespräch mit unserer Zeitung endlich mit den Hintergründen herausrücken zu können: "Wir sollten bisher aus ermittlungstaktischen Gründen nichts sagen." Das war insofern schwierig, weil in den vergangenen Monaten die Gerüchteküche brodelte - und sie auch in Kontakten nach außen, etwa mit Agenturen für Bands, nur sehr schwammig Auskünfte etwas von "organisatorischen Gründen" mitgeteilt haben. Am Freitag werden sie sich endlich auch auf ihrer Vereinshomepage erklären. Denn inzwischen sei der vormalige Kassier mit den Verdachtsvorwürfen konfrontiert.

Auf Anfrage unserer Zeitung bestätigt nun auch Oberstaatsanwältin Andrea Grape, die Pressesprecherin der Staatsanwaltschaft Ingolstadt: "Wir führen ein Ermittlungsverfahren gegen ein Vorstandsmitglied des Vereins, ihm wird Untreue zur Last gelegt". Im Jahr 2017 bis Anfang 2018 soll der Beschuldigte über mehrere Monate Abhebungen und Überweisungen vom Vereinskonto getätigt und für sich gebucht haben. Wie hoch der Gesamtbetrag ist, können die Ermittler noch nicht sagen: "Nach derzeitigem Kenntnisstand gehen wir von einem hohen fünfstelligen Betrag aus", so die Oberstaatsanwältin. Wann die Ermittlungen abgeschlossen sein werden, kann Grape derzeit ebenso wenig abschätzen wie das weitere Vorgehen. Wenn sich der Tatverdacht entsprechend erärteet, sind entweder ein Strafbefehl oder eine Anklage vor Gericht möglich - eine Straferwartung kann ebenfalls nicht abgeschätzt werden, "dafür gibt es kein Schema, das kommt immer auf den Einzelfall an".

Herausgekommen ist das Ganze, weil, wie Beugel und Leubert sagen, den Vorstandskollegen bei der Vorbereitung zur Jahresversammlung Unregelmäßigkeiten in der Kasse aufgefallen waren. Am 2. September haben die drei verbleibenden Vorstandsmitglieder dann Strafanzeige gestellt und die Kriminalpolizei hat ihre Ermittlungen aufgenommen; zunächst unter dem Radar des Beschuldigten, damit keine Beweismittel verschwinden. Die verbleibenden Vorstandsmitglieder des insgesamt 80 Mitglieder zählenden Vereins sind davon ziemlich geschafft, wie sie nun sagen.

Unabhängig vom Ausgang des Strafverfahrens ist der Vorgang für den Joke e.V. ein Desaster: "Da sind 30 Jahre ehrenamtliche Arbeit zerstört", sagt Nico Leubert. Denn das legendäre Open Air am Berg, das in der Vergangenheit bis zu 8000 Besucher nach Eichstätt gelockt hat und im gesamten Süddeutschen Raum ein Fixpunkt im Festivalkalender gewesen ist, wird bekanntlich seit knapp 30 Jahren komplett ehrenamtlich mit bis zu 300 freiwilligen Helferinnen und Helfern organisiert. Jetzt sind sämtliche Rücklagen, die im Laufe der Jahre mühsam gebildet und für die Veranstaltung eines Festivals in dieser Größenordnung nötig sind, verloren. Es gibt noch keinen kompletten Überblick über ihre Kassenlage, "es gibt ja keinen Kassenbericht". Max Beugel sagt: "Wir stehen bei null."

Um den Verein mit seinen 80 Mitgliedern in dieser schwierigen Phase auch ohne großes Open Air am Berg halbwegs über Wasser zu halten, werden in nächster Zeit immer wieder kleinere Veranstaltungen - ähnlich der kleinen Seitenbühne "Elephantstage" auf dem Open Air geplant. Die nächste soll Anfang Mai in der Boxerhalle über die Bühne gehen. Die Macher vom Joke e.V. hoffen hier auf möglichst große Unterstützung der Stadt und ihrer Bürger - und auf viel Publikum.
 

Eva Chloupek