Attraktion Wasserschloss flog in die Luft

05.12.2008 | Stand 03.12.2020, 5:22 Uhr

Staunende Menschen: Nur ein Schuttberg blieb nach der Sprengung am 3. Dezember 1968 vom einst imposanten Wasserschloss übrig.? Repro: K. Westermeier

Beilngries/Erbmühle (jr/sg) Vor 40 Jahren waren der "Hennerer" und sein Wasserschloss in aller Munde. Hunderte Neugierige pilgerten ins Labertal, um zu bestaunen, was von der "Trutzburg" des im ganzen Land bekannten Originals und Behördenschrecks Johann Plank übrig geblieben war.

Ein ohrenbetäubender Knall hatte am 3. Dezember 1968 gegen 9.22 Uhr die friedliche Ruhe des Labertals bei Holnstein zerrissen. In den umliegenden Ortschaften waren die Einwohner erschrocken zusammengezuckt. Kurze Zeit später hatte es einen erneuten Knall, diesmal weniger laut, und schließlich gegen 10 Uhr die letzte Detonation gegeben. Des Hennerers Wasserburg hatte aufgehört zu existieren und damit endete ein jahrelanges Tauziehen zwischen dem Landratsamt und Johann Plank.

Als Johann Plank 1961 auf der Irler Wiese der Gemarkung Oening begann, einen Karpfenteich zu bauen, legte er auch ein Fundament für einen größeren Geräteschuppen. Mit seinem Unimog transportierte Plank aus einem nahen Steinbruch Tuffsteine. Die Findlinge des Millionen Jahre alten Gesteins aus den Kalkablagerungen des Jurameeres waren leicht zu bearbeiten und wiesen bizarre Formen auf. Statt einer Hütte entstand ein Gebilde, das entfernt an eine mittelalterliche Trutzburg erinnerte. Der Hennerer verarbeitete 4000 Zentner Tuffstein und 300 Zentner Eisenbeton für das widerstandsfähige Fantasiegebilde mitten im Karpfenteich. Der Volksmund taufte es zuerst zur "Wasserburg" und später zum "Wasserschloss".

Überall wurde erzählt, der in Scheidung lebende Hennerer wolle nach Beispiel des Königs Ludwig II. ein "Wasserschloss" erbauen. Im Inneren der Tuffsteingrotte konnten die Besucher über ein druckgeprüftes Glasbaufenster dem munteren Spiel der Karpfen und Forellen zusehen. Immer mehr Besucher kamen in das idyllische, von Verkehrswegen abgelegene Laabertal. Für den unkonventionellen Menschen Hans Plank genügte ein Brief an das Landratsamt vom 14. April 1961 als Genehmigung für sein Tun. Darin teilte er dem Amt mit, dass auf seinem Grund ein Fischerweiher mit Geräteschuppen entstehe. Das Objekt im Landschaftsschutzgebiet brachte Josef Herre, den Naturschutzbeauftragten des Beilngrieser Landratsamtes, auf den Plan. Gerüchteweise hieß es, der Hennerer baue im Laabertal eine Badeanstalt. Am 18. September 1961 verfügte das Landratsamt die sofortige Einstellung der Baumaßnahmen. Dann war Ruhe bis Juni 1963. Ex-Landrat Pröll vor Jahren in einem Gespräch mit dem DONAUKURIER: "In die Erbmühle führte eine Straße, die diesen Namen damals kaum zu Recht trug. Weder Polizei noch sonst irgendwer von uns kam in diese gottverlassene Gegend." Im Juni 1963 wurde die Polizei vom Landratsamt zur Nachschau beauftragt. Zu diesem Zeitpunkt stand bereits in voller Größe das Wasserschloss.

Der Hennerer, so schien es, hatte über die Behörden gesiegt. Das Landratsamt verfügte den Abbruch, der am 26. Januar 1966 vor dem Regensburger Verwaltungsgericht bestätigt wurde. Als Frist wurde der 17. Mai 1966 festgesetzt. Danach begann die Posse, die erst mit der Sprengung im Dezember 1969 endete und den Hennerer über die Medien zu einer bekannten Person machte. Der Hennerer hielt sich wegen seiner Berühmtheit in den Medien für unantastbar und sammelte über 4000 Unterschriften für sein Wasserschloss. Dass dieses dennoch gesprengt wurde, lag auch an den falschen Beratern um den leichtgläubigen Mann. Die Behörden zeigten sich zeitweise als kompromissbereit. "Burgfriede" im wahrsten Sinne des Wortes wurde unter der Hand ausgehandelt. Seine "Freunde" unterstützten den Tatendrang des Sonderlings zur Erweiterung des Wasserschlosses und flüsterten ihm ein: "Hans, die sprengen niemals dein Wasserschloss."

Im Wald gelebt

Bei dem Behördentermin am 24. Oktober 1968 wurde festgestellt, dass der Hennerer die Bauarbeiten erneut aufgenommen hatte. Anscheinend sollte das Bauwerk zweistöckig ausgebaut werden. Kreisbaumeister Josef Ehrl erkannte eine "erhebliche Gefahr für den Bewohner selbst sowie für die vielen Besucher". Es bestehe "Einsturzgefahr" und damit ein "lebensgefährlicher Zustand". Diese Einschätzung widerspricht den Erfahrungen, die das Sprengkommando machte. Augenzeuge Josef Rupp aus Oening erklärte einst gegenüber dem DK zum Geschehen am 3. Dezember 1969: "Alle Anwesenden, sogar mancher Polizist und der Sprengmeister waren betrübt. Das Wasserschloss gab erst nach drei Sprengversuchen nach, so massiv war es gebaut."

Die Sprengung seiner Burg hat Johann Plank stark getroffen. Er lebte künftig als "Waldmensch" in einem "Iglu" nahe seines zerstörten Lebenswerkes. Fieberhaft arbeitete er jahrelang per Hand an einer neuen Attraktion, einer Höhle, in der er Steine vom einstigen Wasserschloss und weitere besondere Steingebilde aus dem Jura zur Schau stellen wollte. Plank konnte das Werk nicht vollenden. Am 22. Mai 1979 verstarb er im Alter von 67 Jahren. Beerdigt wurde er auf dem Friedhof in Gimpertshausen.