Schweinkofen
Wer bezahlt die Rechnung?

Die Preise für Holzprodukte sind explodiert - Waldbesitzer hoffen, dass der Trend auch bei ihnen ankommt

14.04.2021 | Stand 19.04.2021, 3:34 Uhr
Sorgenvolle Mienen bei Alois Meier (links) und Martin Schmid. Die Holzpreise sind zwar enorm gestiegen, es kommt aber noch nichts davon bei den Waldbesitzern an. −Foto: Patzelt

Schweinkofen - Lieferengpässe bei Zimmereien und holzverarbeitenden Betrieben.

Die anhaltend starke Nachfrage der Bauwirtschaft und boomende Exportmärkte sorgen für eine sehr starke Nachfrage bei Nadelschnittholz und Bauprodukten aus Holz.

Ausfuhren nach Amerika und China haben zudem die Verfügbarkeit von Holz in den vergangenen Monaten drastisch verschärft. Einzelne Schnittholzsortimente und Holzwerkstoffe wie Sperrholz und bestimmte Spanplatten sind derzeit kaum verfügbar. Preise für Leimholz und das klassische Bauholz haben in Deutschland in den vergangenen Monaten stark angezogen.

2020 nahmen etwa die Exporte von Nadelschnittholz aus Deutschland nach Amerika mit 1,63 Millionen Kubikmetern im Vergleich zum Vorjahr um 42 Prozent zu. Der Preis für das klassische Bauholz ist enorm gestiegen. Es gilt der Grundsatz von Angebot und Nachfrage. Der Anstieg beträgt laut dem Geschäftsführer der Waldbesitzervereinigung (WBV) Parsberg, Alois Meier, bis zu 50 Prozent. Die Waldbesitzer hoffen nun, dass die erhöhten Preise auch bei den Rohstoffproduzenten ankommen.

In Schweinkofen hat sich Meier mit dem Vorsitzenden der WBV Parsberg, Martin Schmid, zu einem Gespräch über die aktuelle Situation getroffen. Für Schmid ist eines klar: Holz wäre genug vorhanden, aber die Preise für die Waldbesitzer stimmen (noch) nicht. "Egal, welche Branchen man anschaut, alle haben in den vergangenen Jahren bei ihren Produkten einen enormen Preisanstieg durchgesetzt - ausgenommen die Land- und Forstwirtschaft", stellte der WBV-Vorsitzende fest.

Früher sei die Forstwirtschaft "die Sparkasse der Bauern" gewesen, heute eher eine Belastung, die leider oft abgestoßen werde. Zum Vergleich listet Schmid die Holzpreise aus dem Jahr 1990 (vor den Stürmen Wiebke und Vivian) und des Jahres 2020/2021 auf. Vor 30 Jahren betrug der Preis für Stammholz des Leitsortiments 2b ab einem Mittendurchmesser von 25 Zentimeter 200 bis 240 Mark pro Festmeter. Dies entsprach damals, ohne Inflation, 100 bis 120 Euro pro Festmeter. Im Winterhalbjahr 2020/2021 lagen die Durchschnittspreise für Fixlängen beim Frischholz bei 70 bis maximal 80 Euro pro Festmeter. "Der Rohstoff kostet weniger als vor 30 Jahren - wir sprechen hier von Bäumen, die im Schnitt zwischen 100 bis 120 Jahre im Wald stehen, gepflegt werden müssen und beim Wachsen wertvollen reinsten Sauerstoff produzieren. Das kann doch nicht sein", ärgert sich Schmid gewaltig und meint weiter: "Wenn das Holz heute durch das Sägewerk geht, ist es das Drei- bis Vierfache wert. "

Nachdem nun die Preise für das Schnittholz, vor allem durch den Export nach Amerika gewaltig angestiegen sind, hofft man bei den Waldbesitzern, dass diese auch bei ihnen ankommen. Als Vorreiter könnten die Bayerischen Staatsforsten dienen. Diese bewirtschaften für den Freistaat Bayern rund 808000 Hektar, davon 755000 Hektar Wald. Gut sechs Millionen Festmeter Holz wachsen jährlich im bayerischen Staatswald zu. Rund fünf Millionen davon werden geerntet und als wertvoller Rohstoff für die Kunden bereitgestellt. "Nachdem die Staatsforsten durch die historisch niedrigen Holzpreise in den vergangenen Jahren ein großes Minus zu verkraften hatten, versuchen sie nun, die Preise hochzufahren. Für uns Waldbauern ist dies natürlich förderlich - wir könnten uns ins Schlepptau legen", äußert sich Schmid.

Laut Schmid war Amerika durch die Corona-Pandemie in der Holzproduktion sehr eingeschränkt. Um die Wirtschaft anzukurbeln, habe Präsident Joe Biden ein neues Investitionsförderprogramm aufgelegt und damit die Nachfrage nach Holz belebt. Auch der extreme Wintereinbruch in den USA sorgte dafür, dass sich die Fördermengen dort drastisch reduzierten. Die Folge sei, dass die Amerikaner vermehrt Holz aus Deutschland importieren. Und das gelinge ihnen, weil sie bereit sind, deutlich höhere Preise als die bei uns bisher üblichen zu bezahlen.

"Aber auch China hat enormen Holzmangel, zahlt gute Preise und kauft das Holz vom Markt weg", stellt Schmid fest. Der WBV-Vorsitzende wirft allerdings auch einen Blick zurück auf die andere Seite der Medaille: "Natürlich hat es den Export schon immer gegeben. Hätten wir diesen in der Zeit des Käferholzes und der großen Stürme vor ein bis zwei Jahren nicht gehabt, wäre sehr viel Holz mangels Absatz wohl kaputt gegangen. Auch wenn die Preise schlecht waren, wer hätte Holz in dieser Menge noch verwenden können? " Laut Schmid ist "ein kleines Sägewerk nicht in der Lage, die riesigen Mengen für den Export bereits zu stellen, wohl aber die großen sind es".

Meier betont, dass es seit Januar in Verbindung mit dem Lockdown Verwerfungen und Unterbrechungen von Lieferketten weltweit gebe. Das müsse man "auf alle Fälle berücksichtigen und im Auge behalten". Bereits im Oktober 2020 wurde laut WBV-Geschäftsführer angekündigt, dass es bezüglich der Lieferketten Veränderungen geben könnte. "Dies betrifft nicht nur das Holz - auch andere Produkte wie Kunststoffe und Stahl sind knapp", so Meier. So seien mittlerweile auch Schrauben und Nägel nur noch mit Unterbrechungen und langen Lieferzeiten verfügbar.

Allerdings sei nicht nur der Export nach Amerika und China "an allem schuld". Zum Beleg: Im Jahr 2020 wurden 20 Millionen Kubikmeter Schnittholz produziert. Davon gingen 2,7 Millionen Kubikmeter in den Export nach Amerika und China. "Man kann also nicht sagen, die beiden Länder kaufen alles weg - haben aber den Markt mitbestimmt", erklärt der Geschäftsführer. Laut Meier ist nicht das Laubholz, sondern das Nadel-Schnittholz besonders gefragt.

Als Ursache für die momentane Situation macht Schmid die Käfer-Kalamität der vergangenen drei Jahre aus. Dieses Überangebot an Holz sei auch für die Sägewerke ideal gewesen. "Die Veränderung ist allerdings schneller gekommen als erwartet. Und auch der Bauboom hat zu dieser enormen Nachfrage beigetragen. Zudem war der Holzmarkt schwierig, weil das Öl billig war", stellt Schmid fest.

Laut Meier hat man in den vergangenen Jahren auf dem Bausektor vor allem auf das Leimholz gesetzt: "Es war unwesentlich teurer als das klassische Bauholz und leichter zu bearbeiten. Jetzt greift man mangels Verfügbarkeit an Leimholz wieder immer verstärkt auf das Bauholz zurück. Dies ist keine Hau-Ruck-Aktion, sondern ein schleichender Prozess. "

Meier betont, dass das Holz zwar verfügbar sei, aber die Lieferzeiten länger werden: "So hat man oft das Gefühl, es gibt nichts mehr. " Noch vor wenigen Monaten hätten die Zimmereien und holzverarbeitenden Betriebe nach dem "Supermarktprinzip" gehandelt: "Alles ist sofort verfügbar und im Überschuss vorhanden. " Das habe sich unerwartet schnell gedreht. "Die Zimmereien müssen heute aufgrund von Angebot und Nachfrage nicht nur mehr zahlen, sondern auch durch die Unterbrechung der Lieferketten längere Lieferzeiten in Kauf nehmen. Nachdem sie jedoch oft bereits einen Kaufvertrag mit den Kunden abgeschlossen haben, geraten sie massiv unter Druck", stellen Meier und Schmid fest.

Aber nicht nur Holz ist knapp. In Sachen EPS-Dämmstoffe hänge alles am wichtigen Rohstoff Styrol für die Herstellung von Polystyrol. Durch den Einbruch der Produktion würden aktuell auch die Dämmstoff-Preise explodieren.

Und noch eines stößt Martin Schmid als engagiertem Waldbesitzer sauer auf: "Erst im Januar hat sich die Bundeskanzlerin Angela Merkel dafür ausgesprochen, 30 Prozent der weltweiten Landfläche unter Naturschutz zu stellen. Sollen wir in Deutschland stilllegen und uns alles vom Ausland reinholen? Das kann und darf doch nicht sein. "

Und Meier stellt abschließend fest: "Wir brauchen den Waldbau - aber mit Fingerspitzengefühl. Forstwirtschaft heißt für uns, die drei Bereiche Ökologie, Ökonomie und die soziale Funktion der Wälder in der Balance zu halten. "

pa