Breitenbrunn
Sauspiel und Dame gehen ihm ab

Der Breitenbrunner Schafkopf-Experte Josef Köstler darf wegen der Corona-Pandemie keine Kurse anbieten

10.06.2020 | Stand 02.12.2020, 11:12 Uhr
Bei Schafkopfkursen, wie hier vor Corona bei der Feuerwehr Erggertshofen im Dorfhaus in Wolfertshofen, fühlt sich Josef Köstler (stehend) sichtlich wohl. Wegen der Pandemie muss er darauf aktuell verzichten. −Foto: Sturm

Breitenbrunn - Für viele ist es das schönste Spiel der Welt, für andere das vielleicht bayerischste Kartenspiel überhaupt, für alle aber, die es lieben, ist das Schafkopfspiel Tradition und Lebenseinstellung zugleich.

Das Coronavirus verhindert derzeit diese Art der Brauchtumspflege, zumindest am Stammtisch in der Lieblingskneipe.

Kontra, Re - Solo, Wenz, Dame und Sauspiel - Langer oder Kurzer: In Bayern gibt es wohl kaum eine Menschenseele, die das Schafkopfen nicht kennt. Der ehemalige Breitenbrunner Bürgermeister Josef Köstler kennt dieses Spiel nicht nur, er beherrscht es auch in all seinen Variationen. Schon viele Jahre pflegt er mit vielen Schafkopffreunden in der Gegend dieses Kulturgut und widmet sich mit Leidenschaft dem Erhalt der Dorfwirtshäuser. Der DONAUKURIER hat bei ihm nachgefragt, wie er in Zeiten der Pandemie ohne sein Hobby auskommt. "Für einen leidenschaftlichen Kartenspieler, wie ich es einer bin, ist die derzeitige Situation keine einfache", sagt Köstler. Dabei geht es ihm nicht allein um das Karteln: "Zu einem gepflegten Schafkopf gehören das Miteinander, die Freundschaftspflege, das gemütliche Zusammensitzen bei einem guten Schluck und das Gespräch mit Gleichgesinnten, bei dem man immer die eine oder andere Neuigkeit erfahren kann, aber das alles ist leider im Moment nicht drin. "

Nicht nur mit der Schafkopfakademie in Wallnsdorf hat sich Köstler einen Namen gemacht. Seit beinahe zehn Jahren freut er sich auch auf die monatlichen Treffen der Schafkopffreunde der Region Jura 2000 in Dorfwirtshäusern in den Gemeinden Beilngries, Berching, Breitenbrunn, Dietfurt und Greding. Sieben bis acht Partien gehen da meistens schon zusammen, was einschließlich der Kiebitze und der Ersatzleute, die in Bayern auch als "Brunzkartler" bezeichnet werden, bedeutet, dass immer gut und gerne 30 Personen an den Treffen teilnehmen. Der Begriff "Brunzkartler" hat übrigens sogar Einzug in das bairische Wörterbuch gefunden, gemeint ist hochdeutsch ausgedrückt der fünfte Mann beim Schafkopf, der aushilft, wenn ein Spieler der Runde auf die Toilette muss. "Im Februar haben wir uns das letzte Mal getroffen und seitdem ist Schluss. Ich hoffe es kommen bald wieder andere Zeiten, denn die Zusammenkünfte gehen mir ab", sagt Köstler.

Coronabedingt eingeschlafen ist auch die traditionelle Schafkopfrunde der Altbürgermeister, zu der Köstler seine Freunde meist in Holnstein begrüßt. Und auch die unzähligen Schafkopfrennen und Schafkopfkurse, bei denen Köstler Jung und Alt regelmäßig in die Kunst des Schafkopfspiels einweist, sind momentan gestrichen. Letztere hat es in der Gemeinde Breitenbrunn in jüngster Zeit öfters gegeben, zum Beispiel bei den Feuerwehren in Erggertshofen und Breitenbrunn. Das alles und so manch andere gesellige Runde vermisst Köstler. Nun gäbe es ja die Möglichkeit, in Zeiten, in denen das Ausgehen und Treffen nur beschränkt möglich ist, virtuell zu spielen. Mit Online-Schafkopfen oder einer Schafkopf-App auf dem Smartphone trotzen viele Kartenspieler landauf, landab der Krise. Auch wenn er sich ab und zu auch schon in so eine Internet-Runde eingeklinkt hat, hält Köstler nichts davon: "Das ist keine Alternative für eine Stammtischrunde. " Da könnte er sich eher, so sagt er, eine Kartenrunde mit Mund- und Nasen-Schutz an einem großen Tisch oder an zwei aneinander gereihten Tischen vorstellen, die es ermöglichen, die bestehenden Abstandsregelungen einzuhalten. Und humorvoll fügt er an: "Auch eine Glasscheibe, welche die Gegenübersitzenden trennt, wäre eine Möglichkeit. " Not macht eben erfinderisch, aber beim Mischen und beim im Geldschüsserl kramen wäre das wohl schon recht umständlich. Und auch für den "Brunzkartler" würde wahrscheinlich der Platz fehlen.

DK