Dietfurt
Künftig an zwei Standorten vertreten

Familie Wittl eröffnet am Ortsrand von Dietfurt ein neues Fahrradcenter - Stammsitz in der Bahnhofstraße bleibt

18.11.2019 | Stand 02.12.2020, 12:35 Uhr
  −Foto: Kirschner

Dietfurt (uke) Es war in der Nacht zum 4. November 2017, als die Sirenen die Feuerwehren aus Dietfurt und Umgebung zu einem Großbrand riefen.

Am Ortsrand von Dietfurt, auf einem Areal, das unter dem Namen "Hammer" bekannt ist, stand eine alte Maschinenhalle in Flammen. Sie brannte lichterloh bis auf die Grundmauern ab. Mit ihr wurde ein Industriedenkmal aus dem vergangenen Jahrhundert zerstört, das in der Geschichte der Dietfurter Unternehmerfamilie Wittl eine bedeutende Rolle spielte. Im Jahr 1928 hatten Josef und Clement Wittl, die Söhne des Firmengründers Josef Wittl, die Halle gebaut.

Zwei Jahre nach dem Großbrand herrscht hier wieder geschäftiges Treiben. Die alten Mauern sind verschwunden. Ein Kran dreht sich in alle Richtungen, Baufahrzeuge vorwiegend einheimischer Firmen parken auf dem Areal: Aus den Ruinen der abgebrannten Halle wächst das neue Fahrradcenter der Firma Wittl in die Höhe.

Im Gespräch mit unserer Zeitung erzählen Seniorchefin Christa Wittl und Schwiegersohn und Geschäftsführer Otto Freihart, was auf dem Grundstück beim Griesstettener Kreisel geplant ist. "Das war zunächst einmal ein Riesenschreck", erinnert sich Wittl. Sie seien zutiefst geschockt gewesen, als die Halle - als Brandursache sollte sich ein technischer Defekt herausstellen - ein Raub der Flammen wurde. Bei dem Gebäude handelte es sich um eine ehemalige Schmiede. Sie war gebaut worden, nachdem die erste Schmiede - gebaut exakt vor 125 Jahren - in der Ortsmitte von Dietfurt mit Haushalts- und Eisenwarenhandlung - zu klein wurde. Josef und Clement Wittl errichteten im Jahr 1928 die Halle am Ortsrand als Produktionsbetrieb für landwirtschaftliche Maschinen, hier wurden Dreschmaschinen verkauft.

Mit landwirtschaftlichen Maschinen handelt die Firma Wittl heute längst nicht mehr, aber der Tradition des Dietfurter Familienunternehmens sieht sie sich damals wie heute verpflichtet. In dem Gebäude, das in Größe und Form dem der abgebrannten Halle entsprechen wird, entsteht ein modernes Fahrradzentrum. "Wir mussten wegen des Baurechts innerhalb von drei Jahren mit dem Wiederaufbau beginnen", erzählt Wittl. Nachdem der Schock einigermaßen verdaut war, erkannten sie die "einmalige Chance für die zukunftsfähige Ausrichtung des Fahrradgeschäfts". Gleichzeitig wird großer Wert auf die Tradition des Hauses gelegt, die markante Fensterreihe mit Rundbögen im ersten Stock wird es auch im neuen Gebäude geben. Rund 700 Quadratmeter wird das Fahrradcenter haben, ebenso viel wie das derzeitige Fahrradgeschäft in der Bahnhofstraße. Der Zeitplan sieht einen Umzug beziehungsweise eine Neueröffnung "Ende 2020 oder Anfang 2021" vor, so Freihart. Zehn Angestellte werden nach seinen Angaben am Wittl-Hammer unweit von Griesstetten Fahrräder verkaufen und in der dazu gehörigen Werkstatt warten und reparieren. "Hier bieten sich völlig neue Möglichkeiten hinsichtlich des Platzangebots und der Präsentation unserer Produktpalette", sagt Otto Freihart.

Durch den Umzug der Fahrradabteilung wird natürlich die Fläche im ersten Stockwerk des Geschäfts in der Bahnhofstraße frei. Hier legt Christa Wittl großen Wert auf die Feststellung, dass das Geschäft mit einer Gesamtgröße von rund 3000 Quadratmetern weitergeführt und nicht geschlossen wird. "Alles ist möglich", sagt sie. Sortiment und Erscheinungsbild der Firma Wittl, die in diesem Jahr auf eine 125-jährige Betriebsgeschichte zurückblicken kann, hätten sich im Laufe der Zeit immer wieder gewandelt. Natürlich sei es schwieriger, zwei Geschäfte zu führen, doch nehmen die Wittls die Herausforderung an. Gefragt seien zukunftsfähige Modelle, "Wir denken auch über mögliche Teilhaber und Geschäftsführer für unser Stammhaus nach", so Wittl.

Eines hat sich laut Christa Wittl nicht geändert: Sie glaubt fest daran, dass"ein Geschäft unserer Größe auch außerhalb von Großstädten und Ballungszentren Bestand haben kann und Dietfurt als Einkaufsstadt bereichert" - auch in Zeiten des Online-Handels. Die Kunden könnten sich weiter auf sie verlassen.