Breitenbrunn
Fällen oder nicht?

Rascher Bürger diskutieren bei Ortstermin, was mit der Linde im Dorf passieren soll

30.10.2020 | Stand 02.12.2020, 10:14 Uhr
Auch nach dem Ortstermin, bei dem rund 20 Bürger anwesend waren, ist unklar, wie es mit der Linde weitergeht. −Foto: Sturm

Breitenbrunn/Rasch - Die Frage, ob im Breitenbrunner Dorf Rasch eine Linde gefällt werden darf oder nicht, führt zu gegensätzlichen Meinungen innerhalb der Bürgerschaft und könnte sogar noch Juristen beschäftigen.

Eine Bürgerbefragung in dieser Woche ging jedenfalls aus wie das Hornberger Schießen. Der Schwarze Peter, eine Entscheidung treffen zu müssen, liegt jetzt wieder beim Marktrat.

Im Dorf Rasch steht im Bereich der Einmündung des Steinbühlweges in die Kirchenstraße auf Gemeindegrund eine das Ortsbild prägende, ungefähr zwischen 40 und 50 Jahre alte Zwiesel-Linde. Ein Anlieger möchte, dass der seiner Meinung nach stark geschädigte Baum gefällt wird. Unter anderem befürchtet er im Falle eines Umbrechens der Linde, dass sein Wohnhaus gefährdet wird. Der Rascher Marktrat und dritte Breitenbrunner Bürgermeister Benedikt Habermann hatte dazu zur Oktobersitzung des Marktrates einen entsprechenden Antrag eingereicht. Nach einigem Hin und Her hatte man sich daraufhin geeinigt, vor einer endgültigen Entscheidung bei einem Ortstermin die Meinung der Rascher Bürger einzuholen.

Zu dem angesetzten Ortstermin konnte Bürgermeister Johann Lanzhammer (FW) jetzt mehr als 20 Personen begrüßen, darunter auch viele Markträte. Der Rathauschef erinnerte daran, dass die Linde nach Ansicht des geprüften Natur- und Landschaftspflegers Ludwig Weigert aus Wissing und von Kreisfachberater Franz Kraus aus Breitenbrunn noch lange Zeit stehen bleiben und ihre positive Wirkungen auf Klima, Luftverbesserung und dergleichen erfüllen könne. Durch eine Kronensicherung mit elastischen Bändern sei die Gefahr eines Umstürzen des Baumes auf anliegende Gebäude zwischenzeitlich beseitigt worden. Kraus bekräftigte seine Ansicht nochmals vor Ort: "Der Baum steht auf einem idealen Standort und hat eine gesunde Wurzel. Er ist meines Erachtens standsicher, ihn jetzt zu beseitigen, wäre ein Verlust für das Ortsbild und die Ökologie. "

Dem widersprach der Hausbesitzer, der den Baum gefällt sehen möchte, mit deutlichen Worten. Engelbert Graf senior, der jahrzehntelang als Forstwirt im Staatswald tätig war, erklärte erbost: "Ich kann diese Argumente nicht mehr hören. Die Linde ist im Zwiesel offen und einen dreiviertel Meter tief morsch. " Zum Beweis dafür hatte er einen Eisenstab in die Öffnung geschoben. Graf und seine Schwiegertochter betonten: "Wenn der Baum gesund wäre, wäre das alles keine Frage. Aber in seinem Zustand stellt er eine Gefahr für unser Haus und für die gesamte Familie dar. " Graf schlug vor, den Baum zu fällen und dafür eine Hainbuche zu pflanzen. Er warf Kraus vor, den Baum erhalten zu wollen, "koste es, was es wolle".

Aus den Reihen der Dorfbewohner kam keine klare Meinungsbildung. Während sich Anlieger eher für eine Fällung aussprachen, waren weniger direkt Betroffene mehr dafür, ihn stehen zu lassen. Das veranlasste dritten Bürgermeister Habermann zu der Aussage: "Ich befürchte, dass hier Fronten entstehen im Dorf und das will ich nicht. " Habermann befürchtete außerdem, dass man künftig immer wieder mit demselben Problem konfrontiert werde. Lanzhammer wiederum sagte zu, den Baum, sollte der stehen bleiben, einer jährlichen, dokumentierten Prüfung zu unterziehen. Außerdem werde man mit einer Kanal-Befahrung klären, ob das Wurzelwerk eine Gefahr für den Kanal darstelle. Ferner nahm Lanzhammer den Vorschlag auf, mit einer zeitnahen Probebohrung am Stamm feststellen zu lassen, wie tief die Linde bereits geschädigt beziehungsweise faul ist.

Nun darf man gespannt sein, wie die Entscheidung im Marktrat am Montag, 9. November, ausgeht. Graf behielt sich in einem Gespräch mit unserer Zeitung jedenfalls schon einmal rechtliche Schritte vor, sollte die anders ausfallen, als von ihm beantragt.

swp